ADFC fordert Wende in der Verkehrspolitik

Heute findet vor dem Umwelt- und Verkehrsausschuss der Hamburger Bürgerschaft eine Expertenanhörung zum neuen Luftreinhalteplan statt. Nach Ansicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) reichen die Maßnahmen der Stadt aber nicht aus, um die gesetzlichen Grenzwerte bei der Schadstoffbelastung einzuhalten und das Verkehrs- und Umweltklima in Hamburg wirklich zu verbessern.

 

Er fordert einen deutlich stärkeren Ausbau des Umweltverbunds aus Fuß- und Radverkehr sowie öffentlichem Nahverkehr. „Die Politik muss endlich den Mut beweisen, dem Umweltverbund Priorität vor dem Autoverkehr einzuräumen – sowohl bei der Neuverteilung des Straßenraums als auch bei den Investitionen“, so Jens Deye, stellvertretender Landesvorsitzender des ADFC Hamburg. Denn je mehr Menschen das Auto stehen lassen, desto weniger Belastungen durch Lärm und Luftschadstoffe, umso besser für die Gesundheit der Menschen. „Wir erwarten, dass sich die Bürgerschaft heute ihrer Verantwortung stellt – schließlich geht es um die Gesundheit zigtausender Menschen in Hamburg.“

Die Belastung durch Luftschadstoffe ist in Hamburg an vielen Straßen weiterhin zu hoch – an insgesamt 368 Straßenabschnitten liegen die Werte für Stickstoffdioxid aktuell über dem Grenzwert. Traurige Spitzenreiter sind die Klopstockstraße und die Elbchaussee, an denen der Grenzwert um bis zu 26 Mikrogramm, d.h. um 66 Prozent, überschritten wird. Auf einer vom ADFC entwickelten Karte (https://tools.adfc-hamburg.de/no2-test/karte.html) werden die Straßenabschnitte im Hamburger Stadtgebiet dargestellt, auf denen aktuell die Grenzwerte für Stickstoffoxid überschritten werden. Nur durch Vorfahrt für den Umweltverbund lassen sich nach Ansicht des Fahrradclubs flächendeckende Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in Hamburg vermeiden. Die Maßnahmen im aktuellen Luftreinhalteplan zeigen aber deutlich, dass der Senat nach wie vor aufs Auto setzt. „Die Elektromobilität des Fahrrads, die bereits heute über zwei Millionen Fahrzeuge in Deutschland bewegt, wird sträflich vernachlässigt”, sagt Deye.

Der ADFC fordert Politik und Verwaltung daher auf, die Elektromobilität vor allem beim Fahrrad zu fördern, etwa bei E-Lastenrädern für den privaten und gewerblichen Gebrauch oder bei Kleinstfahrzeugen für den innerstädtischen Lieferverkehr. “Die 350 Anträge auf verkehrsbeschränkende Maßnahmen als auch die knapp 70 Stellungnahmen zum aktuellen Luftreinhalteplan, in denen abgasgeplagte Hamburger*innen die Umsetzung ebensolcher Maßnahmen deutlich vor dem Jahr 2020 fordern, machen klar, wie wichtig den Hamburger Bürger*innen eine lebenswerte Stadt ohne Luft- und Lärmbelastung ist“, so Deye. Mit der bundesweiten Kampagne „Fahrradland Deutschland. Jetzt!“ wirbt der ADFC im Vorfeld der Bundestagswahl für einen Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik. Er fordert Vorrang für Radfahrer, Fußgänger und ÖPNV vor dem Autoverkehr, deutlich höhere Finanzmittel des Bundes, Verbesserungen bei der Verkehrssicherheit sowie verbindliche Qualitätsstandards für Radwege. Alle Forderungen gibt es auf www.radlandjetzt.de.

Pressemitteilung ADFC HH

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