Alle drei AKWs sollen bis 15. April am Netz bleiben

Greenpeace kommentiert die heutige Entscheidung der Bundesregierung im Atomstreit
Die verbliebenen drei Atomkraftwerke in Deutschland werden bis zum 15. April 2023 am Netz bleiben. Dies hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf Basis seiner Richtlinienkompetenz heute festgelegt. Der Entscheidung war ein tagelanger Streit in der Regierungskoalition vorausgegangen.

 

Überschattet wurde die Diskussion von Anschlägen auf Pipelines und Bahnstrecken. Die Sicherheitsexperten Bundeswehrgeneral Carsten Breuer und der Hamburger Wissenschaftler Mischa Hansel vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik warnten daraufhin, dass es jederzeit weitere Attacken auf die kritische Infrastruktur geben könne.

Es kommentiert Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland:

“Die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke setzt uns alle einem nicht zu verantwortenden Risiko aus. Mit den Anschlägen auf die Nord Stream Pipeline und die Deutsche Bahn hat sich die Bedrohungslage in Deutschland drastisch verschärft. Angesichts der Warnungen von Experten wie Bundeswehrgeneral Carsten Breuer oder Friedensforscher Mischa Hansel vor Anschlägen auf Kraftwerke kann es nur eine Reaktion geben: Die verbliebenen Atomkraftwerke dürfen keinen Tag länger am Netz bleiben, um mögliche Folgen im Falle eines Anschlags deutlich zu begrenzen. In Zeiten hybrider Kriegsführung ist der Betrieb von Atomkraftwerken nicht zu verantworten. Statt Ressourcen für den Weiterbetrieb veralteter Atomkraftwerke zu verschwenden, müssen alle Mittel in den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien und das Energiesparen investiert werden, um die Energiekrise nachhaltig zu lösen.”

Pressemitteilung Greenpeace


Deutsche Umwelthilfe zur Scholz-Entscheidung, drei Atomkraftwerke am Netz zu belassen: Weiterbetrieb ist unnötig und gefährlich

Bundeskanzler Scholz hat laut Medienberichten von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch gemacht und angeordnet, die Atomkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland bis zum 15. April 2023 am Netz zu belassen. Er geht damit über alle bisherigen Pläne hinaus.

Das kommentiert Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH):

„Der Weiterbetrieb gleich aller drei deutschen Atomkraftwerke ist unnötig und gefährlich. Der Bundeskanzler will mit seiner einsamen Entscheidung die in die Jahre gekommenen Meiler einfach per Gesetz für ‚sicher‘ erklären lassen. Eine vorherige Sicherheitsüberprüfung oder gar ein Nachholen der längst überfälligen Periodischen Sicherheitsüberprüfung sind nicht geplant. Damit verstößt die Bundesregierung gegen den Grundrechteschutz, für den auch das Bundesverfassungsgericht bei der Atomkraft immer schon eine hohe Messlatte angelegt hat. Noch dazu ist jetzt schon absehbar, dass der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke keinen nennenswerten Einfluss auf Strompreise und Gasverbrauch haben wird. Das hat der Stresstests aus dem Hause Habeck gezeigt. Wir fordern die Abgeordneten des Bundestags auf, diesen Vorschlag abzulehnen!“

Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe


„Atomkraft war niemals auf die kommerzielle Stromerzeugung ausgelegt, sondern auf Atomwaffen. Atomstrom war, ist und bleibt unwirtschaftlich. Darüber hinaus ist Atomkraft mitnichten sauber, sondern aufgrund radioaktiver Strahlung für über eine Millionen Jahre gefährlich für Mensch und Natur.“ Christian von Hirschhausen, Studienautor

Mehr Infos beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung: https://www.diw.de/de/diw_01.c.670481.de/publikationen/wochenberichte/2019_30_1/zu_teuer_und_gefaehrlich__atomkraft_ist_keine_option_fuer_eine_klimafreundliche_energieversorgung.html

Infos zur Stromreserve von AKWs finden sich u.a. hier: https://www.ausgestrahlt.de/themen/energiewende-retten-atomkraftwerke-abschalten/

WUZ-Info: Im Gegensatz zum allgemeinen Sprachgebrauch, verwendet die WUZ die Bezeichnung AKW/Atomkraftwerk und nicht KKW/Kernkraftwerk. Während die Atomkraftgegner in den 1970er/80er Jahren nur von Atomkraftwerken sprachen, verwendeten vor allem Atomkraftbefürworter das Wort Kernkraft, um den eigentlichen Hintergrund der nuklearen/atomaren Nutzung zu verschleiern.
Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Anti-Atomkraft-Bewegung_in_Deutschland

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