„Artenschutz“ gegen die Natur

Amphibienzäune an der geplanten A26 Ost zerschneiden Lebensräume
Im Bereich der geplanten Trasse der A26 Ost lebt der Moorfrosch. Die DEGES GmbH muss deshalb noch im Vorfeld von möglichen Bauarbeiten Schutzmaßnahmen für die streng geschützte und bedrohte Art ergreifen. Leider bewirken die von der DEGES beauftragten Artenschutzmaßnahmen das Gegenteil für die Amphibie des Jahres 2025: Die Amphibienzäune zerschneiden den Lebensraum der Tiere, behindern die Amphibienwanderung noch zusätzlich und stehen exemplarisch für einen schwerwiegenden Konstruktionsfehler.

 

NABU und BUND kritisieren heute bei einer gemeinsamen kritischen Begehung vor Ort die offenkundige Fehlplanung.

„Es ist ein Skandal, dass Maßnahmen, die offiziell dem Artenschutz dienen sollen, Lebensräume voneinander abkoppeln, Wanderbewegungen blockieren und so den Schutz der Arten konterkarieren“, sagt Dr. Gisela Bertram, stellvertretende Vorsitzende des BUND Hamburg.

Kilometerlange Amphibienzäune, aufgestellt entlang der geplanten Autobahntrasse, durchschneiden sensible Feuchtgebiete, die nicht zerschnitten werden dürfen. Die Wege, die Tiere seit Generationen als Wanderrouten nutzen, werden unterbrochen. Statt funktionierender Korridore entstehen unüberwindbare Barrieren – ein Eingriff mit dramatischen Folgen für die Populationen vor Ort.

Auch ein für den Moorfrosch neu angelegtes Laichgewässer in der Nähe ist bislang ökologisch unbrauchbar, weil es für die Art noch keine Eignung aufweist. Denn Moorfrösche sind keine Pionierbesiedler, sie warten gerne ein paar Jahre ab. Selbst unter günstigen Bedingungen lässt sich erst nach Jahren beurteilen, ob es als Lebensraum überhaupt geeignet ist.

„Solche Maßnahmen erwecken den Anschein, als werde Umweltrecht eingehalten – in Wahrheit dienen sie in ihrer aktuellen Form nur der Absicherung eines hochumstrittenen Großprojekts“, kritisiert Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg. „Artenschutz wird hier nicht ernst genommen, sondern zur Alibi-Planung degradiert.“

Trotz deutlicher Kritik haben die Projektverantwortlichen bislang nur punktuell reagiert und einzelne Zaunecken entschärft. Bertram kritisiert: „Einzelne kosmetische Nachbesserungen ändern nichts am strukturellen Fehler: Diese Maßnahmen dienen nur der Projektlegitimation und nicht den Amphibien.“

BUND und NABU fordern: Der angebliche Artenschutz entlang der A26 Ost darf nicht länger als Feigenblatt für ein umstrittenes Großprojekt herhalten. Die Umsetzung muss grundlegend überarbeitet werden und auch der geplante Bau der Autobahn gehört grundsätzlich hinterfragt.

Terminhinweis:
Moor-Walk mit Schwerpunkt Amphibien, am 12.04.2025 um 14.00 Uhr: Mehr Infos: https://www.bund-hamburg.de/service/termine/detail/event/politischer-moor-walk/

Zum Hintergrund:

Die Populationen aller Amphibien haben in den letzten Jahrzehnten sowohl in Hamburg als auch weltweit massiv abgenommen. Gründe dafür sind die Zerstörung und Zerschneidung von Lebensräumen und der Verlust von Gewässern durch Überbauung (wie genau im aufgeführten Beispiel auf der Baustelle der A26 Ost.) Ein weiteres massives Problem ist die zunehmende Erderhitzung mit den damit einhergehenden zunehmenden Trockenperioden. So war der März in Hamburg deutlich zu trocken, was den Populationen sehr zu schaffen macht.

NABU und BUND klagen gemeinsam gegen den Planfeststellungsbeschluss für den ersten Bauabschnitt der A26 Ost. Einen Eilantrag lehnte das Bundesverwaltungsgericht ab, daher wird der Bau weiter vorbereitet.

Pressemitteilung BUND Hamburg

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