19 junge Kiebitze ausgewildert

Geglückter Umzug: NABU und Bezirksamt Altona wildern 19 junge Kiebitze in der Wedeler Marsch aus / Rettungsaktion zeigt: Kiebitzen fehlt es an Lebensraum in Hamburg

 

Acht junge Kiebitze wurden heute an der Carl Zeiss Vogelstation in der Wedeler Marsch in die Freiheit entlassen. Bevor die jungen Vögel zum ersten Mal die satten Feuchtwiesen erkunden konnten, wurden sie noch vom Ornithologen Dominic Cimiotti (NABU Bergenhusen) beringt, gemessen und gewogen.

Erfreut über den Zuwachs zeigt sich auch Marco Sommerfeld, Leiter der Carl Zeiss Vogelstation vom NABU Hamburg: „In diesem Jahr konnten wir insgesamt 19 Kiebitze auswildern. Die Wedeler Marsch bietet den Wiesenvögeln optimale Lebensbedingungen, die sie so im städtischen Raum von Hamburg kaum noch finden. Anhand der farbigen Ringmarkierungen können wir nun schnell erkennen, ob sich die Vögel ihren Artgenossen anschließen und hoffentlich im nächsten Frühjahr von ihrer Winterreise zurückkehren.“

Der Nachwuchs stammt ursprünglich aus den Gelegen zweier Kiebitzpaare, die sich nach der Bebauung des Wohngebietes Othmarschen Park jedes Jahr aufs Neue die begrünten Flachdächer als Brutplatz auswählen. Dank des engagiertem Einsatzes von Lars Andersen und Hennig Kunze wurde die „Aktion Kiebitzrettung“ im letzten Jahr ins Rollen gebracht. Sie haben die Brutaktivitäten regelmäßig beobachtet und anschließend rechtzeitig die Eier eingesammelt. Denn die jungen Kiebitzküken hätten an diesen Brutstätten keine Überlebenschancen. Die Wiesenvögel sind nach dem Schlüpfen nicht in der Lage, das Flachdach für die Nahrungssuche zu verlassen. Außerdem fehlen um das Wohngebiet ausreichende Wasserflächen. Die Vogelbeobachter Andersen und Kunze machten das Bezirksamt Altona auf die brütenden Kiebitze aufmerksam und forderten eine Lösung für die gefährdeten Vögel. Das Bezirksamt beschloss daraufhin, die Eier künstlich ausbrüten zu lassen.

Die heutige Auswilderung aus nächster Nähe hat sich Stephan Landgraf vom Bezirksamt Altona direkt vor Ort angeschaut. Schließlich hat der Bezirk seit 2007 die Patenschaft für den Kiebitz übernommen. An der Grenze zu Hamburg, in der Wedeler Marsch, haben seine Schützlinge nun ein neues Zuhause gefunden.

Hingegen hat es der Kiebitz im Stadtgebiet von Hamburg sehr schwer noch geeignete Lebensräume zu finden. Früher gehörten diese Wiesenvögel zu den weit verbreiteten Arten in Hamburg. Doch der Bestand nimmt seit Jahren durch immer weitgreifende Bebauung von Grünflächen rasant ab. In Hamburg hat er sich innerhalb von 15 Jahren halbiert: heute brüten nur noch 310 Paare hier.

Trotz der geglückten Rettungsaktion, bleiben die Kiebitze für Marco Sommerfeld daher seine Sorgenkinder:
„Junge Kiebitze in die Freiheit zu entlassen, ist schon ein besonderer Glücksmoment. Doch ein weinendes Auge bleibt. Gerade im Bezirk Altona sind für den Erhalt der Population kaum noch geeignete Lebensräume vorhanden. Ein Schritt den Kiebitz wieder in Altona zu halten bzw. ihm Lebensraum anzubieten, wäre die Umsetzung des Bebauungsplans der Feldmark Rissen-Sülldorf mit einer möglichst umfangreichen Festsetzung von Ausgleichsflächen. Es braucht gezielte Maßnahmen, so dass die Kiebitze sich auch wieder in der Osdorfer und Rissen-Sülldorfer Feldmark ansiedeln können.“

Kiebitze sind sehr standorttreu. Die Gelege in Othmarschen stammten von Kiebitzpaaren, die bereits vor der Bebauung der Brachfläche hier gebrütet haben. Wiesenvögel wie der Kiebitz benötigen feuchtes und offenes Grünland, Brachen oder Überschwemmungsflächen. Diese Lebensraumansprüche werden in Hamburg nur noch selten erfüllt. Bebauung und intensive Landwirtschaft nehmen immer mehr Flächen in Anspruch und lassen dem Kiebitz immer weniger Raum zum Leben.

Pressemitteilung NABU Hamburg

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