Die deutschen CO2-Emissionen sind im Jahr 2015 lediglich um 0,3 Prozent gesunken, wie das Umweltbundesamt am 30. Januar berichtet. Damit rückt das Ziel der Bundesregierung in weite Ferne, den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken.
Es kommentiert Greenpeace-Energieexperte Niklas Schinerl:
„Das deutsche Klimaziel besteht aus wenig mehr als warmen Worten. Schuld daran ist der verscheppte Kohleausstieg der Bundesregierung und das Bremsen der Autoindustrie. Der Verkehrssektor liefert keinerlei Beitrag zum Klimaschutz. Im Gegenteil: In den vergangenen Jahren stieg der CO2-Ausstoß sogar wieder. Ändern wird sich das nur mit deutlich weniger Autos, einem mittelfristigen Plan zum Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor und Anreize für den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel.“
Greenpeace-Aktivisten protestieren auf Berliner Siegessäule für saubere Luft
Jüngste Zahlen: Massives Stickoxid-Problem in vielen Großstädten
Aus Protest gegen die anhaltend schlechte Stadtluft haben Greenpeace-Kletterer der Skulptur auf der Berliner Siegessäule heute eine Atemschutzmaske aufgesetzt und in knapp 70 Metern Höhe ein Banner mit der Aufschrift „Atemlos durch die Stadt“ gehisst. Heute veröffentlichte Daten des Umweltbundesamtes (UBA) zeigen, dass zahlreiche deutsche Städte den EU-Grenzwert für Stickoxid auch 2016 überschritten, manche erheblich. Stickoxid führt zu Asthma und Herzkreislauferkrankungen. Der giftige Luftschadstoff stammt hauptsächlich aus Dieselmotoren und verursacht pro Jahr alleine in Deutschland mehr als 10.000 vorzeitige Todesfälle, wie die Europäische Umweltagentur errechnet hat. „Der Autoverkehr sorgt weiter für dicke Luft in deutschen Städten“, sagt Greenpeace-Sprecherin Gesche Jürgens. „Verkehrsminister Dobrindt sieht tatenlos zu, wie schmutzige Dieselautos weiter die Gesundheit von Zehntausenden Stadtbewohnern gefährden. Städte brauchen endlich wirksame Werkzeuge, um die schmutzigsten Autos raus zu halten.“
Zum Schutz der Bevölkerung fordert Greenpeace Fahrverbote, wenn Grenzwerte nicht eingehalten werden. Ein Mittel dazu wären Umweltzonen auf Basis einer blauen Plakette. Damit könnten Autos mit besonders hohem Stickoxidausstoß ausgeschlossen werden. „Mittelfristig müssen Verbrennungsmotoren ganz raus aus der Stadt“, fordert Jürgens. „Deutsche Städte müssen Radfahrern, gemeinsam genutzten E-Autos und dem öffentlichen Nahverkehr klar Vorrang einräumen.“
UBS Bank: Diesel in zehn Jahren „nahezu vollständig“ verschwunden
Mehr als die Hälfte der verkehrsnahen Messstationen des UBA zeigen auch für das Jahr 2016 zu hohe Stickoxidwerte. Diese Quote nimmt seit Jahren kaum ab. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO genügen lassen schon langfristig um zehn Mikrogramm erhöhte NO2 Werte die Zahl vorzeitiger Todesfälle um bis zu acht Prozent steigen. Die Europäische Umweltagentur nennt Luftverschmutzung das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko.
Seit Beginn des VW-Abgasskandals im Herbst 2015 steht der Diesel massiv unter Druck. Die Schweizer UBS Bank geht in einem Report davon aus, dass Dieselautos innerhalb der kommenden zehn Jahre „nahezu vollständig“ vom Markt verschwinden werden. Inzwischen ist breit dokumentiert, dass ein Großteil der Hersteller Dieselmodelle verkauft, die auf der Straße mehr giftiges Stickoxid ausstoßen als erlaubt. Viele überschreiten die Grenzwerte um ein Vielfaches. Erste Städte ziehen Konsequenzen. Oslo hatte im Januar wegen schlechter Luft ein zweitägiges Fahrverbot für Dieselautos verhängt. Madrid, Paris und Athen haben beschlossen, ab dem Jahr 2025 Dieselwagen in der Innenstadt ganz zu verbieten.
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