Vom milden Winter wachgeküsst: Die Kröten wandern wieder

Der NABU bittet um vorsichtige Fahrweise an Amphibien-Wanderstrecken
Der Valentinstag scheint auch bei den Kröten für Liebesgefühle gesorgt zu haben. In vielen Regionen Deutschlands wandern bei sehr feuchtem und mildem Winterwetter bereits die Amphibien, um sich zu paaren. Der NABU bittet darum Autofahrende um Rücksicht.

„Besonders entlang des Rheins beobachten wir schon seit Tagen, dass Kröten, Frösche und Molche unterwegs sind“, sagt Sascha Schleich, stellvertretender Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Feldherpetologie und Ichthyofaunistik. „Denn sobald die Nachttemperatur über 5 Grad steigt, insbesondere bei feuchter Witterung, kommen die Tiere aus ihren Winterquartieren und wandern zu ihren Laichgewässern. Dabei queren sie auch Landstraßen, wo leider jedes Jahr viele Tausend Lurche getötet werden.“ Darum sollten Autofahrende an Amphibienwanderstrecken höchstens 30 Stundenkilometer fahren. Die Strecken sind meist durch entsprechende Hinweise ausgeschildert.

Langsames Fahren rettet viele Leben. Denn die Tiere sterben nicht nur unter Autoreifen, sondern auch wenn Fahrzeuge sehr schnell unterwegs sind. „Große Geschwindigkeit erzeugt einen hohen Luftdruck, dadurch können die inneren Organe von Fröschen, Kröten und Molchen platzen oder durch den Mund nach außen gestülpt werden. Die Tiere verenden qualvoll“, so Schleich. „Der Tod an der Straße muss gerade angesichts des Artensterbens möglichst vermieden werden, damit die Populationen nicht noch zusätzlich unter Druck kommen.“

Vorsichtige Fahrweise ist auch wegen der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer wichtig. Schleich: „Warnschilder und Tempolimits müssen unbedingt beachtet werden, auch weil die Einsätze in der Dämmerung stattfinden, wenn die meisten Tiere unterwegs sind.“ Der Höhepunkt der Wanderungen wird aufgrund der regional sehr schwankenden Temperaturen aber erst in einigen Wochen erwartet.

Seit vielen Jahren kämpfen Naturfreundinnen und -freunde gegen den Amphibientod an unseren Straßen. Sie stellen Fangzäune auf, tragen Kröten über die Straße und legen Ersatzlaichgewässer an. Für diese ehrenamtliche Arbeit sind zahlreiche Helferinnen und Helfer nötig. Der NABU informiert darum unter www.NABU.de/Kroetenwanderung über das bundesweite Wandergeschehen. Dort gibt es neben aktuellen Meldungen über besondere Ereignisse und seltene Arten auch eine bundesweite Datenbank, die über den Standort von Krötenzäunen und Aktionen informiert. Wer mithelfen möchte, findet hier Einsatzmöglichkeiten.

Aktuelle Infos zur Krötenwanderung: www.NABU.de/Kroetenwanderung

Schutzzaundatenbank: www.amphibienschutz.de

Pressemitteilung NABU


Amphibien schützen, statt über Maßnahmen zu streiten

Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer verdienen mehr Anerkennung
Im Frühjahr wandert die Mehrzahl unserer heimischen Amphibien zu ihren Laichgewässern. Die Wanderung beginnt, sobald die Witterung nachts feucht, mit Temperaturen von über 5°C in den Abendstunden ist. Leider müssen die Molche, Kröten und Frösche dabei oft Straßen überqueren und verenden unter Auto- oder Fahrradreifen.

Aus diesem Grund errichten Ehrenamtliche des NABU jedes Jahr im Frühjahr insgesamt 15 Amphibienschutzzäune in Hamburg und Umgebung und tragen die Tiere über die Straße. Zählungen der letzten Jahre belegen, dass die Amphibienbestände in Hamburg kontinuierlich abnehmen.

