NABU fordert jährliche Statistik von Bezirksämtern
Hamburg verliert Jahr für Jahr wertvolle Bäume. Der NABU wendet sich zum heutigen Tag des Baumes mit einem Schreiben an alle Bezirksämter und fordert ein Transparenzregister für Baumfällungen auf privatem Grund.
Während es für Straßenbäumen bereits ein etabliertes und transparentes System gibt, bleiben für Baumverluste auf privaten Flächen nur grobe Schätzungen. Der Bezirk Altona geht bereits mit gutem Beispiel voran.
„Baumfällungen und Grünverluste werden in der Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt und sehr emotional begleitet. Daher muss Klarheit über die tatsächlichen jährlichen Baumverluste geschaffen werden, über die bisher in der Öffentlichkeit nur spekuliert wird. Der NABU sieht die transparente Übermittlung von Informationen zum Baumbestand, Fällungen und Ersatzpflanzungen als unerlässlich an, damit Bürger*innen sich aktuell informieren können und die Entwicklung des gesamten Hamburger Baumbestands nachvollziehbar wird“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.
Nach Kenntnis des NABU legt alleine der Bezirk Altona dem Grünausschuss der Bezirksversammlung monatlich eine Liste mit Fällungen auf Privatgrund vor. Damit kann jede Fällung, der Fällgrund und deren Ersatz in Altona nachvollzogen werden. Zudem veröffentlicht der Bezirk Altona jährlich eine übersichtliche Fällbilanz der privaten Bäume. In Altona fallen demnach jährlich etwa 2000 private Bäume und der nachgewiesene Baumersatz liegt bei lediglich 6,5 %. Einige Bezirke machen zwar Angaben zu privaten Fällungen als Antwort auf politische Anfragen, eine regelmäßige Bilanz gibt es jedoch nicht. Daher hat der NABU anlässlich des heutigen „Tag des Baumes“ alle übrigen Bezirke aufgefordert, die Fällungen auf Privatgrund transparenter zu machen und eine jährliche Bilanz nach dem Vorbild Altonas zu veröffentlichen.
Bäume leisten viele als Ökosystemdienstleistungen bezeichnete Beiträge für Lebensqualität und Artenvielfalt: Sie prägen das grüne Stadtbild, mildern das Stadtklima, produzieren Sauerstoff und bieten außerdem Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Tierarten. Auch für den Klimaschutz sind Bäume äußerst relevant.
„Es hat enorme Auswirkungen auf Mensch und Natur, wenn der Baumbestand schwindet. Umso wichtiger ist es, einen aktuellen Überblick über den Baumbestand zu haben, damit rechtzeitig gegengesteuert werden kann, um einen massiven Baumschwund aufzuhalten“, mahnt Dr. Katharina Schmidt, Referentin für StadtNatur beim NABU Hamburg.
Hintergrund:
Derzeit gibt es keine öffentlich zugänglichen konkreten Zahlen zum Hamburger Baumbestand auf Privatgrund und dessen Entwicklung, sondern nur grobe Schätzungen. Im Gegensatz dazu ist die Veröffentlichung von Zahlen zu den Straßenbäumen bereits etabliert. Die Informationen sind öffentlich und Bürger*innen können sich über das Portal „HamburgService – Online-Dienste der Bezirksversammlungen“ in den Sitzungsdokumenten einen Überblick über Fällungen, Fällgründe und Nachpflanzungen verschaffen. Darüber hinaus gibt es das jährlich aktualisierte Hamburger Straßenbaumkataster, das Informationen zu den Bäumen im Bestand bereithält.
Pressemitteilung NABU Hamburg
Tag des Baumes 2022: Pflanzt mehr heimische Bäume!
Zum „Tag des Baumes“ am 25. April fordert der BUND Landesverband Schleswig-Holstein alle Schleswig-Holsteiner*innen auf, mehr Bäume zu pflanzen und zu erhalten. Der BUND weist auf die Schutzwürdigkeit und die Bedeutung von Bäumen hin. Bäume sind ökologisch wertvoll, multifunktional und können Geschichte(n) erzählen. Besonders vor dem Hintergrund des Klimawandels sollten sie viel mehr Beachtung finden.
Der BUND empfiehlt allen Gartenbesitzer*innen neue, einheimische Arten und Sorten zu pflanzen und bittet alle Baumbesitzer*innen, alte Bäume bis zu deren natürlichen Ende im Garten zu belassen. Selbst Totholz kann ästhetisch im Garten integriert werden und damit der Tierwelt weiterhin als Lebensraum zur Verfügung stehen.
„Wir können gar nicht genug Bäume pflanzen! Jeder Baum, der stehen gelassen werden kann oder neu gepflanzt wird, zählt. Die Auswahl an heimischen Arten ist riesig: Von alten Apfelsorten, über Schwedische Mehlbeere bis hin zur Eiche. Auch Totholz kann als Sitzplatz, Wegbegrenzung oder als Totholzhecke Insekten und Igeln dienen oder mit einheimischen Kletterpflanzen wie beispielsweise Clematis berankt werden.“, erläutert Bini Schlamann, Biodiversitäts- und Agrarreferentin des BUND Landesverbands, die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten.
Bäume bieten wertvollen Lebensraum für Vögel, Insekten, Pilze und Flechten, sie sind wichtig für Artenvielfalt, Wasserhaushalt, Boden und für die Gesundheit der Menschen. Bäume stellen in Wäldern, Alleen, Knicks, Gärten und Parks ein unersetzbares Refugium für seltene und gefährdete Tier-, Pflanzen- und Pilzarten dar. Bäume sind gut für die Gesundheit und für die Seele der Menschen. Alte Bäume können Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählen – man muss nur nach Menschen suchen, die sie erlebt haben. Sie sind in Städten und Dörfern zudem wertvolle Schattenspender und Temperaturregulierer in Zeiten des Klimawandels. “Die Sommer werden noch heißer. Und jetzt schon können wir uns an heißen Tagen freuen, wenn wir Schatten unter einem kühlenden Baum finden – zu Fuß, mit Rad und sogar beim Parken mit dem Auto“, so Bini Schlamann. Bäume sind Schattenspender und regulieren die Temperatur der Umgebung. Diese Vorteile haben auch bereits viele Stadtplaner*innen und Kommunen bei der Gestaltung von öffentlichen Flächen aber auch bei der Gestaltung ganzer Stadtgebiete für sich entdeckt. Nicht zuletzt können alte Baumbestände auf Grundstücken sogar den Wert von Immobilien aufwerten.
Pressemitteilung BUND Schleswig-Holstein