Corona in Schlachthöfen: Billigfleisch ist ein krankes System

Mit einer 2,5 Meter hohen Kotelett-Skulptur protestieren gerade Greenpeace-Aktivisten und -Aktivistinnen nahe des Kanzleramts, um auf das kranke System Billigfleisch aufmerksam zu machen. Auf Bildtafeln zeigen sie symbolisch die Auswirkungen der Billigfleisch-Produktion: Ausbeutung von Arbeitskräften, Tierleid, Klimagase und Waldzerstörung für den Anbau von Futtermitteln.

 

Für heute hat Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) einen Plan zum Umgang mit den gehäuften Corona-Infektionen in deutschen Schlachtbetrieben angekündigt. „Die Regierung muss das Problem viel größer angehen”, sagt Dirk Zimmermann, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. “Das ganze System Billigfleisch krankt. Es funktioniert nur auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt.” Die unabhängige Umweltschutzorganisation fordert mit Blick auf Pandemie, Klimakrise und Artensterben einen konsequenten Umbau der Fleischproduktion. Das bedeutet: artgerechte Tierhaltung, weniger Tiere, mehr regionale Lebensmittelversorgung und faire Arbeitsbedingungen in den Betrieben. Hinzukommen muss eine zweckgebundene Tierwohl-Abgabe, um den Umbau der Tierhaltung zu finanzieren.

Lukrativ ist vor allem die Fleischverarbeitung in den Schlachtbetrieben mit rund 760 Millionen Schlachttieren im Jahr. Die Importe an Mastschweinen aus dem Ausland sind seit Jahren sehr hoch, da über Lohndumping und niedrige Standards hierzulande die Schlachtkosten niedrig gehalten werden. Die Schweinebranche selbst hat immensen Einfluss auf Politik und Markt. Mit mehr als 55 Millionen Schlachttieren im Jahr produziert sie das meiste Fleisch. Die drei größten Unternehmen Tönnies (17 Mio. Schlachtungen), Vion (8 Mio.) und Westfleisch (8 Mio.) kommen auf einen Marktanteil von 57 Prozent. “Die Schweinebarone blockieren seit Jahrzehnten die nötigen großen Reformen wie zum Beispiel tierschutzgerechte Vorschriften zur Haltung”, sagt Zimmermann. “Missstände werden politisch toleriert und vor allem vom Bundeslandwirtschaftsministerium kleingeredet.” So sprach Ministerin Julia Klöckner (CDU) vergangene Woche lediglich von vereinzelten „schwarzen Schafen“ in der Schlachtbranche.

Das Problem an der Wurzel packen

Ein Gesamtkonzept und der politische Wille zum Umbau fehlen bisher. Nötig sind neben fairen Arbeitsbedingungen und strengeren Auflagen bei Haltung, Transport und Schlachtung auch entsprechende Kontrollen Sanktionen und generell strengere Regulierungen entlang der gesamten Produktion. Dazu gehören auch transparente Lieferketten, bei denen Menschenrechte und Umweltbestimmungen eingehalten werden. Greenpeace konnte am Beispiel Schweinemast und Ferkelproduktion in früheren Kampagnen nachweisen, dass die sogenannte Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung weder Verfassung noch Tierschutzgesetz entspricht.

Pressemitteilung Greenpeace

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