Der Senat hat heute (1.8.) die Verordnung über das Naturschutzgebiet Neuländer Moorwiesen beschlossen. Damit hat Hamburg jetzt 34 Naturschutzgebiete, diese machen 9,4 Prozent der Landesfläche aus – das ist mehr als in jedem anderen Bundesland. Das Gebiet liegt im Naturraum der Elbmarsch in Harburg an der Landesgrenze zu Niedersachsen und umfasst 250 Hektar.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt und Energie, erklärt: „Die Neuländer Moorwiesen sind gekennzeichnet durch wertvolles Feucht- und Nassgrünland auf Niedermoortorfen. Wegen seines hohen Artenreichtums und seiner Bedeutung für den Biotopverbund wird das Gebiet nun dauerhaft unter Schutz gestellt. Das ist eine gute Nachricht. Die Fläche der Naturschutzgebiete in Hamburg liegt nun bei stolzen 7.091 Hektar, das entspricht 9,4 Prozent der Landesfläche – kein Bundeland hat einen höheren Anteil.“
Das neue Naturschutzgebiet ist vor allem als Lebensraum für die besonders stark gefährdete Gruppe der Wiesenvögel von Bedeutung. Rotschenkel, Kiebitz und Bekassine konnten hier in den letzten Jahren wieder stabile Bestände aufbauen. Feldlerche und Wiesenpieper kommen ebenfalls in hohen Dichten vor. Grund für diese selten positive Entwicklung ist die Umsetzung naturschutzrechtlicher Ausgleichsmaßnahmen in den letzten Jahren. Durch gezielte Renaturierungs- und Extensivierungsmaßnahmen einer Fläche von auf 140 Hektar wurde eine deutliche Aufwertung erzielt.
Das Sondervermögen „Naturschutz und Landschaftspflege“ hat zum Beispiel rund 21 Kilometer an Gräben wiederhergestellt und 13 Kleingewässer sowie zwölf Flachwasserzonen auf einer Fläche von etwa acht Hektar neu angelegt. Damit entstanden neue Kernflächen für den Amphibien-, Vogel- und Insektenschutz. Auch die seltene die Uferschnepfe versucht seit 2016 hier zu brüten. Ein Kranichpaar nutzte die geschaffenen Flachwasserzonen als Brutplatz und zieht seit 2016 erfolgreich Nachwuchs groß. Insgesamt brüten elf nach der Roten Liste für Hamburg bzw. für Deutschland gefährdete Vogelarten in dem Gebiet.
In den Neuländer Moorwiesen kommen zudem 317 verschiedene Pflanzenarten vor, von denen 74 Pflanzenarten auf den Roten Listen von Deutschland oder Hamburg stehen. Dazu gehören etwa die Sumpfdotterblume, das Moor-Labkraut und der Röhrige Wasserfenchel. Auch für Amphibien wie den bundesweit gefährdeten Moorfrosch oder seltene Libellenarten wie die Grüne Mosaikjungfer hat das Gebiet eine hohe Bedeutung.
Nach der Ausweisung der Allermöher Wiesen (106 Hektar) im Januar 2017 wird nun bereits das zweite neue Naturschutzgebiet in diesem Jahr geschaffen. Und noch ein weiteres Gebiet ist in Vorbereitung: Das Naturschutzgebiet Duvenwischen in Volksdorf (ca. 43 Hektar) soll 2018 folgen.
Infos zu allen Hamburger Naturschutzgebieten unter http://www.hamburg.de/naturschutzgebiet/
Pressemitteilung Behörde für Umwelt und Energie
Neues Naturschutzgebiet ersetzt keine nachhaltige Flächenpolitik
BUND begrüßt 34. Hamburger Naturschutzgebiet Neuländer Moorwiesen / Flächenversiegelung in Hamburg bleibt problematisch
Der BUND Hamburg begrüßt die heute von Umweltsenator Kerstan vorgestellte Ausweisung des Naturschutzgebietes Neuländer Moorwiesen. Damit wird der Schutz von Grünland und Niedermoorflächen in Hamburg verbessert. In dem neuen Gebiet sind über 300 Pflanzenarten anzutreffen. Seltene Vögel wie Kiebitz, Bekassine und Rotschenkel finden hier noch einen weitgehend intakten Lebensraum.
„Gut, dass der Hamburger Senat die Ausweisung von Naturschutzgebieten voranbringt. Gleichzeitig dürfen solche Ausweisungen nicht dafür genutzt werden, um die massive Flächenversiegelung an anderen Stellen in Hamburg zu rechtfertigen. Aktuell sind allein durch laufende Bebauungspläne über 200 Hektar wertvolle Grünachsen und Landschaftsschutzgebiete bedroht“, so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Beispiele dafür finden sich u. a. in Rahlstedt (Bebauungsplan Rahlstedt 131), in der Hummelsbüttler Feldmark und im Landschaftsschutzgebiet Öjendorf-Billstedter Geest.
Der Versieglungstrend wird laut BUND in den nächsten Jahren noch zunehmen, da allein durch den Neubau der vom Senat jährlich angestrebten 10.000 Wohnungen jedes Jahr ca. 70 Hektar zugebaut würden.
Um der Vernichtung von Grün- und Freiflächen Einhalt zu gebieten und Hamburgs Grün zu erhalten, fordert der BUND eine Überarbeitung der Planungsinstrumente Flächennutzungsplan und Landschaftsprogramm sowie eine Netto-Null-Flächenversiegelung ab dem Jahr 2020.
Pressemitteilung BUND HH