300 Kilometer Radschnellnetz: die Routen stehen fest

Das Radschnellnetz der Metropolregion Hamburg geht in die Umsetzung. Jetzt liegen mit den Machbarkeitsstudien die gutachterlichen Empfehlungen für acht von neun Routen vor. Mit konkreten Vorschlägen für ein Streckennetz von rund 300 Kilometern Länge, mit denen jetzt im Detail über kommunale, Kreis- und Ländergrenzen hin gemeinsam geplant, finanziert und gebaut werden kann.

 

Die Metropolregion Hamburg hat die Untersuchung der Umsetzbarkeit von neun regionalen Radschnellwegen mit einer Millionen Euro gefördert. Damit legt sie den Grundstein für die Verlagerung von Teilen des Pendlerverkehrs vom PKW auf das Fahrrad. Mit der Fertigstellung der Machbarkeitsstudien zum Radschnellnetz ist nun der nächste entscheidende Schritt getan. Dazu der Vorsitzende des Regionsrats der Metropolregion Hamburg und Hamburgs Wirtschaftsstaatsrat Andreas Rieckhof: „Erstmals haben wir in Deutschland ein regionales Radschnellnetz entwickelt, das sich an eine halbe Million Pendlerinnen und Pendler in vier Bundesländern richtet. Insbesondere in urbanen Zentren wie Hamburg und Lübeck haben Radschnellwege das Potenzial, für spürbare Entlastungen auf den Straßen zu sorgen. Sie tragen zur Lösung vieler Herausforderungen in der grenzübergreifenden ÖPNV- und Raumplanung bei, die wir auf Empfehlung der OECD in Angriff nehmen. Vor diesem Hintergrund treiben wir in der Metropolregion Hamburg auch weiterhin die Umsetzung von Radschnellwegen voran.“

Die Metropolregion macht sich nun auf den Weg, auf Grundlage der Machbarkeitsstudien in die Umsetzung zu gehen. Dafür muss gemeinsam über kommunale, Kreis- und Ländergrenzen hin geplant, finanziert und gebaut werden.

Wo es lang geht

Die nun vorgelegten acht Machbarkeitsstudien machen zu allen Radschnellwegen konkrete Aussagen zu sinnvollen Trassenführungen und baulichen Maßnahmen. Sie lassen erkennen, dass ein Radschnellwegstandard überwiegend erreichbar sein wird. Die beauftragten Gutachterteams haben für alle Korridore konkrete Empfehlungen für Vorzugstrassen erarbeitet. Wo derzeit keine eindeutige Empfehlung möglich ist, stehen mehrere Varianten zur Auswahl. Damit sind elementare planerische Voraussetzungen für die Realisierung geschaffen. Mit den Vorzugstrassen werden Strecken zum Bau empfohlen, die möglichst viele Wohngebiete an Arbeitsplätze in Unternehmen, weiterbildende Schulen und Bahnstationen anbinden. Sie sind vorzugsweise eng mit dem Schienenverkehr verknüpft, liegen vorwiegend auf bestehenden Straßen und sind gut in Siedlungen und die Landschaft eingebettet.

Wie es weiter geht: Finanzierung sichern

Im Rahmen der Machbarkeitsstudien wurde für alle Routen eine Verbindung gefunden, die den von den Fördermittelgebern im Bund und bei den Ländern geforderten hohen Ausbaustandard ermöglicht. Damit haben die Partner die Grundlage in der Hand, um Anträge einreichen und Fördermittel einwerben zu können. Zu diesem Zweck werden in den Machbarkeitsstudien grobe Kostenschätzungen gemacht, die in der Detailplanung noch konkretisiert werden müssen. Beeinflussende Faktoren sind beispielsweise Grunderwerbs- oder Entwässerungskosten.

