Die Umweltbehörde hat den Prüfprozess zur Machbarkeit der Nutzung namibischer Buschbiomasse bis auf weiteres ausgesetzt. Vor einem Jahr hatte die Umweltbehörde auf Anfragen aus Namibia einen ergebnisoffenen Prozess gestartet, um die Chancen für eine energetische Nutzung von namibischer Buschbiomasse in Hamburg zu prüfen. Für beide Seiten sollten sich dabei Vorteile erwirken.
Dafür sollte in Arbeitsgruppen unter Einbindung namibischer und deutscher Expertinnen und Experten aus NGOs, Wissenschaft und Verwaltung die technische Machbarkeit sowie wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte geprüft werden.
In einem Zwischenergebnis hat sich herausgestellt, dass eine Verbrennung der Buschholzbiomasse (Häcksel oder Pellets) in einem Fernwärmekraftwerk zwar perspektivisch technisch möglich ist. Das städtische Unternehmen Wärme Hamburg sieht allerdings kurzfristig, in den nächsten zwei bis drei Jahren, ohne wirtschaftlich relevante Umbauten keine Möglichkeit der Nutzung von großen Mengen an Buschbiomasse.
Die im Prozess diskutierte Herausforderung einer umfassenden Ökobilanzierung der Entnahme und Verwendung von Biomasse sowie die darüber hinausgehenden entwicklungspolitischen und sozio-ökonomischen Fragen kann die Umweltbehörde als Landesbehörde fachlich nicht abschließend beantworten und wird diese deshalb an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) weiterreichen, mit der Bitte, diese eingehender zu beleuchten.
Derzeit bereitet die Umweltbehörde einen Bericht zum aktuellen Stand des Prüfprozesses vor. Im Spätsommer soll dieser mit allen Beteiligten in den Arbeitsgruppen diskutiert werden.
Pressemitteilung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA)
Stopp des Biomasse-Projekts: BUND begrüßt die Entscheidung, den Prozess auszusetzen
Hamburg muss Energiewende regional mit erneuerbaren Energien organisieren / Entscheidung geht nicht weit genug / Holzverbrennung ist keine Alternative zur Kohle
Der Hamburger Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt die Entscheidung der Umweltbehörde (BUKEA), den Prüfprozess zur Nutzung namibischer Buschbiomasse zur Verbrennung in Hamburg auszusetzen. Die Entscheidung gehe jedoch nicht weit genug. Die Behörde müsse sich von der Idee, einen Teil ihrer Energiewende mit Holzimporten zu organisieren, endgültig verabschieden.
Dazu Christiane Blömeke, Vorsitzende des BUND Hamburg: „Die BUKEA wollte sich beim Kohleausstieg in Tiefstack einen schlanken Fuß machen und einfach den Brennstoff von Kohle auf Holz umstellen. Jetzt hat sie festgestellt, dass sich dies aufgrund technischer Probleme nicht wirtschaftlich darstellen lässt und hat das Interesse am Projekt verloren. Die Motivation dafür, den Prozess auszusetzen, ist falsch, der Schritt ist richtig. Konsequent wäre, die Prüfung endgültig zu den Akten zu legen.“
Aus Sicht des BUND zeigt die aktuelle Entscheidung der BUKEA deutlich, dass diese auch nach fast einem Jahr des Prüfprozesses keine fundierten Aussagen zu wissenschaftlichen und ökologischen Aspekten vorweisen könne.
„Sowohl die Gutachtenlage als auch die vielfältigen Interessen und Akteure in diesem Prozess sind derart widersprüchlich und unübersichtlich, dass die Behörde bis heute keine faktenbasierten Aussagen treffen kann. Hamburg muss deshalb die Finger von diesem Projekt lassen und zu hundert Prozent auf umweltschonende, regionale und erneuerbare Energiequellen setzen“, so die BUND-Vorsitzende Christiane Blömeke.
Pressemitteilung BUND Hamburg