Umweltverband kritisiert Luftfahrtlobby wegen unanständiger Kampagne
Der Umweltverband BIG Fluglärm in Hamburg kritisiert den Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) scharf für dessen Forderung nach einer Entlastung von 10 € pro Fluggast. Diese sogenannte Standortkosten-Debatte, die insbesondere auf die Luftverkehrsteuer zielt, ist aus Sicht des Umweltverbands weder sachlich noch klimapolitisch begründet – sondern Ausdruck eines anhaltenden Lobbydrucks ohne Maß und Mitte.
Das DLR-Gutachten vom März 2025, beauftragt vom Bundesverkehrsministerium, zeigt eindeutig: Nur 3,2 Prozent der rückläufigen Verkehrsentwicklung ab Deutschland lassen sich durch überdurchschnittlich gestiegene Standortkosten erklären. Die Luftverkehrsteuer ist darin nicht einmal isoliert quantifiziert. Entscheidender sind laut DLR-Gutachten:
verändertes Reiseverhalten (mehr Bahn, weniger Flug),
strukturelle Marktveränderungen,
geopolitische Krisen und
wirtschaftliche Schwäche in Deutschland.
Gleichzeitig betont das Umweltbundesamt (UBA) in seiner aktuellen Studie zur Lenkungswirkung von Energiepreisbestandteilen die Bedeutung solcher Steuerinstrumente für die Erreichung der Klimaziele. Eine Absenkung – wie vom BDL gefordert – würde die letzten noch bestehenden klimapolitischen Hebel im Luftverkehr weiter schwächen.
Dazu erklärt Martin Mosel, Vorsitzender des Umweltverbands BIG Fluglärm in Hamburg:
„Für exakt 10 Euro pro Gast wird eine Kampagne geführt, als hinge das Bruttosozialprodukt am Bordkaffee. 10 Euro. Das ist, im Schnitt, der Preis für einen mittelmäßigen Snack mit Getränk am Flughafen, oder für das Parken am Terminal für knapp eine Stunde. Auch das, was ein Geschäftsreisender für seine Bordverpflegung zahlt, ist in der Regel um ein Vielfaches höher. Dennoch stilisiert der BDL diese 10 Euro zur Überlebensfrage des Standorts Deutschland.
Das DLR-Gutachten kommt zu dem klaren Ergebnis, dass Standortkosten nur 3,2 Prozent zur Verkehrsflaute beitragen. Wer daraus eine 10-Euro-Entlastungsforderung ableitet, betreibt keine Politik mit Fakten, sondern politisches Schauspiel mit Nebelkerzen.“
„Die Luftverkehrslobby will nicht lenken, sie will ausweichen. Sie fordert Entlastung, wo Verantwortung nötig wäre – und sie schreckt dabei nicht davor zurück, öffentliche Studien umzudeuten, klimapolitische Empfehlungen zu ignorieren und das Gemeinwohl den Renditeinteressen der Branche unterzuordnen“, ergänzt Mosel.
Mosel fordert die Bundesregierung auf, diesem Druck nicht nachzugeben und stattdessen die Luftverkehrsteuer als das weiterzuentwickeln, was sie sein sollte: ein Instrument klimapolitischer Steuerung, nicht ein Spielball wirtschaftspolitischer Stimmungsmache.
Pressemitteilung BIG Fluglärm