Pläne für Saseler Markt durchgefallen

Das Bezirksamt Wandsbek hat mit Mitteln der Bezirksversammlung eine erste konkretisierende Entwurfsplanung zur Neugestaltung des Saseler Marktplatzes beauftragt. Das Ergebnis wurde gestern in der Pausenhalle der Grundschule Redder vorgestellt und diskutiert. Der Entwurf des Planungsbüros Arbos, das gerade den 1. Preis für die Autobahnüberdecklung der A7 bekommen hat, stieß jedoch nicht auf Zustimmung.

Um den Saseler Markt auch zukünftig als attraktives Stadtteilzentrum und Einzelhandelsstandort zu erhalten und zu stärken wurde 2008 unter Einbeziehung interessierter Bürger sowie der ortsansässigen Gewerbetreibenden, Vereine und Initiativen ein Evaluations- und Entwicklungsgutachten (Büro Düsterhöft und Konsalt) für den Ortskern Sasel erarbeitet. Aufbauend auf den entwickelten Vorschlägen und einer öffentlichen Anhörung des Verkehrsausschusses Wandsbek im Januar 2011 hat das Bezirksamt Wandsbek mit Mitteln der Bezirksversammlung eine erste konkretisierende Entwurfsplanung zur Neugestaltung des Saseler Marktplatzes beauftragt.

Etwa 140 Bürger waren der Einladung gefolgt und beteiligten sich sehr lebhaft an der Debatte, nachdem Landschaftsarchitekt Günter Greis/Arbos die Pläne vorgestellt hatte. Vor allem durch die Neugliederung der Marktfäche, durch den Abbau der Hochbeete, der Beseitigung der schmuddeligen Grünflächen und durch gezielte Neupflanzungen wurde mehr Platz geschaffen. Der Entwurf sieht eine Zweiteilung der Marktfläche vor: Vor der Post einen heckeneingefassten Stellplatzbereich mit 38 Parkplätzen und in der Mitte einen abgesenkten autofreien Platz mit zwei bis drei Treppenabsätzen. Zusätzlich sollen an der Straße Saseler Markt 26 Pkw-Stellplätze entstehen. Die Straße und der Gehweg sowie die Marktfläche werden eine einheitlich Pflasterung ohne Bordsteine erhalten. Die Straße Saseler Markt soll eine Tempo-20-Zone werden. Eingeplant sind u.a. auch etwa 160 Fahrradabstellplätze und eine Baumallee mit Sitzbänken. Für die drei Zufahrten sind sog. Aufmerksamkeitsschwellen (Bumps) vorgesehen.

Für den Auftrag hatte das Bezirksamt (Management des öffentlichen Raums) die Randaspekte für die Planung ausgeklammert. Das Büro Arbus hatte nur den Auftrag, die Marktfläche zu überplanen. Z.B. die Wegeverbindungen zum Sasel-Haus oder zur Kirche, die Neuordnung der Bushaltestellen oder eine neue Verkehrsplanung auf der Stadtbahnstraße wurden ausgeklammert. Das kritisierte vor allem die Initiative für eine lebenswertes Sasel, die ein Gesamtkonzept und die Verbannung aller Pkws vom Saseler Markt forderte. In der Planung fehle die Einrichtung der Parkdecks hinter der alten Bücherhalle oder am Dweerblöcken außerdem forderten sie Schrittgeschwindigkeit vor den Geschäften. Aber auch neue Vorschläge wurden gemacht etwa ein Brunnen oder eine Skulptur auf der neuen Freifläche, eine Überdachung vor den Geschäften und eine Platzgestaltung, die sich auch für Jugendliche eignet.

Das Bezirksamt stellte jedoch klar, dass zusätzliche Parkplätze – etwa in Form von Parkpaletten  aus öffentlichen Geldern nicht finanzierbar seien. “Entweder wir gestalten den Saseler Markt neu, oder wir bauen Parkpaletten – beides geht nicht” so der Vertreter des Bezirksamtes.

INFO: Bereits vor einigen Jahren wurde versucht das Parken auf dem Marktplatz zu unterbinden und eine Schranke installiert, deren Schloss jedoch mehrfach zerstört wurde.

Die WUZ meint:

Seit 2008 gibt es Planungen, den Saseler Markt neu zu gestalten. Bisher wurde viel geredet und geplant. Seit vier Jahren drehen sich die Saseler im Kreis, die Fronten sind verhärtet. Auf der einen Seite kämpfen die Geschäftsleute für den Erhalt aller jetzt bestehenden Parkplätze und fordern angesichts der zwei Markttage sogar noch eine Erhöhung der Stellflächen. Auf der anderen Seite möchten viele Bürger den Saseler Markt und die Stadtbahnstraße verkehrsberuhigen und von der “Blechlawine” befreien und einen lebenswerten Platz schaffen, wo Menschen sich treffen können.  Sie wünschen sich, dass mehr Menschen mit dem Rad einkaufen, so dass nicht mehr so viele Parkplätze gebraucht werden. Schon in der Diskussion wurde deutlich, dass dieser Standpunkt zurzeit noch Illusion ist.  Obwohl das Büro Arbos eine Planung vorgelegt hat, die eine für alle tragfähige Lösung sein könnte, konnte kein Konsens erzielt werden. Das Bezirksamt wird es schwer haben, diesen verschiedenen Meinungen gerecht zu werden. Wollen die Saseler einen attraktiven Marktplatz, müssen sie aufeinander zugehen. Nicht nur die Politik – auch die Bürger untereinander müssen Kompromisse machen – das gehört zur Demokratie, sonst werden Bezirksamt und Bezirksversammlung auf absehbare Zeit keine Neuplanung in die Wege leiten und die Forderung endlich anzufangen, wird noch lange auf sich warten lassen.
Ilka Duge

Grafik oben: Neuplanung Büro Arbus (anklicken zum Vergrößern)
unten: alte Planung Büro Düsterhöft (anklicken zum Vergrößern)

 

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