Mit der geplanten Erweiterung der beiden Naturschutzgebiete (NSG) Kirchwerder Wiesen und Boberger Niederung wird das Ziel von zehn Prozent unter Naturschutz gestellter Landesfläche erreicht. Die naturschutzfachlichen Planungen für die Erweiterung sind abgeschlossen, so dass die mit diesem Vorhaben verbundene Beteiligung der Öffentlichkeit, der anerkannten Naturschutzvereinigungen sowie der Landwirtschafts-, Handels- und Handwerkskammer in Kürze starten kann.
Die unter Naturschutz stehende Landesfläche Hamburgs soll von 9,83 Prozent auf 10,35 Prozent steigen. Mit der Erweiterung der beiden Naturschutzgebiete im Südosten der Stadt wächst die Gesamtfläche der unter Naturschutz stehenden Gebiete in Hamburg damit auf rund 7.818 Hektar* – der höchste Anteil im bundesweiten Vergleich. Das Naturschutzgebiet Kirchwerder Wiesen wird mit insgesamt 1.144 Hektar* das größte der Stadt sein.
Umweltsenator Jens Kerstan: „Bei der Fläche unserer Naturschutzgebiete sind wir kurz davor, die Zehn-Prozent-Marke zu knacken. Das ist ein Rekord, bei dem uns kein anderes Bundesland so schnell etwas vormacht – und es ist ein Erfolg, auf den wir lange hingearbeitet haben und auf den wir stolz sein können. Gerade in einer Großstadt wie Hamburg, in der Platz begrenzt und Städtebau eine nachhaltige Herausforderung ist, muss Naturschutz ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Was wir jetzt schützen, werden nicht nur wir, sondern auch spätere Generationen umso mehr schätzen. Für mich ist diese Aufgabe eine Herzensangelegenheit und die Erreichung des Zehn-Prozent-Ziels ein echter Meilenstein.“
Erweiterung des Naturschutzgebiets Kirchwerder Wiesen
Rund 287 Hektar umfasst die Fläche, um die das Naturschutzgebiet Kirchwerder Wiesen erweitert werden soll. Mit einer Gesamtfläche von rund 1144 Hektar* wird es das größte Naturschutzgebiet Hamburgs sein. Die Erweiterungsfläche besteht aus einer weitgehend offenen Marschlandschaft mit einzigartigen Lebensräumen und zahlreichen Tier- und Pflanzenarten. Offenes und von Gräben durchzogenes Grünland prägt dieses Gebiet – eingestreute Feuchtwälder, Gebüsche, Brachen und Säume sorgen für Strukturvielfalt. Die Gose-Elbe als weiteres Element der Erweiterung stellt einen landschafts- und kulturhistorisch bedeutsamen Ausschnitt der Flussaue einer ehemaligen Nebenelbe dar.
Unter Schutz stehen so künftig das zweitgrößte Vorkommen der Schachblume in Hamburg, Brutreviere für zahlreiche Wiesen- und Rastvögel wie Bekassine, Uferschnepfe, Kiebitz, Feldlerche und Weißstorch sowie Lebensraum von Amphibien, Heuschrecken und Libellen. Auch seltene und gefährdete Arten wie die Zierliche Tellerschnecke, Grüne Mosaikjungfer, Moorfrosch, Schlammpeitzger, Steinbeißer und Bitterling sowie Wasserfledermaus, Biber und Fischotter sind in dem Gebiet zuhause.
Erweiterung des Naturschutzgebiets Boberger Niederung
Die Erweiterungsflächen des NSG Boberger Niederung mit einer Größe von rund 109 Hektar liegen hauptsächlich im Billebogen und im Talraum der Bille. Mit einer Gesamtfläche von rund 464 Hektar wird es das sechstgrößte Naturschutzgebiet Hamburgs sein. Der Norden des Billebogens zeichnet sich durch Grünland mit nassen Senken und einem welligen Relief aus, welches von zahlreichen Gräben und verstreuten Kleingewässern durchzogen ist.
Hier finden sich Laichhabitate für die Kreuzkröte, die in der Boberger Niederung ihr letztes Vorkommen in Hamburg besitzt, sowie Lebensraum für die in Hamburg gefährdete Knoblauchkröte und den Kammmolch. Beim Talraum der Bille handelt es sich um ein ausgesprochen schutzwürdiges Landschaftsensemble aus Fließgewässer, Wiesen, Weiden, Brachen, Feldgehölzen und Auwald. Auch der Eisvogel, Bitterling und die Sumpfschrecke kommen hier vor. Auf den im Süden an die Bille angrenzenden Grünlandflächen finden sich noch das Wiesen-Schaumkraut und Brutreviere von Vogelarten der halboffenen Kulturlandschaft wie Sumpfrohrsänger, Nachtigall und Dorngrasmücke.
