26. Weltklimakonferenz in Glasgow

Nationale Klimapläne und umstrittener globaler Kohlenstoffmarkt zentrale Themen
Am Sonntag (31.10.) beginnt in Glasgow die 26. Weltklimakonferenz (COP26). Zwei Wochen lang verhandeln Vertreter:innen von rund 200 Ländern über weitere Schritte zum Schutz des Klimas. Nachgebesserte nationale Klimapläne sind dabei ein zentrales Thema. Schwierige Verhandlungen über den umstrittenen weltweiten Kohlenstoffmarkt ein weiteres.

 

Lisa Göldner, Greenpeace-Klimaexpertin: “Noch immer klafft eine riesige Lücke zwischen den bisherigen Klimaplänen der Staaten und dem vor sechs Jahren in Paris vereinbarten Ziel, die Erderhitzung auf 1,5°C zu begrenzen. Millionen von Menschen die bereits heute unter der Klimakrise leiden und sich eine sichere Zukunft für ihre Kinder und Enkelkinder wünschen, erwarten, dass diese Konferenz das Versprechen von Paris einlöst und die Emissionen endlich schnell zu sinken anfangen. Dazu müssen alle Staaten noch eine deutliche Schippe drauflegen und das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas unverzüglich zurückfahren.

Statt mit CO2-Kompensationen zu handeln und so von der eigentlichen Aufgabe abzulenken, den CO2-Ausstoß schnell zu senken, brauchen wir unmissverständliche Bekenntnisse zu höheren Anstrengungen. Die am meisten vom Klimawandel betroffenen Staaten erwarten von den Industriestaaten zusätzliche Zusagen für die Finanzierung von Klimaschutz, Klimaanpassung und klimabedingte Schäden und Verluste.”


Weltklimakonferenz beginnt – Greenpeace-Aktivist:innen markieren 1,5-Grad-Grenze vor Lützerath

Braunkohle unter Dörfern bei Garzweiler muss im Boden bleiben

Mit einer symbolischen roten Linie zwischen der Ortschaft Lützerath und dem Braunkohletagebau Garzweiler in Nordrhein-Westfalen protestieren 35 Greenpeace-Aktivist:innen heute seit den frühen Morgenstunden gegen die drohende Zerstörung des Dorfes durch den Kohlekonzern RWE. Auf der Landstraße 277 haben sie eine 150 Meter lange von Feuer gesäumte rote Stoffbahn ausgelegt. In der Mitte des Stoffs steht „1,5°C LIMIT“, auf Transparenten ist „1,5°C heißt: Lützerath bleibt!“ zu lesen. RWE plant, Lützerath und weitere fünf Dörfer abzureißen, um den Tagebau zu erweitern. Damit Deutschland seinen Beitrag zur Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad einhalten kann, darf die Kohle unter diesem Gebiet nicht mehr gefördert werden, berechnet eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Wenn es die verhandelnden Parteien in Berlin mit ihren Klimaschutzversprechen ernst meinen, dann ziehen sie den Kohleausstieg verbindlich auf spätestens 2030 vor“, sagt Bastian Neuwirth, Klimaexperte von Greenpeace. „Wer die Klimakrise bremsen will, darf die Zerstörung von Dörfern für den Klimakiller Braunkohle nicht mehr zulassen“.

Klimakonferenz startet – Weltgemeinschaft bisher nicht auf Paris-Kurs

Im schottischen Glasgow beginnt heute die 26. UN-Klimakonferenz (COP26), bei der es um weitere Schritte geht, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Jüngste UN-Berechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass alle internationalen Anstrengungen zusammengefasst längst noch nicht ausreichen, um die Erderhitzung auf unter 2, geschweige denn 1,5 Grad zu begrenzen. Selbst wenn alle Länder ihre bisher vorgelegten nationalen Klimapläne umsetzen, würde sich dem Bericht zufolge die Erde bis zum Ende des Jahrhunderts um 2,7 Grad erhitzen.

