Mit der Vereinbarung zur Volksinitiative „Hamburgs Grün erhalten“ haben NABU und die Regierungsfraktionen eine weitreichende Grundlage geschaffen. Der Flächenschutz von 30 % Grünanteil sowie die Aufwertung von Grünanlagen sollen flächendeckend und langfristig dazu beitragen, die Artenvielfalt in der Stadt zu fördern und dem Insektensterben entgegenzuwirken.
Nun haben SPD und Grüne einen Antrag für ein neues Programm zur Fassadenbegrünung eingereicht. Das Ziel: Mehr Grün, um das Mikroklima in Hamburg zu verbessern. Dieser wurde in der ersten Bürgerschaftssitzung nach der Sommerpause bereits positiv entschieden. Die CDU sucht den Anschluss mit einem eigenen Antrag für die Dachbegrünung von Bushaltestellen. Das Ziel: Mehr Grün für Insekten und Bienen.
Der NABU begrüßt alle Initiativen und Maßnahmen, die der biologischen Vielfalt dienen, dem Artensterben entgegenwirken und das Klima in der Stadt verbessern. Dazu Dr. Christian Gerbich, Naturschutzreferent beim NABU Hamburg:
„Beide Anträge gehen grundsätzlich in die richtige Richtung. Zumindest ist es erfreulich, dass alle drei Parteien mit ihren Anträgen deutlich machen, dass es auch in Hamburg zwingend Maßnahmen für mehr Artenvielfalt und für mehr Klimaschutz braucht. Die Botschaft – Hamburg braucht mehr Grün – ist durchaus ein wichtiges Signal für die Öffentlichkeit, welches mit den zwei angestrebten Projekten ins Auge gefasst wird. Dennoch muss auch ganz klar gesagt werden, dass es sich bei der Fassadenbegrünung zunächst um lediglich sechs Pilotprojekte handelt. Auch die Idee der grünen Bushaltestellen hat mit 300 Dächern von insgesamt 10.000 Haltestellen zunächst nur Symbolcharakter. Es wäre wünschenswert, wenn diese Anträge einen Stein ins Rollen bringen würden und sich Maßnahmen auch im direkten Umfeld der Haltestellen daran anschließen. Bleibt es bei den Pilotprojekten, sind die neuen Bemühungen für Tiere und Klima lediglich ein grüner Anstrich im Wahlkampf um die Bürgerschaft 2020. “
Über den Antrag der CDU ist NABU-Referent Gerbich erstaunt: „Die CDU tritt plötzlich als Anwalt der Insekten auf und möchte mit 1.500 Quadratmetern einen Beitrag gegen das Artensterben leisten. Noch im April hat sie der Vereinbarung der Volksinitiative zum Schutz von ca. 250 Quadratkilometern Grünflächen nicht zugestimmt.“
Die Fassadenbegrünung ist grundsätzliche positiv zu bewerten. Der jetzige Vorstoß von SPD und Grüne ist aus Sicht des NABU Hamburg aber momentan eher eine Konzept-Idee. Viel wichtiger wäre es, intensiver dafür zu sorgen, dass alte Bäume in der Stadt erhalten bleiben. Ein großer Stadtbaum bietet einen Lebensraum für über 100 Arten, darunter verschiedene Insekten und zahlreiche Vögel. Ebenso sorgt eine große Baumkrone für Schatten und liefert einen erheblichen Beitrag zu Abkühlung und Säuberung der Stadtluft. Der Effekt bzw. die Wirksamkeit von Fassadenbegrünung zur Förderung der Artenvielfalt hängt entscheidend von der Gestaltung und den verwendeten Pflanzenarten ab.
Für ein effektives Handeln gegen das Insektensterben bedarf es deutlich mehr, als die begrenzten Flächen der Bushaltestellen zu begrünen. Hier hat der NABU mit der Einigung zur Volksinitiative zum Erhalt von Hamburgs Grün konkrete Schritte mit der Stadt vereinbart. Beispielsweise sind Mindestflächenanteile an Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten und des sogenannten Grünen Netzes im Innenstadtbereich festgelegt worden. Die Qualität der Natur soll in ganz Hamburg verbessert werden, vor allem auch durch die Anpassung der Pflege von Grünanlagen an die Bedürfnisse von Insekten. Genau hier müssen Maßnahmen ansetzen, um flächendeckend in der gesamten Stadt Erfolge für den Naturschutz zu erzielen.
Pressemitteilung NABU HH
Foto: Haus in der City von Singapur © WUZ