Die Länder werden beim Bund gemeinsam darauf dringen, sich noch stärker an der Finanzierung von Radschnellwegen zu beteiligen und Förderprogramme zu verstetigen. Die Bundesregierung stellt den Ländern im Fördertopf für Radschnellwege bis 2030 pro Jahr 25 Millionen Euro zur Verfügung. Bis 2023 sind die Mittel im Rahmen des Klimapakets auf 50 Millionen Euro verdoppelt.

Gemeinsam planen

An vielen Stellen stehen Gemeinden, Kreise und Länder kurz davor, in die Detailplanung einzusteigen, um erste Abschnitte umzusetzen. An anderen Stellen müssen vorher noch weitere Aufgaben gelöst werden. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Gutachten zum Natur- und Landschaftsschutz, um Grundstückskäufe oder um die Planung von Unter- oder Überführungen. Auch steht die Festlegung der Projekt- und Bauträgerschaft noch an. Nun sollen an den untersuchten Strecken Trassenbündnisse zwischen den zuständigen Verwaltungen geschlossen werden, in denen Arbeitsziele und Zuständigkeiten vereinbart werden, um die Umsetzung zu koordinieren und zu beschleunigen. Die Metropolregion wird den Prozess weiter unterstützen und vorantreiben und bereitet dazu ein Folgeleitprojekt vor.

Wie gebaut wird

Erfahrungen mit Radschnellwegen in anderen Regionen zeigen, dass es nicht möglich ist, ein Netz oder einzelne Strecken durchgehend und in einem Guss herzustellen. Deshalb werden Bauabschnitte gebildet, in denen dann beispielsweise Grundstückfragen oder komplexe Maßnahmen wie Brücken geklärt werden. In Hamburg geht es mit ersten Abschnitten bereits los. Dort wird zum Beispiel das alte Gütergleis an der U1 als Verbindung in Richtung Bad Bramstedt ausgebaut, so dass es möglich wird, sechs Kilometer ohne Ampeln und Autos zu fahren. Über den Pergolenradweg und die Alsterachsen soll die Verbindung dann nahtlos und in hohem Ausbaustandard ins Zentrum führen. Auf einen ersten Spatenstich bis 2024 wird gehofft. In Halstenbek in Schleswig-Holstein geht es ebenfalls schon los und zwischen Ochtmissen und Bardowick in Niedersachsen ist ein erster Abschnitt bereits im Bau.

Hintergrund:
Die TU Hamburg hatte im Vorfeld in einer Potenzialanalyse 33 Korridore in der Metropolregion untersucht. Die Frage war, wie sich die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Schulen oder Einkaufsmöglichkeiten verbessert, wenn Radschnellwege gebaut werden. In einem zweiten Schritt wurde untersucht, wo die meisten Menschen von einem Radschnellweg profitieren können und wo die Bedingungen für die Umsetzung günstig sind. Als Ergebnis wurden neun Korridore für eine vertiefte Betrachtung identifiziert. Zu den Ergebnissen der Potenzialanalyse kamen weitere Kriterien, die für die tatsächliche Realisierung von Bedeutung sind. Dazu gehörten die Perspektiven der baulichen Umsetzung sowie die Bereitschaft der Partner zur Zusammenarbeit. Auch die Anschlussfähigkeit der Strecken an die Hamburger Velorouten spielte eine große Rolle. Hinzu kamen Vorgaben, dass künftige Trassen der Radschnellwege gut an das ÖPNV-Netz angebunden seien sollen. Im Anschlussprojekt wurden die Machbarkeitsstudien durchgeführt. Es wurde mit einem Volumen von rund 1,2 Millionen Euro zu 80 Prozent durch die Förderfonds der Metropolregion Hamburg finanziert. Die Federführung lag beim Kreis Pinneberg. Zehn Planungsbüros aus dem In- und Ausland waren daran beteiligt. Das Radschnellnetz soll auch in Zukunft weiter wachsen, zum Beispiel durch Verlängerungen und Zubringer.

Die Machbarkeitsstudien und weitere Informationen zum Projekt: www.radschnellnetz.de

Pressemitteilung Geschäftsstelle der Metropolregion Hamburg

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