“Verspätungen gehören zum Geschäftsmodell des Flughafens”

Verspätungszuschläge lösen das Lärmproblem nicht / BUND fordert konsequentes Nachtflugverbot von 22 Uhr bis 6 Uhr

 

Aus Sicht des BUND Hamburg zeigen die jüngsten Äußerungen des Hamburger Flughafenchefs Michael Eggenschwiler, dass er das Thema der nächtlichen Lärmbelastung nicht ansatzweise ernst nimmt. Vielmehr täusche er die Öffentlichkeit wissentlich mit der Aussage, dass es zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens keine Starts und Landungen gebe.

„Die Betriebszeit des Hamburger Flughafens ist nach der offiziellen Betriebserlaubnis auf 6–23 Uhr beschränkt. Eggenschwiler gibt mit seinen Verlautbarungen zu, dass Flüge von 23–24 Uhr eine feste Größe in seinem Geschäftsmodell sind“, empört sich Manfred Braasch, Geschäftsführer des BUND Hamburg.

Der BUND Hamburg geht auch davon aus, dass der angekündigte Gebührenaufschlag für Verspätungen nach 23 Uhr kaum eine Lenkungswirkung entfalten wird. Eine solche sollte bereits von der Gebührenordnung im Jahr 2015 ausgehen, die bereits erhöhte Gebühren für verspätete Starts und Landungen enthielt. Auch eine weitere Strafzahlung von 300 Euro pro Flieger würde kaum eine abschreckende Wirkung entfalten.

Tatsächlich sind die zwar nach der derzeitigen Betriebserlaubnis gedeckten, aber für die Menschen in den betroffenen Gebieten ebenfalls extrem belastenden Flüge nach 22 Uhr zwischen den Jahren 2015 und 2016 von 6.830 auf 7.088 deutlich angestiegen. Der BUND Hamburg fordert daher ein konsequentes Nachtflugverbot an Werktagen von 22 Uhr bis 6 Uhr. Der Umweltverband hat dazu in der vergangenen Woche eine  Volkspetition gestartet.

„Ein Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr wäre ein fairer Ausgleich zwischen den Ansprüchen des innerstädtischen Flughafens und den vielen vom Fluglärm betroffenen Menschen in Hamburg und im Umland. Eine nicht näher bezifferte Bedrohung von Arbeitsplätzen gegen die Gesundheit der Menschen auszuspielen, ist unseriös“, so der BUND-Geschäftsführer an die Adresse von Flughafenchef Michael Eggenschwiler.

Unterschriftenlisten für die Volkspetition zum Download gibt es unter http://bund-hamburg.bund.net/nachtruhe-jetzt

Pressemitteilung BUND HH vom 8.3.

dazu eine Pressemitteilung des Hamburger Flughafens vom 15.3.:

Monatsbericht Februar 2017: Weniger Flüge bei steigender Passagierzahl
Umweltschutz: Pünktlichkeitsoffensive und Mobilitätskonzept 2020 zeigen erste Erfolge

Hamburg Airport verzeichnete im Februar 2017 weiterhin steigende Passagierzahlen – trotz des zusätzlichen Schalttags im Vorjahr. Dies geht aus dem heute veröffentlichten Monatsbericht hervor. Dabei ist die Zahl der Starts und Landungen zurückgegangen, obwohl erneut mehr Reisende den Flughafen Hamburg für ihre Privat- und Geschäftsreisen nutzten. Auch die Pünktlichkeitsoffensive zeigt erste Erfolge: Im Februar mussten erneut weniger Flüge als im Vorjahr von der Verspätungsregelung nach 23 Uhr Gebrauch machen – gebündelt an wenigen Tagen.

Die norddeutsche Reiselust ist ungebrochen: Im Februar 2017 wurden mehr als eine Million Passagiere gezählt – dies sind 5,2 Prozent mehr Privat- und Geschäftsreisende als im Vorjahresmonat. Gleichzeitig ist die Anzahl der Flugbewegungen um 2,2 Prozent gesunken. „Im Vergleichsmonat Februar 2016 gab es einen Schalttag – das wirkt sich natürlich auch auf unsere Statistiken aus“, sagt Janet Niemeyer, Pressesprecherin am Hamburg Airport. „Deutlich ist, dass der Wunsch nach Mobilität in der Region sehr hoch ist: So wäre die Passagierzahl ohne den zusätzlichen Tag im Vorjahr noch stärker gewachsen, nämlich um 8,7 Prozent.“

Erneut weniger Flüge zwischen 23 und 24 Uhr

Die im April 2016 gestartete Pünktlichkeitsoffensive zeigt erste Erfolge: Durch ein Netz an Maßnahmen, die den Flugplan der Airlines stabilisieren, sank die Zahl der Flüge zwischen 23 und 24 Uhr seit Umstellung auf den Winterflugplan 2016/17. Im November und Dezember 2016 sowie im Februar 2017 mussten trotz deutlich gestiegener Passagierzahlen weniger Flüge als im Vorjahr von der Verspätungsregel Gebrauch machen. Im Februar 2017 beispielsweise nutzten 19 Flüge die Verspätungsstunde – das sind wieder weniger als im Februar 2016 (22) und 2015 (33). Die verspäteten Flüge bündelten sich an wenigen Tagen, teilweise aufgrund von Wetter oder Streiks. Zudem sind 26 Prozent aller Starts und Landungen in der Verspätungsstunde im Zusammenhang mit dem Reizgas-Zwischenfall am 12. Februar 2017 entstanden. An 17 von 28 Tagen gab es gar keine verspäteten Linien- und Touristikflüge nach 23 Uhr. Zu den ersten Maßnahmen seit Winterflugplan 2016/17 zählen unter anderem Flugplanumstellungen in den Randstunden sowie verbesserte Pufferzeiten, um Verspätungen effizienter auffangen zu können.

Mobilitätskonzept 2020 – Umweltschutz im Fuhrpark

Nicht nur mit modernen Flugzeugen lassen sich CO2-Emissionen einsparen, sondern auch mit umweltfreundlicheren Fahrzeugantrieben, die im Flughafenbetrieb am Boden zum Einsatz kommen. Deshalb setzt der Hamburger Flughafen seit Sommer 2013 das „Mobilitätskonzept 2020“ um und hat in diesem Rahmen bereits wichtige Maßnahmen getestet und umgesetzt. Mehr als 38 Prozent der Fahrzeuge am Hamburg Airport sind derzeit mit alternativen, umweltschonenderen Antrieben wie Erdgas- und Elektromotoren im Einsatz. Bei den Gepäckschleppern sind es sogar schon 100 Prozent. Zudem wird stets nach alternativen Antriebsmöglichkeiten gesucht. So waren zum Beispiel im Februar 2017 E-Passagierbusse im Testbetrieb. Darüber hinaus treibt Hamburg Airport seine Dieselflotte als weltweit erster internationaler Flughafen ausschließlich mit „C.A.R.E.-Diesel“ an, bis die Dieselflotte schrittweise ersetzt ist. Der synthetische Kraftstoff wird aus Reststoffen und Abfallfetten nachwachsender Rohstoffe erzeugt und sorgt für weniger Emissionen. Mit dem „Mobilitätskonzept 2020“ strebt Hamburg Airport an, bis 2020 mehr als die Hälfte der Bodenfahrzeuge und 100 Prozent der PKW-Flotte mit alternativen Energien anzutreiben.

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