London, Wien, Paris – Immer mehr europäische Metropolen setzen aufs Rad. Warum? Weil sich bei der fortschreitenden Verdichtung der Städte nur so ein Verkehrskollaps vermeiden und eine attraktive und lebenswerte Stadt gestalten lässt. Ein gut ausgebauter Radverkehr gilt international längst als Standortfaktor, der zur Ansiedlung innovativer Unternehmen mit jungen, hochqualifizierten Mitarbeitern beiträgt.
„Hamburgs Wirtschaft hat das Potenzial eines hohen Radverkehrsanteils als Standortvorteil im Wettbewerb mit anderen europäischen Großstädten immer noch nicht erkannt“, sagt Susanne Elfferding vom ADFC-Vorstand in Hamburg. Gegenüber den Kritikern der „Fahrradstadt“-Pläne des Senats aus Handelskammer, CDU und FDP verteidigt sie die bisherigen Maßnahmen: „Radfahrstreifen und Schutzstreifen auf Hauptstraßen haben sich bewährt – auch für den Autoverkehr! Sie helfen, behinderndes Zweite-Reihe-Parken zu verhindern und verbessern so den Verkehrsfluss für alle.“ Je mehr Menschen auf das Rad umsteigen würden, desto weniger drängeln sich mit dem Auto auf den Straßen und behindern diejenigen, die nicht umsteigen können. Dieser Effekt werde in Städten wie Kopenhagen und Amsterdam bereits seit langem klug genutzt. „Durch mehr Fahrräder sinkt nicht nur der Stresslevel im Straßenverkehr, sondern steigt auch die Leistungsfähigkeit der Straßen“, so Elfferding.
Außerdem ändern sich die Ansprüche der Menschen an die Stadt, in der sie leben. „Eine attraktive, weil fahrradfreundliche Stadt mit hohem Freizeitwert und interessanten öffentlichen Räumen verbessert die Lebensqualität für alle und entwickelt sich immer mehr zu einem Standortfaktor, der die auch in Hamburg so händeringend gesuchten Fachkräfte anlockt“, weiß Elfferding. Und auch der lokale Einzelhandel profitiere: Kunden, die mit dem Rad unterwegs seien, kauften öfter ein und geben insgesamt mehr aus als Autokunden, die eher zum Discounter auf der grünen Wiese fahren.
Auch für Lieferdienste und Transportfirmen gewinnt das Rad an Bedeutung. Bis zu 85 % aller innerstädtischen Liefer- und Kurierfahrten könnten mit dem Lastenrad erledigt werden, so Elfferding. Immer mehr Kurierfirmen, aber auch Pflegedienste und andere Unternehmen steigen daher bereits jetzt auf das Fahrrad um. Denn es ist im Stadtverkehr unschlagbar flink, flexibel, zuverlässig – und wirtschaftlich!
„Nicht zuletzt profitieren die Steuerzahler vom Radverkehr“, sagt Elfferding. Eine Untersuchung in Kopenhagen zeige, dass die Gesamtwirtschaft bei jedem Kilometer, der in der Stadt mit dem Rad gefahren wird, 16 Cents gewinnt und mit jedem Kilometer, der mit dem Auto gefahren wird, 9 Cents Verlust macht. Das liege nicht nur an den positiven Effekten im Gesundheitsbereich und bei der Umweltbelastung, sondern auch daran, dass sich mit geringeren Investitionen wesentlich höhere Effekte erreichen ließen als im Kfz-Verkehr.
„Handelskammer, Unternehmer wie Herr Kühne und die Verkehrspolitiker von CDU und FDP sollten besser auf ihre ideologische Panikmache gegen das Fahrrad verzichten, sondern helfen, Hamburg zu einer fahrradfreundlichen, modernen Metropole zu machen“, fordert Elfferding.
Pressemitteilung ADFC HH
Foto: so hätte es die Handelskammer wohl lieber?