Ausgelöst durch die Berichterstattung über eine Amphibienschutzmaßnahme („Krötentunnel“) am Falkensteiner Ufer, stehen die Maßnahmen zum Schutz der Amphibien gerade sehr im Fokus.

Dazu Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg:

„Kröten, Molche oder Frösche über die Straße zu tragen ist keine Spaßveranstaltung, denn Amphibien sind wichtige Bestandteile der Artenvielfalt. Intakte Lebensräume, gesunde Arten und genetische Vielfalt sind nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus gesundheitlichen Gründen von enormer Bedeutung. Deswegen ist die ehrenamtliche Arbeit unserer Aktiven auch bei diesem Thema so wichtig. Kein Geld der Welt kann uns eine ausgestorbene Art zurückbringen. Wir müssen den Schutz der Tiere, die noch da sind, dringend verbessern. Die Begleitung eines Amphibienzauns ist deswegen kein einmaliges Happening, sondern eine verantwortungsvolle und kontinuierliche Aufgabe. Und feste Querungshilfen, die übrigens nicht nur von Amphibien, sondern auch von anderen Tieren genutzt werden, sind eine gute Ergänzung zur menschlichen Hilfe, weil sie jederzeit verfügbar sind.

Unsere Ehrenamtlichen leisten während der Amphibienwanderung mehrere tausend Stunden unentgeltliche Arbeit. Die Schutzzäune müssen täglich kontrolliert werden – am frühen Morgen und am späten Abend bis in die Nacht hinein, bei Wind und Wetter. Dafür verdienen unsere Aktiven größten Respekt und mehr Anerkennung. Würde man allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern den Mindestlohn zahlen, käme man schnell auf einen sechsstelligen Betrag.“

Die Ursachen für den Bestandsrückgang der Amphibien sind vielfältig: Überbauung, Zerstörung und Fragmentierung von Lebensräumen und die klimatischen Veränderungen im Zuge des Klimawandels. In den letzten Jahren fielen auch in Hamburg viel zu wenige Niederschläge. Für Amphibien besonders dramatisch waren die andauernden Trockenperioden im Frühjahr der vergangenen Jahre. Viele Laichgewässer sind als Folge ausgetrocknet bevor die Kaulquappen ihre Entwicklung abgeschlossen hatten. Auch der intensive Ackerbau mit dem Einsatz von Pestiziden und die Nitratbelastung von Gewässern haben weitreichende negative Folgen auf alle Entwicklungsstufen der Amphibien, welche den Giften schutzlos ausgeliefert sind.

Weitere Informationen und eine Übersicht wo in Hamburg Amphibien wandern, gibt es unter www.NABU-Hamburg.de/amphibien.

Pressemitteilung NABU Hamburg


Amphibienwanderung: Massensterben auf Hamburgs Straßen

Frösche, Kröten und Molche machen sich auf den Weg in ihre Laichgebiete / Der BUND Hamburg appelliert an die Bevölkerung: Bitte Rücksicht nehmen!

Aufgrund der für diese Jahreszeit lange Zeit ungewöhnlich milden Temperaturen und des regnerischen Wetters ruft der BUND Hamburg dazu auf, unterwegs auf wandernde Amphibien zu achten und abends möglichst das Auto stehen zu lassen.

„Die Amphibienwanderung hat begonnen. Die ersten Tiere haben sich auf den Weg zu ihren Laichgebieten gemacht. An unserem Amphibienzaun an den Volksdorfer Teichwiesen konnten wir in den letzten Tagen bereits über 100 Tieren sicher über den viel befahrenen Waldweg helfen. Wenn die Abende noch milder werden und die Straßen nachts feucht genug sind, wird die Massenwanderung einsetzen – und damit leider auch das Massensterben“, warnt Wolfram Hammer, Experte für Amphibienschutz, vom BUND Hamburg.

