Baugemeinschaften bringen wohnungspolitische Ziele voran

Studie zur Entwicklung der Baugemeinschaften in Hamburg
Hamburg nimmt beim Thema gemeinschaftliches Bauen und Wohnen im bundesweiten Vergleich eine Vorreiterrolle ein. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie der Quaestio Forschung und Beratung GmbH nach Evaluation der Hamburger Baugemeinschaftsprojekte. Demnach ist es Hamburg besser als den meisten anderen Bundesländern gelungen, das gemeinschaftliche Bauen und Wohnen zu einem festen und quantitativ sichtbaren Segment des Wohnungsmarktes zu machen.

Die von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen beauftragte Studie betont außerdem die positiven Auswirkungen von Baugemeinschaften als kostengünstige und bedürfnisgerechte Wohnungsversorgung sowie auf das Nachbarschaftsleben und die Quartiere.

Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen: „Die Stadt Hamburg hat das Potential von Baugemeinschaften früh erkannt. Sie fördert seit mehr als 30 Jahren gemeinschaftliches Bauen und Wohnen. Denn wir wollen auch in Zukunft mehr Menschen für diese Art des Zusammenlebens begeistern. Mit bis zu 20 Prozent für Baugemeinschaften reservierten Wohnungsbauflächen in großen Stadtentwicklungsgebieten wie Oberbillwerder, Grasbrook, Fischbeker Reethen oder die Science City können bis 2030 voraussichtlich gut 4.500 Wohnungen in ca. 160 neuen Baugemeinschaftsprojekten entstehen. Darüber hinaus haben wir unsere Unterstützung weiterentwickelt und fördern gezielt auch Kleingenossenschaften. Nach unserer kürzlich veröffentlichten Wohnstudie bevorzugen rund 160.000 Haushalte in Hamburg gemeinschaftliche gegenüber individuellen Wohnformen. Rund 23.000 der Haushalte sind explizit auf der Suche nach einer Wohnung in einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt. Um dieses Potenzial zu heben, werden wir das gemeinschaftliche Bauen und Wohnen noch leichter zugänglich machen und die Zielgruppen erweitern.“

Die Evaluation der Hamburger Baugemeinschaften zeigt, dass die Wohnungen sowohl im Individualeigentum (rund 40 Prozent) als auch gemeinschaftlichen Eigentum wie in Form einer Genossenschaft (rund 50 Prozent) genutzt werden. Haushalte mit Kindern bilden mit einem Anteil von rund 45 Prozent die stärkste Gruppe in Baugemeinschaften, gefolgt von knapp 26 Prozent Haushalten, in denen mindestens eine Person im Rentenalter ist. Baugemeinschaften leisten damit einen beispielgebenden Beitrag zur Sicherung einer kostengünstigen, sicheren und bedürfnisgerechten Wohnungsversorgung insbesondere von Familien- und Seniorenhaushalten. Haushalten, die sich bewusst für ein urbanes Umfeld und gegen eine Abwanderung in das Umland entscheiden, wird damit die individuelle oder gemeinschaftliche Eigentumsbildung ermöglicht.

Den Hamburger Baugemeinschaften bescheinigt die Studie eine besondere integrative, versorgungswirksame Kraft, eine „eingebaute“ Solidarität. So bauen sie einen überdurchschnittlich hohen Anteil geförderter Wohnungen (50 Prozent gegenüber dem Hamburger Durchschnitt von 28 Prozent) sowie Wohnungen für Personen mit besonderen Wohnbedürfnissen (wie z. B. mobilitätseingeschränkte Personen) und für vordringlich Wohnungssuchende, sog. WA-Wohnungen. Die Gemeinwohleffekte von Baugemeinschaften wirken dabei nach innen wie außen. Das Nachbarschaftsleben bewerten Mitglieder von Baugemeinschaften gegenüber der bisherigen Wohnsituation als merklich verbessert und intensiviert. Bisweilen, aber weniger als erwartet, strahlen die nachbarschaftlichen Aktivitäten der Gruppen auch auf ihr Quartier aus, beispielsweise durch die Öffnung von Gemeinschaftsräumen.

Die Anziehungskraft des gemeinschaftlichen Wohnens wächst, wie die andere Studie belegt, welche die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen jüngst zur Entwicklung des Wohnverhaltens in Hamburg erstellen lassen hat. Demnach äußern 16 Prozent der befragten Haushalte eine Präferenz für das gemeinschaftliche Wohnen und rund 23.000 Haushalte suchen aktuell eine Wohnung in einem gemeinschaftlichen Projekt.

Die Hamburger Baugemeinschaften knüpfen dabei an starken Traditionslinien an, die von den Wohnungsgenossenschaften des ausgehenden 19. Jahrhunderts über die sozialen und ökologischen Bewegungen der 1980er Jahre bis in die heutige Zeit hineinreichen. Seit den Ursprüngen unter anderem in der Hausbesetzerszene sind Baugemeinschaften als Wohnform längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen und zu einem wichtigen Bestandteil der Stadtentwicklungs- und der Wohnungspolitik geworden. Seit mehr als 30 Jahren unterstützt die Stadt das gemeinschaftliche Bauen und Wohnen mittels Grundstücksvergabe, Fördermitteln und Beratungsleistungen. Seit 2003 gibt es die Agentur für Baugemeinschaften in der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen und ein eigenes Wohnraumförderprogramm, das heute von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) angeboten wird. Zwischen 1990 und 2022 sind auf die-se Weise 143 Baugemeinschaftsprojekte mit fast 3.300 Wohneinheiten umgesetzt worden.

Mehr: https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/behoerde-fuer-stadtentwicklung-und-wohnen/themen/wohnen/bauen/baugemeinschaften/evaluation-289918

und: https://suche.transparenz.hamburg.de/dataset/studie-zur-entwicklung-des-wohnverhaltens

Pressemitteilung Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen

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