Krüger: Klima- und Biodiversitätskrise zusammen denken
Vor dem Hintergrund der Kriege im Gazastreifen und in der Ukraine findet ab Donnerstag die UN-Weltklimakonferenz COP 28 in Dubai statt. Die rund 190 teilnehmenden Staaten sind dringend aufgefordert, beim Klimaschutz umzusteuern. Die Bundesregierung muss rasch das Chaos beim Bundeshaushalt beenden.
“Die komplexe weltpolitische Lage darf kein Grund sein, die Klimakrise aus den Augen zu verlieren”, sagt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. “In Dubai steht viel auf dem Spiel. Die Staatengemeinschaft muss einen Ausstieg aus den fossilen bis spätestens 2050, eine Verdreifachung des Ausbaus der erneuerbaren Energien und eine Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2030 beschließen. Und zwar ohne Schlupflöcher: Carbon Capture and Storage (CCS) kann, wenn überhaupt, nur in sehr begrenztem Maße Teil der Lösung sein”.
Die internationale Staatengemeinschaft hat sich 2015 in Paris darauf geeinigt, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Im Dezember 2022 einigten sich die Vertragsstaaten auf ein globales Abkommen zum Erhalt und Schutz der biologischen Vielfalt. Aus Sicht des NABU müssen beide Abkommen stärker miteinander verzahnt werden und zusammenwirken.
Auch die Jugenddelegation der NAJU äußert sich zu den Erwartungen an die COP28. Undine Fleischmann, Mitglied der Jugenddelegation, erklärt: “Die internationale Staatengemeinschaft muss jetzt wegweisende Entscheidungen treffen, um die Ausmaße der Biodiversitäts- und Klimakrise zu beschränken. Dies erfordert unter anderem eine umfassende und global gerechte Finanzierung von Klimaschutz und Klimaanpassung sowie gesteigerte Ambitionen, die das Erreichen des 1,5 Grad-Ziels ermöglichen.“
“Schutz der biologischen Vielfalt und Klimaschutz gehen Hand in Hand. Die Natur ist unsere beste Verbündete. In sie muss investiert werden statt in klimaschädliche Subventionen”, so Krüger. “Beim Geld sind die Industrieländer in der Pflicht. Sie müssen den Ländern des Südens bei Klimaschutz und Anpassung finanziell unter die Arme greifen und endlich ihr Versprechen einlösen, bis 2025 jährlich hundert Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen. Deutschland ist als internationaler Finanzier ein wichtiger Akteur auf dem internationalen Klimaparkett. Die Bundesregierung muss jetzt deshalb auch in Richtung ihrer internationalen Partner für Klarheit beim Bundeshaushalt sorgen.”
Pressemitteilung NABU
COP in Dubai: Keine neuen fossilen Brennstoffe
BUND fordert fairen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas
Weltklimakonferenz startet unter schwierigen Vorzeichen
Bundesregierung muss sich für Abkehr von Fossilen stark machen
Menschenrechte und Klimagerechtigkeit gehen Hand in Hand
In Zeiten der sich zuspitzenden Klimakrise sind die Erwartungen an die heute beginnende 28. UN-Klimakonferenz hoch. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) blickt mit Skepsis nach Dubai und auf den COP-Präsidenten, der gleichzeitig Öl-Chef eines staatlichen Öl- und Gaskonzerns in seinem Land ist. Umso klarer sind die Erwartungen: Trotz schwieriger weltpolitischer Lage muss die Weltgemeinschaft solidarisch klimagerecht handeln. Sie muss die Anstrengungen deutlich erhöhen, um den 1,5-Grad Pfad einzuhalten.
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: “Diese COP findet unter schwierigen Vorzeichen statt. Die Staatengemeinschaft steht in Dubai vor einer echten Bewährungsprobe. Obwohl die Auswirkungen der Klimakrise deutlich spürbar zunehmen, droht eine Renaissance fossiler Energien. Für das Überleben auf unseren Planeten ist die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze extrem wichtig – jedes Zehntel Grad zählt. Deshalb fordern wir ein klares Nein zu allen fossilen Brennstoffen und klimaschädlichen Subventionen. Die COP muss die globale Energiewende bringen.”
Der BUND erwartet, dass die anwesenden Regierungschefs deutliche Zusagen für eine gerechte Transformation geben: weg von allen fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. Diese Zusagen müssen durch eine ausreichende Klimafinanzierung untermauert werden. Das gilt auch über die Gelder hinaus, die Deutschland bislang zugesagt hat.
Bandt: “Bundeskanzler Olaf Scholz und die anreisenden Minister*innen müssen sich auf der COP für eine Abkehr von fossilen Energien stark machen. Scheinlösungen wie die kaum erforschte CCS-Technologie sind hierbei der falsche Weg. Wir fordern die Bundesregierung auf, trotz Haushaltkrise öffentliche Gelder in Form von Darlehen in Milliardenhöhe auf den Tisch zu legen, um in die globale Energiewende und Klimafinanzierung zu investieren. Die angedachten sechs Milliarden reichen bei weitem nicht aus. Dazu müssen gerade in Deutschland Subventionen in fossile Energien gestoppt werden.”
Sultan Ahmed Al-Jaber, COP-Präsident und CEO der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) wird die Klimaverhandlungen die nächsten zwei Wochen leiten. Der Einfluss der fosslien Lobby ist bedenklich groß und birgt eine Gefahr für Lösungen in der Klimakrise.
Bandt: “Wir erwarten, dass der Präsident der COP seiner Rolle für die internationale Staatengemeinschaft gerecht wird. Al-Jabar darf die Klimakonferenz nicht durch die Hintertür zu einem fossilen Gipfel machen.”
Auch wegen der prekären Menschenrechtslage schaut die Welt mit Sorge auf Dubai und die Vereinigten Arabischen Emirate. Dazu sagt Karola Knuth aus dem Bundesvorstand der BUNDjugend: “Die Vereinigten Arabischen Emirate erklären, eine Klimakonferenz mit viel Teilhabe veranstalten zu wollen, verhindern aber die Organisation der Zivilgesellschaft. Deutschland sollte sich wie auch schon bei der letzten COP in Ägypten weiterhin aktiv für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen. Ohne die Einhaltung von Menschenrechten kann es keine Klimagerechtigkeit geben. Dazu gehört auch die echte Beteiligung von jungen Menschen, die weltweit von der Klimakrise betroffen sind.“
Hintergrund:
Die kommenden zwei Wochen der 28. Konferenz der Vertragsparteien (COP28) der UN-Klimarahmenkonvention werden von einem zentralen Element geprägt sein: dem Global Stocktake – der globalen Bestandsaufnahme. Dieser Prozess hat das Ziel klar zu verdeutlichen, welche Richtung die Welt im Kampf gegen die Klimakrise einschlagen muss. Die Diskussionen umfassen weiterhin verschiedene Schlüsselbereiche, darunter die Ausarbeitung der Finanzierungsfazilität für Schäden und Verluste, die Festlegung eines globalen Finanzierungsziels, die Schließung der massiven Emissionslücke und die Beschleunigung der Energiewende. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Rolle Deutschlands, in dieser entscheidenden Phase ein klares und gerechtes Zeichen zu setzen. Die getroffenen Entscheidungen werden nicht nur nationale, sondern auch globale Auswirkungen haben und somit maßgeblich zur internationalen Agenda für einen effektiven Klimaschutz beitragen.
Pressemitteilung BUND