30 Jahre Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer

Hamburg ist neben Wien die einzige europäische Großstadt mit einem Nationalpark, und seine Geschichte ist eine Erfolgsgeschichte: 1990 gegründet, 2004 erweitert, 2011 Weltnaturerbe, vogelreichste Gegend im gesamten Wattenmeer und drei Mal Drehort für einen ‚Tatort‘. Hamburgs Nationalpark liegt mit einem Wildnisanteil von über 90% und mit seiner Fläche von rund 137 km² genau in der Mitte der insgesamt sechzehn deutschen Nationalparke.

 

Neben konsequentem Naturschutz geht und ging es immer auch um wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten für die Bewohner der Insel Neuwerk und die Förderung des einmaligen Naturerlebnisses für die pro Saison bis zu 100.000 Besucherinnen und Besucher.

Umweltsenator Jens Kerstan: „Unser Nationalpark ist das Herzstück des Weltnaturerbes Wattenmeer. Er war von Anfang an das am konsequentesten geschützte Gebiet mit Fischerei- und Jagdverbot sowie weitreichenden Betretungsregeln. Belohnt wird diese Politik mit einem Vogelreichtum, der zwischen Esbjerg und Den Helder seinesgleichen sucht. Jüngstes Beispiel sind die rund 370  Paare brütender Eiderenten auf Scharhörn und Nigehörn. Rund hundert Kilometer vom Rathaus taucht man in eine andere Welt ein. Großen Anteil an diesem einmaligen Naturerlebnis haben auch die Neuwerker, die dafür eine hervorragende Infrastruktur bieten. Damit können wir auch die großen Herausforderungen von Corona und Klimawandel bewältigen. Wichtig ist uns, die gute Entwicklung Neuwerks für die Bewohner mit dem Wunsch der Besucher nach einem einmaligen Naturerlebnis in Einklang zu bringen.“

Früher war der Nationalpark ein ausgedehntes Naturschutzgebiet, das nach dem verheerenden Seehundsterben 1988 in der Nordsee um fast ein Drittel auf 117 km² vergrößert wurde. Gründe: um die Lücke zwischen den bereits bestehenden Wattenmeer-Nationalparken von Schleswig-Holstein und Niedersachsen zu schließen und den Schutz der Seehunde unter dem neuen Status konsequent abzurunden. Nach seiner Gründung 1990 ging es Schlag auf Schlag: die erste Rangerin (damals noch eine große Ausnahme) beginnt 1994 mit ihrer Arbeit, 2001 wird der Park auf 137,5 km² erweitert und von der EU ins europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 eingegliedert. 2011 kommt der bisherige Höhepunkt: Der Park erhält Weltnaturerbe-Status.

Die Renaturierung des Neuwerker Ostvorlands hat den Anteil der wilden Natur im Park nochmals um rund 60 ha vergrößert. Die frühere Schaf-, Pferd- und Rinderweide hat sich in eine blühende Salzwiese entwickelt, mit Halligflieder, Strandaster, Rotschenkel, Austernfischer und Brandseeschwalbe. Hauptmaßnahmen waren das Ende der Beweidung und der Wiederanschluss des dort verlaufenden Entwässerungspriels an die Gezeiten. Das Gebiet ist für Besucher durch einen Pfad erlebbar. Die seeseitige Erweiterung des Parks um 20 km² brachte große Rastgebiete für Meeresenten und Seetaucher ins Gebiet.

Ein weiteres Standbein der Arbeit im Nationalpark ist die Besucherinformation. 2004 wurde das Nationalpark-Haus mit seiner Wattenmeer-Ausstellung eröffnet – besondere Attraktion ist das große Tide-Aquarium, das alle 80 Minuten durch Ein- und Ablassen von Meerwasser die Gezeiten nach empfindet. Ein extra Raum ist für Experimente mit Schulklassen und Seminare reserviert, 2008 startete das Programm ‚Junior-Ranger, an dem Insel- und Gästekinder gleichermaßen teilnehmen. Pro Saison bietet der Nationalpark-Ranger gemeinsam mit Mitarbeitern des ehrenamtlichen Vereins Jordsand täglich Veranstaltungen und Führungen mit unterschiedlichen Themen an.

Neuwerk ist die einzig dauerhaft bewohnte (um die 40 Personen schwankend), drei km² große Insel im Nationalpark, Sie wird zu einem Drittel durch einen Ringdeich vor Sturmfluten geschützt. Als Biosphärenreservat (seit 1992, durch die UNESCO zertifiziert) unterstützt der Nationalpark kontinuierlich die Neuwerker Wirtschaft mit Nachhaltigkeitsprogrammen.  Derzeit wird mit dem Bezirk Mitte das ‚Entwicklungskonzept Neuwerk‘ umgesetzt, das Anfang des Jahres verabschiedet wurde. Über Details wird Senator Kerstan bei seinem Besuch auf Neuwerk und Scharhörn am dritten und vierten September berichten.

