Alarmierende Trockenheit in Hamburg

BUND erkennt deutliche Folgen für zahlreiche Arten und zieht gemischte Bilanz der Amphibienwanderung
Der BUND Hamburg ist alarmiert: Die anhaltende Trockenperiode in der Hansestadt hat bereits deutliche Auswirkungen auf die lokale Tier- und Pflanzenwelt. Aktuelle Beobachtungen aus den BUND-Naturschutzprojekten belegen einen Rückgang der wandernden Amphibien, gefährdete Kiebitzbruten und erstmalige Fälle von schwarzem Rindenbrand, einem Obstbaumpilz.

 

Amphibienwanderung unter Stress

Die Daten der diesjährigen Amphibienwanderung an den Volksdorfer Teichwiesen zeigen mit insgesamt 2.780 erfassten Tieren einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr (3.649 Tiere). Besonders betroffen sind die Grasfrösche mit einem dramatischen Rückgang um 65 Prozent – von 410 Exemplaren im Jahr 2024 auf nur noch 142 in diesem Frühjahr.

„Die Zahlen spiegeln höchstwahrscheinlich den Einfluss der Trockenheit“, erklärt Sabine Sommer, BUND -Vorsitzende. Amphibienpopulationen unterliegen natürlichen Schwankungen, dennoch liegt der Zusammenhang mit den extremen Wetterbedingungen auf der Hand. „Unsere zahlreichen Aktiven, die Jahr für Jahr tausenden Tieren über die Straße helfen, berichteten, dass etlichen Tieren der Trockenstress deutlich anzumerken war.“ Während die Erdkröten als dominante Art mit 2.607 Exemplaren noch vergleichsweise stabil sind, zeigen besonders Moor- und Grasfrösche dramatische Einbußen. Die Zahlen der Teichmolche und Grünfrösche gingen in geringerem Maß zurück.

Als sehr positiv bewertet der BUND, dass Zäune zum Schutz der Tiere vor dem Straßenverkehr eine dennoch große Wirkung erzielen, wie der Jahresvergleich zeigt. Im Jahr 2021 halfen die Aktiven in Volksdorf noch 1.923 Tieren über die Straße, was bedeutet, dass die Populationen trotz der aktuellen Trockenheit insgesamt in den letzten 5 Jahren deutlich gewachsen sind. „Das zeigt, wie wichtig der Zaun ist, damit die Tiere nicht überfahren werden. Es ist großartig, wie engagiert unsere Ehrenamtlichen sich hier einsetzen!“ so Sommer.

Neu: Amphibienzaun im Wilhelmsburger Inselpark

Erstmalig installierte der BUND in diesem Jahr einen weiteren Zaun am Hauland im Wilhelmsburger Inselpark, mit Unterstützung von Umweltbehörde, Inselpark und vor allem den etwa 100 Freiwilligen. So konnten 1.101 Tiere gerettet werden, eine wichtige Grundlage für die Entwicklung der Population und eine Datenbasis für zukünftige Vergleiche.

Kiebitze brauchen niederschlagsreiche Frühjahre zum Überleben

Auch Watvögel wie der Kiebitz leiden unter der Trockenheit. „Trockenfallende Kleinstgewässer machen die Ausgangslage für die Brutsaison schon jetzt besorgniserregend“, so Sommer. „Viele der sonst recht feuchten Brutflächen im Wilhelmsburger Osten sind ausgetrocknet. Wo normalerweise Schlammpfützen und feuchte Senken zu finden sind, ist der Boden jetzt sehr hart.“

Der Kiebitz steht bereits seit Jahren auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Die Vögel sind für die erfolgreiche Aufzucht der Jungen auf feuchte Wiesen und schlammige Bereiche angewiesen. Die Küken können nur in feuchtem Boden nach Insekten und Würmern stochern, ihre Hauptnahrungsquelle. Die aktuelle Trockenheit belastet die intensiven gemeinsamen Bemühungen mit den Landwirten, die Kiebitz-Populationen vor Ort zu erhalten.

Pressemitteilung BUND Hamburg

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