100% bio-regional ist theoretisch möglich

Hamburg und Umland können sich theoretisch Biolabelaus einem 100-Kilometer-Radius um die Hansestadt vollständig ökologisch ernähren. Das ist das Ergebnis der Masterarbeit von Sarah Joseph, die die Regionalwert AG Hamburg, die HafenCity Universität Hamburg und die Kühne Logistics University vorstellten. Voraussetzungen sind, dass 75 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für Nahrungsmittelanbau genutzt werden und der Fleischkonsum sinkt. Die Beteiligten riefen dazu auf, regionale ökologische Strukturen zu stärken.

 

 

Autorin der Abschlussarbeit ist Sarah Joseph, 26 Jahre. Für ihre Fallstudie im Studiengang Resource Efficiency in Architecture and Planning (REAP) an der HafenCity Universität ermittelte die aus den USA stammende Autorin den Flächen-Fußabdruck verschiedener Ernährungsweisen. Anschließend wandte sie die Ergebnisse auf die Region Hamburg an. Sarah Joseph sagt: „In regionaler, ökologischer Ernährung liegt ein großes Potential: Eine nachhaltige Landwirtschaft, gesündere Lebensmittel und viel geringere negative Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Natur.“

Ulf Schönheim, Vorstand der Regionalwert AG Hamburg und einer der Interviewpartner für die Abschlussarbeit, sagt: „Eine ökologische regionale Landwirtschaft hilft, zu wahren Preisen für Lebensmitteln zu kommen. In der heutigen, industrialisierten Landwirtschaft fallen die wahren Kosten woanders an.“ Aus diesen Gründen werde eine weitgehende Ökologisierung der Landwirtschaft häufig gefordert, so Schönheim weiter. „Mit Sarah Josephs Fallstudie gibt es jetzt Zahlen für die Metropolregion Hamburg, unter welchen Bedingungen das möglich ist. Das gibt Stadt und Region wichtige Hinweise auf dem Weg zur Bio-Stadt.“ Die Stadt Hamburg ist vor Kurzem dem Netzwerk Bio-Städte beigetreten. Schönheim: „Die Nachfrage von Stadt, Ländern und Kommunen ist extrem wichtig. In Kopenhagen versorgen sich öffentliche Kantinen inzwischen zu rund 80 Prozent mit Bio-Lebensmitteln – häufig aus regionaler Herkunft. Das hat immense positive Effekte auf die ökologische Landwirtschaft der Region.“

Professorin Irene Peters von der HafenCity Universität, Erstbetreuerin der Masterarbeit, sagt: „Wie und wo wir unsere Lebensmittel herstellen, berührt elementar viele Bereiche, in denen wir dringend mehr Nachhaltigkeit brauchen: Böden, Wasser, den Regenwald, der vom Futtermittelanbau für die Intensivtierhaltung bedroht ist – unseren Umgang mit lebenswichtigen Naturressourcen überhaupt.“

Hanno Friedrich, Professor an der Kühne Logistics University und Ko-Betreuer, sagt: „Die Berechnungen nehmen eine andere Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen an. Das ist zunächst zwar hypothetisch, bietet aber eine gute Diskussionsgrundlage. Eins ist dabei aber klar: Regionale Lebensmittel machen die Versorgung der Bevölkerung unabhängiger und damit sicherer.“

Die Abschlussarbeit zeigt, dass insbesondere der Fleischkonsum sinken muss, damit sich die Bevölkerung im Raum Hamburg vollständig ökologisch und regional versorgen kann. Sarah Joseph: „Fleischerzeugung ist der größte Flächenfresser. Meine Ergebnisse zeigen, dass sich schon mit zwei fleischfreien Tagen pro Woche 92 Prozent der Bevölkerung aus einem Radius von 100 Kilometern rund um Hamburg ernähren lassen. Bei drei bis vier fleischfreien Tagen sind es sogar hundert Prozent.“ Der Fleischkonsum würde am besten durch einen höheren Verzehr an Hülsenfrüchten wie Bohnen und Erbsen kompensiert, so Sarah Joseph. Das entspräche auch den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und helfe, den Böden Stickstoff zuzuführen.

Mehr Infos: http://regionalwert-hamburg.de

Pressemitteilung Regionalwert AG HH

Dieser Beitrag wurde unter Klima / Energie / Umwelt, Natur, Verbraucher / Datenschutz veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.