Die Länderkammer hat sich heute (15.3.) für ein nationales Verbot von Mikroplastik in Kosmetikartikeln ausgesprochen, sollte es nicht schnell zu einer EU-weiten Beschränkung kommen.
Hamburg hatte im Februar mit Thüringen und Berlin einen Antrag in den Bundesrat eingebracht, die tückischen Kügelchen in Kosmetikprodukten zu verbieten. Dieser wurde mit einem Antrag aus Bayern zusammengeführt und heute mit knapper Mehrheit beschlossen. Erst gestern Nacht zeichnete sich in der Länder-Koordinierung ab, dass der Antrag eine Mehrheit finden würde. In vielen Kosmetikprodukten wie Duschgels, Shampoos oder Bodylotions verwenden die Hersteller winzige Kunststoffteilchen, z.B. als Hautpeeling-Perlen. In Kläranlagen können diese nicht vollständig herausgefiltert werden und gelangen so in Gewässer und Nahrungsketten. Obwohl die Industrie bereits bei vielen Produkten freiwillig auf den Einsatz verzichtet, ist Mikroplastik noch in vielen Tuben und Flaschen der Drogeriemärkte zu finden.
Jens Kerstan, Umweltsenator: „Der heutige Beschluss ist ein großer Erfolg. Parteiübergreifend haben wir hier einen wichtigen Schritt im Kampf gegen Mikroplastik getan. Angesichts der weltweiten Plastikflut ist jetzt die Bundesregierung gefordert, schnell konkrete Lösungen vorzulegen. Hier ist es richtig, wenn auch einzelne Länder entschieden vorangehen und nicht erst auf internationale Lösungen warten. Plastikperlen in Shampoos und Duschgels sind eine unterschätzte, aber tückische Gefahr für die Umwelt. Sie sind oft so winzig, dass die heutigen Kläranlagen sie nicht vollständig herausfiltern können. Eine Umrüstung wäre teuer und müsste von den Wasserkunden finanziert werden.“
Hintergrund
Die Quellen von Mikroplastik sind vielfältig. So gelangt Mikroplastik nicht nur als bewusster Zusatz zu Kosmetika, sondern auch als Abrieb von Reifen und Textilien, Kunstrasen oder anderen Produkten über die Abwässer in Flüsse, Seen und Meere. Durch Klärschlämme, Agrarkunststoffe, belasteten Kompost und Überschwemmungen wird Mikroplastik auch direkt in die Böden eingebracht. Damit kann Mikroplastik ungewollt Teil der Nahrungskette werden. Neben einem Verbot von bewusst zugegebenem Mikroplastik ist die Bundesregierung jetzt aufgefordert, auch für die anderen Problemfelder Lösungen zu entwickeln, z.B. indem abriebarme und verwitterungsbeständige Kunststoffe eingesetzt werden, so dass bei der Nutzung kein Mikroplastik entsteht.
Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik von 2018 hat die weltweite Plastikproduktion im Zeitraum von 1970 bis 2013 um 620 Prozent zugenommen hat. Die Studie geht davon aus, dass in Deutschland rund 330.000 Tonnen Mikroplastik pro Jahr freigesetzt werden. Allein durch Kosmetika gelangen in Deutschland jährlich 922 Tonnen festes Mikroplastik in die Kanalisation. Es ist demnach davon auszugehen, dass sich Mikroplastik bereits in allen Bereichen der Umwelt befindet: In der Luft, im Trinkwasser oder in Nahrungsmitteln.
Pressemitteilung der Behörde für Umwelt und Energie