Pressemitteilung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA)

Kleine Chronik Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer

09.04.1990               zwei Jahre nach dem verheerenden Seehundsterben in der Nordsee wird der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer gegründet, um die noch bestehende  Lücke zwischen den beiden anderen deutschen Wattenmeerparken zu schließen und damit den Lebensraum und damit auch die Seehunde umfassend zu schützen.

Der Verein Jordsand führt von Anfang an die schon seit 1982 auf Neuwerk begonnene und bereits seit 1937 auf Scharhörn bestehende Naturschutzarbeit im hamburgischen  Wattenmeer fort.

10.11.1992               Anerkennung des Hamburgischen Wattenmeeres als Biosphärenreservat durch die UNESCO (Ausfertigung der Urkunde am 15. Februar 1993).

Juli 1994                   Die erste Rangerin beginnt mit ihrer Arbeit.

September 1996      Scharhörn bekommt eine neue Vogelwärterhütte. Sie wird auf Lärchenpfählen gegründet und als Wohncontainer von einem Hubschrauber nach Scharhörn eingeflogen.

22.12.1998               Hamburg meldet den Nationalpark als europäisches Naturschutzgebiet für das Netz “Natura 2000”.

März 2000                Start des laufenden internationalen Umweltbeobachtungsprogramms (Monitoring) zur ökologischen Zustandserfassung  (Trilateral Monitoring and Assessment Programme, TMAP)

  • Erweiterung des Nationalparks seewärts um rund 20 km² auf insgesamt 137,5 km²

07.04.2004               Das neue „Nationalpark-Haus Neuwerk“ geht in Betrieb. Die Betreuung des neuen Infozentrums übernimmt der Verein Jordsand. Besonderes Aushängeschild des neuen Nationalpark-Hauses ist ein Tide-Aquarium („Tidarium“).

Ab August 2004       Naturschutzmaßnahme „Salzwiesenförderung im Ostvorland Neuwerks“ beginnt durch die ständige Öffnung des Siels im Sommerdeich. Von nun an kann die Tide mit Meerwasser zwei Mal am Tag einstörmen

Oktober  2008          Die Nationalpark-Station auf der Neuwerker Turmwurt (Baujahr 1904 als Leucht-turmwärterhaus) wird wegen Baufälligkeit geschlossen.

März 2009                Auf Neuwerk finden die ersten Gänsewochen mit zahlreichen Führungen statt.

Neuwerk Ostbarke (c) WUZ

September 2009      Die Ostbake im Neuwerker Vorland wird in Originalgröße und nach Originalplänen neu errichtet, nachdem sie im Januar-Sturm „Kyrill“ 2007 umgestürzt war.

27.06.2011               Der Nationalpark wird von der UNESCO als Teil des Weltnaturerbes „Das Wattenmeer/The Wadden Sea“ in die Liste des Erbes der Welt eingeschrieben. Hamburg bekommt somit seine erste UNESCO-Welterbestätte.

11.03.2013               Die neue Nationalpark-Station („Ranger-Station“) wird an gleicher Stelle wie die alte in Betrieb genommen.

31.08.2016               Auf Scharhörn und Nigehörn sammeln der Verein Jordsand und Greenpeace an diesem einen Tag rund  1,6 t Müll, hauptsächlich Reste aus der Fischereiwirtschaft.

29.10.2017               Sturm „Herwart “wirft die Nordbake auf Neuwerk um, sie wird nicht wieder aufgebaut.

06.12.2017               Im Elbe-Fahrwasser nördlich von Neuwerk/Scharhörn wird ein toter Zwergwal geborgen.

April/Mai 2018          Auf Scharhörn wird die neue Kombi-Windmess-/Vogelwartstation in Betrieb genommen.

28/30. Oktober 2018  an den Spülsäumen aller drei Inseln wird Paraffin gefunden und in den folgenden Tagen von der Hamburg Port Authority abgeräumt.

  1. Januar 2019         Im Ostvorland von Neuwerk wird zum ersten Mal eine junge Kegelrobbe gesichtet.

02.-17.04.2019         Auf Neuwerk wird zum dritten Mal ein TATORT gedreht. Titel: ‚Tschillout‘  mit Til Schweiger. Die beiden Tatorte zuvor wurden 1996 und 2001 gedreht.

Foto: Blick über das Watt nach Neuwerk © WUZ

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