Wie jedes Jahr verlassen Molche, Kröten und Frösche ihre Landlebensräume in den ersten wärmeren Frühjahrsnächten, dieses Jahr startete die Wanderung besonders früh. Dabei werden sie zu Tausenden überfahren. Durch den massiven Ausbau des Straßennetzes sind viele Naturräume und damit auch die Wanderrouten der Amphibien zerschnitten. Der zum Teil kilometerlange Weg wird zu einer zusätzlichen Gefahr für die sowieso schon sinkenden Bestände der Amphibien in Hamburg. Deutschlandweit stehen Amphibien unter besonderem Schutz, fast alle sind in Hamburg auf der Roten Liste verzeichnet.

Der BUND ruft deshalb dazu auf, in den nächsten Wochen abendliche Autofahrten möglichst zu vermeiden und auch mit dem Fahrrad sehr aufmerksam zu fahren. Selbst vom Rad aus seien still sitzende Tiere auf der Straße oft kaum zu erkennen. Grundsätzlich sollten Autofahrer*innen Nebenstrecken und bekannte Brennpunkte der Amphibienwanderung (s. beiliegende Liste) komplett meiden. Der BUND bittet außerdem darum, größere Amphibienvorkommen an Straßen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung bzw. andere Schutzmaßnahmen in der Geschäftsstelle des Landesverbandes (Tel. 040 600 387 00 / mail@bund-hamburg.de) zu melden.

„Wir rufen auch dazu auf, gefundene Kröten in Sicherheit zu bringen, indem sie vorsichtig angefasst und in deren Laufrichtung über die Straße getragen werden. Natürlich dürfe die eigene Sicherheit nicht gefährdet werden. Auf dem eigenen Grundstück sollten „Amphibienfallen“ wie etwa Schächte und Halterungen für Wäschespinnen abgedeckt werden. Kellerabgänge müssten täglich kontrolliert werden, um eventuell dort gefangene Amphibien zu befreien“, ergänzt Hammer.

Achtung, hier wandern Amphibien:

Berne: St. Jürgenstraße, Blakshörn
Bergstedt: Hamrakoppel
Billwerder-Moorfleet: nördl. Bahngraben zwischen Mittlerer und Unterer Landweg
Blankenese: Mühlenberger Weg
Burgwedel: Grothwisch
Duvenstedt: Wiemerskamper Weg
Eißendorf: Vahrendorfer Stadtweg
Finkenwerder: Kirchenaußendeichsweg und Westerdeich höhe Wiet
Francop: Neuenfelder Weg
Harburg: Großmoordamm, Neuländer Elbdeich, südlicher Abschnitt des Falkenbergwegs und angrenzendes Straßennetz bis zum Heidblick
Kirchwerder: Fersenweg, Marschenbahndamm
Lemsahl: Eichelhäherkamp
Marmstorf: Vahrendorfer Stadtweg
Neuenfelde: Nincoper Moorweg
Neugraben: Falkenbergsweg (insb. Buskehre)
Neuland: Neuländer Elbdeich
Niendorf: Bayenweg, Rahweg
Reitbrook: Vorderdeich
Rissen: Zufahrt zum Parkplatz im Waldpark Marienhöhe
Sasel: Bekwisch (temporäre Sperrung)
Stellingen-Langenfelde: „Am Ziegelteich“ und Försterweg auf Höhe der S-Bahnbrücke; für Autos i.d.R. zugelassene Wege in den KGVs Sandkuhle und Besthöhe am Försterweg
Tatenberg: Tatenberger Deich und Marschenbahndamm
Volksdorf: Waldweg und Saseler Weg (Bereich Volksdorfer Teichwiesen), auf dem Rapsfeld
Volksdorf: im Allhorn östlich des Allhorndieks
Volksdorf: Immenschuur und Auf dem Rapsfeld
Wittenbergen: Wittenbergener Weg, Rissener Ufer, Falkensteiner Ufer

Pressemitteilung BUND Hamburg

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