Weitere Informationen: Mit den Erweiterungen der beiden Naturschutzgebiete wird die unter strengem Naturschutz gestellte Fläche in Hamburg mehr als zehn Prozent betragen – so viel wie in keinem anderen Bundesland. Damit wird das im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen vereinbarte Ziel, den Anteil der Naturschutzgebiete am Stadtgebiet auf mindestens zehn Prozent zu erhöhen, erreicht.
Derzeit stehen 9,83 Prozent (7.422 Hektar) unter Naturschutz, mit den Erweiterungen wird der Anteil der Naturschutzgebiete an der Landfläche Hamburgs auf circa 10,35 Prozent bzw. 7818 Hektar* steigen. Zum Vergleich: Bremen hat 8,5 Prozent bzw. 3547 Hektar seiner Landesfläche (Stand 2018) unter Naturschutz gestellt, Berlin 3,1 Prozent bzw. 2729 Hektar (aktueller Stand).
Unter www.hamburg.de/naturschutzgebiete/ befinden sich weitere Informationen zu den Hamburger Naturschutzgebieten.
Neue Broschüre zu Hamburger Naturschutzgebieten
Auf rund 50 Seiten lädt das Buch „Hamburgs Naturschutzgebiete. Unsere Natur vielfältig erleben“ mit vielen Informationen und Bildern zu Entdeckungstouren durch Hamburgs 37 Naturschutzgebiete ein. Moore, Wald, Heidelandschaft, Sanddünen – die Hamburger Naturschutzgebiete sind vielfältig. Das Buch informiert über seltene Pflanzen, besondere Tiere, Anfahrtsmöglichkeiten und die Naturschutz-Infohäuser.
Die Broschüre kann als barrierefreies PDF unter t.hh.de/16247706 heruntergeladen oder per E-Mail unter publikationen@bukea.hamburg.de bestellt werden. In Kürze wird sie auch in den Bücherhallen, Kundenzentren der Bezirksämter sowie dem Foyer der Umweltbehörde in Wilhelmsburg ausliegen.
*geringfügige Änderungen möglich.
Pressemitteilung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA)
NABU-Kommentierung zur Erweiterung zweier Naturschutzgebiete
Siegert: „Die Natur braucht ihren Raum – gerade in der Großstadt“
Umweltsenator Jens Kerstan hat heute die geplante Erweiterung der Naturschutzgebiete Kirchwerder Wiesen und Boberger Niederung vorgestellt. Nach der Vergrößerung werden zehn Prozent der Landesfläche unter Naturschutz stehen. Die Zehn-Prozent-Marke war eines der Verhandlungsergebnisse der vom NABU Hamburg erfolgreich durchgeführten Volksinitiative „Hamburg Grün erhalten“.
Dazu Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg:
„Die Natur braucht ihren Raum – gerade in der Großstadt. Wir freuen uns deshalb, dass der Senat Wort hält und die Ergebnisse unserer erfolgreich verhandelten Volksinitiative „Hamburgs Grün erhalten“ nach und nach umsetzt. Die geplante Erweiterung der beiden Naturschutzgebiete und das Erreichen der Zehn-Prozent-Marke sind ein großer Erfolg für die Natur, denn die Flächenkonkurrenz in der Großstadt ist groß.
Mit unserer Volksinitiative haben wir einen beispielgebenden Schutz von Hamburgs Grünflächen erreicht. Deshalb gibt es mit rund 30 Prozent Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten einen verbindlich festgelegten Anteil an der Gesamtfläche in Hamburg, der dauerhaft grün bleibt. Dabei sind alle Naturschutzgebiete für jegliche Eingriffe tabu – und das ist auch gut so, denn die Natur braucht ihre Rückzugsräume, die möglichst frei von menschlichem Einfluss sind. Der Kerngedanke der Einigung war, dass eine langfristige Siedlungsentwicklung auch ökologisch vertretbar sein muss.“
Alle weiteren Verhandlungsergebnisse der Volksinitiative „Hamburg Grün erhalten“ finden Sie unter www.NABU-Hamburg.de/gruen-erhalten.
Pressemitteilung NABU Hamburg