Deutsche Umwelthilfe und ROBIN WOOD fordern Bundesregierung auf, Beimischung von Palmöl im Diesel zum Schutz der Tropenwälder sofort zu beenden
Rund 80 Prozent der Menschen in Deutschland ahnen nicht, dass dem Diesel im Autotank Palmöl zugemischt wird. Damit tragen Autofahrerinnen und Autofahrer unwissentlich zur Zerstörung artenreicher Tropenwälder und der Freisetzung von Klimagasen bei. Sie haben keine Wahl – mit jeder Dieselfüllung landet auch ein Stück Tropenwald im Tank. Nachdem sie darüber informiert wurden, sprechen sich 57 Prozent der Befragten dafür aus, die Beimischung von Palmöl vor 2030 zu stoppen. Das ist das Enddatum, das die EU für dessen Einsatz im Diesel festgelegt hat. Dies ergab eine repräsentative YouGov-Umfrage von mehr als 2.000 Personen im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und ROBIN WOOD. Die Umweltschutzorganisationen fordern die Bundesregierung auf, Palmöl und andere Speiseöle mit dem Risiko der Waldzerstörung vorzeitig aus dem Diesel zu verbannen.
Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Durch die Beimischung von Palmöl zum Agro-Diesel wird ein kostbares Produkt aus Regenwaldgebieten im Straßenverkehr verbrannt. Palm- und Sojaöl sind keine Alternative zu fossilen Kraftstoffen. Die Nutzung dieser Agro-Kraftstoffe führt zu einem deutlichen Nettoanstieg von Treibhausgasen und gefährdet die Artenvielfalt. Diesem Irrsinn muss die Bundesregierung schnellstmöglich einen Riegel vorschieben.“
In Deutschland verkaufter Diesel enthält bis zu sieben Prozent Agro-Diesel aus nachwachsenden Rohstoffen. Neben Palmöl sind das zum Beispiel Rapsöl und Sojaöl. Palm- und Sojaöl sind hochproblematisch, weil in deren Anbauregionen – vor allem Brasilien, Indonesien und Malaysia – wertvolle Wälder in Plantagen umgewandelt werden. Zwar ist das Palmöl im deutschen Agro-Diesel nachhaltig zertifiziert und soll so keine neue Entwaldung verursachen. Dennoch wird wertvolle Ackerfläche verbraucht und durch Rodungen an anderer Stelle das Problem nur verlagert. Denn der Bedarf für die Produktion von Nahrungsmitteln bleibt gleich. Recherchen der DUH belegen, dass 90 Prozent des Anstiegs der globalen Pflanzenölproduktion zwischen 2015 und 2018 allein auf das Konto von Agro-Kraftstoffen gehen.
„Ein Großteil der Bevölkerung wendet sich klar gegen Speiseöle im Autotank. Jetzt muss die Bundesregierung handeln, um Autofahrerinnen und Autofahrer davor zu bewahren, beim Tanken unfreiwillig zur Zerstörung von Tropenwäldern beizutragen“, sagt Fenna Otten, Tropenwaldreferentin bei ROBIN WOOD.
Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie, die die CO2-Bilanz von Diesel verbessern sollte, führte zu mehr Speiseölen im Tank. Mittlerweile belegen zahlreiche Studien, dass bestimmte Agro-Kraftstoffe das Klima insgesamt genauso belasten wie fossile Kraftstoffe. Werden die Treibhausgasemissionen aus indirekter Landnutzungsänderung berücksichtigt, liegen die Emissionen von Palmöl im Diesel bis zu 300 Prozent über denen von herkömmlichem Diesel aus Mineralöl. Die in der EU verbindliche Nachhaltigkeitszertifizierung für Kraftstoffe konnte die Entwaldung und die damit verbundenen Klimaschäden nicht aufhalten. 2019 beschloss die EU daher einen schrittweisen Ausstieg aus Palmöl im Diesel. Doch erst 2030 muss der Palmöl-Anteil bei null liegen. Die EU erlaubt den Mitgliedstaaten allerdings, die Beimischung von Agrotreibstoffen auf nationaler Ebene vor 2030 zu unterbinden.
Es handelt sich um eine repräsentative Online-Umfrage von YouGov Plc., die im Zeitraum vom 02.-04.09.2020 unter 2.172 volljährigen Deutschen im Auftrag der DUH und ROBIN WOOD durchgeführt wurde.
Mehr Infos: https://www.duh.de
Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe