Darf Kunst das?

Kurz vor Jahresende hat die Gruppe „Zentrum für politische Schönheit“ vor dem Kanzleramt in Berlin eine Aktion zum AfD-Verbot gestartet. Dazu gehört auch ein Video mit einer Rede, die der Bundeskanzler nie gehalten hat.

 

Als Teil der Aktion wurde auch die Website www.AFD-Verbot.de freigeschaltet.

In der Bundespressekonferenz warnte Bundespressesprecher Steffen Hebestreit vor Deepfakes und Videos, die mit Künstlicher Intelligenz erstellt werden. Es werde immer schwieriger zwischen echt und falsch zu unterscheiden.

Mehr Infos: https://politicalbeauty.de
Interview mit Phillip Ruch vom „Zentrum für politische Schönheit“ auf 3sat Kulturzeit: https://www.youtube.com/watch?v=w4-KWlkzXZY
Das Video gibt es u.a. hier: https://www.youtube.com/watch?v=zKsTU4JT8PA
Siehe auch: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/aktion-gefaengnis-afd-verbot-100.html
oder: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hamburg_journal/Hamburg-Journal,sendung1402964.html (HH-Journal 27.12. ab Min. 14.27 über das Jahrestreffen des ChaosComputerClubs im CCH)
und: https://netzpolitik.org/2023/alles-deepfake-bundeskanzler-doch-nicht-entschlossen-gegen-die-afd/

“Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat.
Das ist die Lehre, das ist das Fazit dessen, was uns 1933 widerfuhr. Das ist der Schluss, den wir aus unseren Erfahrungen ziehen müssen, und es ist der Schluss meiner Rede. Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben.”
Erich Kästner, Über das Verbrennen von Büchern

»Freie Kunst ist keine Dreingabe, kein netter Zusatz einer funktionierenden Demokratie. Sie ist ihr Lackmustest. Fällt sie aus, fehlt uns eine kritische Instanz, sicher geglaubte Wahrheiten zu hinterfragen. Je zahmer und bestätigender die Kunst ist, desto lahmer und unattraktiver ist die Demokratie.«
Robert Habeck

Die wuz meint: Wie Robert Habeck sind auch wir der Meinung, dass die Kunst ein wichtiges Element der Demokratie ist. Um die Frage in der Überschrift zu beantworten: Ja Kunst darf das. Auch wir verurteilen Deepfakes und Falschnachrichten, die die Bürger verunsichern, zur Spaltung der Gesellschaft beitragen und vor allem dem Rechtsextremismus Vorschub leisten. Dieses Deepfake ist aber als solches gut zu erkennen. Der Mund von Olaf Scholz ist nicht mehr eindeutig menschlich, die Mimik passt nicht zu dem, was er sagt. Die Manipulation bleibt sichtbar.
Hier kann man nur sagen: nicht das Imperium schlägt zurück sondern die Rebellen der Republik drehen den Spieß um. Bislang kamen die Fakenews vor allem von rechts, jetzt mal offensichtlich von links. Die Kritik darf sich nicht an der Aktionsform abarbeiten, sondern die Politik sollte sich mit dem Inhalt beschäftigen. Die AfD wird vom Verfassungsschutz beobachtet, weil sie offensichtlich das Ziel hat, diese demokratische Republik zu zerstören. Ob das mit einem Verbot zu erreichen ist, muss diskutiert werden. Wichtig ist vor allem die Botschaft. Deutschland hat ein Problem mit einer rechtsnationalistischen Partei, die mehr und mehr Rückenwind bekommt – und das fast ohne Gegenwehr. Die Politik muss ihre Arbeit überdenken, damit nicht noch mehr Bürger die AfD wählen, sondern wieder Vertrauen haben in die demokratischen Parteien… auch in die der CDU,  die sich dringend überlegen sollte, wer der Feind im Land ist.

Dieser Beitrag wurde unter Politik/Wahlen/Demokratie/Frieden veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.