Auch mit dem von der scheidenden Bundesregierung im Sommer beschlossenen Klimaschutzgesetz lassen sich die Pariser Ziele noch immer nicht einhalten. Das Analyseprojekt Climate Action Tracker (CAT) stellte Deutschland in seinem weltweiten Ranking zur Einhaltung der Klimaziele im September das Zertifikat „ungenügend“ aus. „In Glasgow wird verhandelt, in Lützerath entschieden“, so Neuwirth. „Will Deutschland international Glaubwürdigkeit beweisen, muss die neue Bundesregierung beim Klimaschutz sofort liefern. Das heißt im ersten Schritt: die Kohlebagger vor Lützerath stoppen.“

Pressemitteilungen Greenpeace


“EU-Staaten müssen ihren Zusagen nachkommen“
Weltklimakonferenz in Glasgow startet

Rund 200 Staaten ringen ab Sonntag bis Mitte November zwei Wochen lang darum, wie die Klimakrise eingedämmt werden kann. Schon jetzt hat sich die Erde um rund 1,2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit erhitzt. Die bereits sichtbaren fatalen Folgen: Je nach Region gibt es mehr Hitzewellen, Dürren und Waldbrände sowie Starkregen, Stürme und Überschwemmungen.

Delara Burkhardt, umweltpolitische Sprecherin der Europa-SPD:

„Die reichen Vertragsstaaten, Hauptverursacher der Klimakrise, müssen ihren finanziellen Zusagen endlich nachkommen. Ihr Versprechen, ärmeren Ländern jährlich mindestens 100 Milliarden Dollar für Klimaschutz-Maßnahmen zur Verfügung zu stellen, wird wohl erst 2023 eingehalten – drei Jahre zu spät. Die Vorlage eines internationalen Finanzierungs-Fahrplans durch den deutschen Umweltstaatssekretär kann der Startpunkt für neue, verbindlichere Versprechen sein. Die EU muss hier insbesondere die USA stärker in die Pflicht nehmen, die bisher besonders wenig zur Klimaschutzfinanzierung beigetragen haben.

Die EU hat mit dem EU-Klimagesetz und ihrem neuen Ziel, bis spätestens 2050 klimaneutral zu werden, neue Standards gesetzt. Sie muss nun ihre Klimadiplomatie nutzen, um auf andere Groß-Emittenten einzuwirken, die Weltbühne zu nutzen und neue Klimapläne vorzulegen. Dass China kurz vor Beginn der Weltklimakonferenz nun endlich offiziell einen neuen Klimaplan vorgelegt hat, zeigt, dass der internationale Druck und der Paris-Mechanismus funktioniert, wonach die Vertragsstaaten alle fünf Jahre ein Update ihrer Pläne vorlegen müssen. Ich hoffe, dass weitere Staaten folgen.

Auch Deutschland ist in der Pflicht. Die Bundestagswahl hat gezeigt, dass die Bürger*innen kein “Weiter so” wollen. Deutschland kann innerhalb der EU, aber auch auf der internationalen Bühne in Glasgow für das 1,5-Grad-Ziel einstehen. Das Versprechen des Ampel-Sondierungspapiers, idealerweise bis 2030 aus der Kohle auszusteigen, war dafür ein wichtiges Signal. Internationale Klimakonferenzen sind oft mühselig. Manchmal scheinen sie erfolglos. Doch alle Mühen lohnen sich, denn: Jedes Zehntel Grad zählt!“

Vor der Konferenz sollte´jedes Land einen Klimaschutzplan vorlegen, mit konkreten Schritten zum Runterfahren seiner Treibhausgas-Emissionen. 2,7 Grad Celsius Erderhitzung – das ist der Wert, auf den die Welt laut dem neuesten „Emissions Gap Report 2021“ des UN-Umweltprogramms zusteuert. Der Bericht mit dem Titel “The heat ist on”, verdeutlicht abermals, dass die Erwärmung meilenweit von den möglichst 1,5 Grad Celsius Erderhitzung entfernt ist, die sich die Vertragspartner*innen des Pariser Abkommens 2015 als Ziel gesetzt haben.

Pressemitteilung SPD im EU Parlament

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