Baumerhalt muss höchste Priorität haben
Am 1. Oktober startet die alljährliche Baumfällsaison. Überall in Hamburg dürfen dann wieder Bäume, Sträucher und Hecken abgesägt oder stark gekürzt werden – vorbehaltlich einer Genehmigung.
Mehrere tausend Bäume und wertvolles Stadtgrün gehen während der Baumfällsaison jedes Jahr insgesamt verloren, der überwiegende Anteil auf privaten Flächen. Aber auch im öffentlichen Raum werden Bäume an Straßen, in Parks und Grünanlagen gefällt. Der NABU Hamburg appelliert in diesem Zusammenhang an Planer*innen und Vorhabenträger*innen, Bäumen bereits während der Planung mehr Wertschätzung zukommen zu lassen und ihren Erhalt deutlich höher zu priorisieren.
„Wir können es uns vor dem Hintergrund des Klimawandels und im Sinne des Stadtklimas nicht mehr leisten, Bäume durch Bauvorhaben zu verlieren. Bäume müssen von Anfang an in Vorhaben integriert und gegebenenfalls muss um sie herum geplant werden. Häufig geschieht dies erst nach dem Aufschrei von Umweltverbänden oder der Bevölkerung“, sagt Malte Siegert, 1.Vorsitzender NABU Hamburg. „Wenn eine Umplanung mit Baumerhalt bei Wohnbau- oder Verkehrsinfrastruktur möglich ist, muss sie im gesellschaftlichen Interesse auch zwingend gemacht werden.“ Beispielsweise konnten an zwei Abschnitten der Veloroute 14 nach Protesten an der Heidlohstraße 18 Straßenbäume durch die Einführung von Tempo 30 (dadurch Mischverkehr auf der Straße möglich) erhalten und an der Elbgaustraße durch eine Umplanung 35 Straßenbäume gerettet werden. Warum erst auf Druck? Auch bei Bauvorhaben auf privatem Grund könnten durch umsichtige Planung jedes Jahr viele Bäume erhalten bleiben.
Gerade im Hinblick auf den Klimawandel muss der Baumbestand erhalten und entwickelt werden. Denn Bäume leisten einen wichtigen und unverzichtbaren Beitrag für unsere Lebensqualität und die biologische Vielfalt. „Bäume prägen das grüne Stadtbild, mildern das Stadtklima, produzieren Sauerstoff, filtern Schadstoffe und bieten darüber hinaus Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Tierarten. Der Verlust von Bäumen hat daher enorme Auswirkungen auf Mensch und Natur. Zudem kann ein alter Baum nicht in all seinen Funktionen durch einen jungen ersetzt werden.“, sagt Dr. Katharina Schmidt, Referentin für StadtNatur beim NABU Hamburg.
Jedes Jahr erreichen den NABU Hamburg zahlreiche Fragen und Hinweise aus der Bevölkerung zu Baumfällungen in ganz Hamburg, vor allem während der Fäll-Saison. Deshalb informiert der Verband mit einer Checkliste zum Baumschutz über Hintergründe und Handlungsmöglichkeiten, wenn jemand eine unrechtmäßige Baumfällung vermutet. Die Liste, die unter www.NABU-Hamburg.de/checkliste heruntergeladen werden kann, bietet Hilfestellung, was gegen drohende Fällungen unternommen werden kann. Die NABU-Stadtteilgruppe Eimsbüttel hat die „Hallo Baum“-App entwickelt, mit der die Straßenbäume in der eigenen Nachbarschaft entdeckt werden können.
Die App kann unter https://hallobaum.de/ genutzt oder heruntergeladen werden.
Hintergrund:
Nach dem Sommerfällverbot aus Artenschutzgründen (Bundesnaturschutzgesetz §39) dürfen vom 1. Oktober bis zum 28. Februar des Folgejahres wieder Bäume gefällt werden. Aber Achtung: Alle Bäume auf Privatgrundstücken in Hamburg mit einem Stammumfang von mindestens 80 cm in 1,30 m Stammhöhe und alle Hecken ab 80 cm Höhe sind durch die Hamburger Baumschutzverordnung geschützt und dürfen nur mit einer Fällgenehmigung – ausgestellt vom zuständigen Bezirksamt – gefällt werden. Die Bezirke veröffentlichen ihre Fälllisten für Straßen- und Parkbäume über die Ausschüsse der Bezirksversammlung, so dass die Gründe für Fällungen im öffentlichen Raum eingesehen werden können.
Pressemitteilung NABU Hamburg