Deutsche Automarken schneiden besonders schlecht ab

Greenpeace vergleicht Wirtschaftlichkeit: Hoher Verbrauch an Energie, Rohstoffen und Platz
Deutsche Automarken schneiden beim Verbrauch von Energie, Rohstoffen und Platz im europäischen Vergleich besonders schlecht ab. Das zeigt eine zum Start der IAA veröffentlichte Rangliste von Greenpeace mit den dreißig in Europa am häufigsten verkauften Automarken. BMW, Mercedes-Benz und Porsche kommen in keiner der drei betrachteten Kategorien über den 23. Rang hinaus, Porsche belegt durchgehend den letzten Platz. In der Gesamtbewertung landen die deutschen Marken allesamt im hinteren Drittel:

 

VW (23), Audi (24), BMW (26), Mercedes-Benz (27), Porsche (30). Trotz schlechter Platzierungen in den Kategorien Rohstoffe und Platz belegt Tesla als reine E-Automarke den ersten Platz. Der Verkehr hängt in Deutschland und Europa beim Klimaschutz weit zurück. Um den CO2-Ausstoß mit dem nötigen Tempo zu senken, müssen künftig weniger und kleinere Autos auf die Straße kommen.

„Mit extra schweren SUVs, hochgerüsteten Sportwagen und XXL-Limousinen verschleudern die deutschen Autobauer knappe Ressourcen wie Energie, Rohstoffe und Fläche“, sagt Lena Donat, Greenpeace Verkehrsexpertin. „Dabei sind Autos an sich schon ineffizient und können nicht länger im Mittelpunkt des Verkehrs stehen. Damit sich das ändert, muss der Verkehrsminister teure und falsche Anreize wie den Bau weiterer Autobahnen oder das Dienstwagenprivileg streichen und konsequent auf den Ausbau effizienter Verkehrsformen wie Bahn und ÖPNV setzen.“

Chinesische Konkurrenz schlägt Spitzenreiter beim Energieverbrauch teils deutlich

Für das Ranking hat Greenpeace die jeweils fünf meistverkauften Modelle der europäischen Top-30-Marken ausgewertet. Für jede Marke wurden Energieverbrauch, Gewicht und Platzbedarf der fünf Modelle pro Sitzplatz gemittelt und die Liste nach prozentualen Abweichungen zum effizientesten Modell der jeweiligen Kategorie sortiert. Ergänzend wurden auch neu auf den europäischen Markt drängende chinesische Marken ausgewertet. Die neuen Elektroautos aus China sind mehrheitlich noch sparsamer als die Tabellenführer der Top-30. „Viele Menschen wollen sich ressourcenschonend fortbewegen”, so Donat. “Das zeigt der Erfolg des Deutschlandtickets. Die Bundesregierung muss diesen Trend verstärken.“

Als weiteren Vergleich hat Greenpeace den Ressourcenverbrauch alternativer Verkehrsmittel wie E-Bike, E-Bus und Fernzüge mit dem jeweiligen sparsamsten Pkw-Modell ins Verhältnis gesetzt. Bei Energie- und Flächenverbrauch pro Sitzplatz schneiden die Alternativen oft wesentlich besser ab als die effizientesten Automarken. Der höhere Materialeinsatz bei Zügen wird durch eine rund 40-fach höhere Laufleistung mehr als ausgeglichen.

Greenpeace_Report_Effizienzvergleich_Automarken


„Die Party ist vorbei“: Greenpeace-Aktive protestieren während IAA-Rundgang von Olaf Scholz gegen Greenwashing

Autohersteller produzieren weiter zu viele klimaschädliche Verbrenner

Gegen das klimaschädliche Geschäftsmodell vor allem der deutschen Autohersteller protestieren Greenpeace-Aktivist:innen heute auf der IAA während des Eröffnungs-Rundgangs von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Während die Konzernchefs sich für neue Elektromodelle feiern lassen, klettern die Klimaschützer:innen auf einige der ausgestellten SUV-Modelle. Mit „The Party Is Over“-Bannern warnen sie vor der ökologischen Rücksichtslosigkeit der Branche und einer rückständigen Verkehrspolitik. Parallel läuft über Lautsprecher eine Ansage gegen die Maßlosigkeit der Branche. Sie empfiehlt den Anwesenden, nach Hause zu gehen. „Es gibt auf der IAA nichts zu feiern“, sagt Greenpeace Verkehrsexpertin Lena Donat. “Kanzler Scholz feuert hier eine Branche an, die mit Monster-SUVs eine Party auf Kosten unser aller Zukunft schmeißt. Statt Auto-Rausch brauchen wir eine Verkehrspolitik, die Bus und Bahn endlich fit macht.”

Schon beim Ausstieg aus dem klimaschädlichen Verbrenner sind die deutschen Konzerne zu langsam. Mit dem Tempo der vergangenen drei Jahre hätten VW und Mercedes erst in den 2060er Jahren ganz auf saubere E-Antriebe umgestellt, BMW im Jahr 2048. Um das 1,5-Grad-Klimaziel noch zu erreichen, dürften weltweit ab dem Jahr 2030 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden. Die Nutzung des Autos in Industrieländern wie Deutschland muss laut Szenarien der Internationalen Energieagentur IEA zudem deutlich sinken. Eine gestern (4.9.) veröffentlichte Greenpeace-Analyse zeigt, dass die Autos deutscher Marken im europäischen Vergleich besonders viel Energie, Rohstoffe und Platz verbrauchen.


Greenpeace-Aktive protestieren vor IAA gegen maßlose Verschwendung durch Autobauer
Hoher Verbrauch an Energie und Ressourcen beschleunigt Klimakrise
Gegen das klimaschädliche Geschäftsmodell der deutschen Autobauer demonstrieren 14 Greenpeace-Aktivist:innen heute Morgen (4.9.) vor dem Eingang der IAA in München. In einem großen Wasserbecken vor der Messe haben sie drei Autodächer unterschiedlich tief versenkt. „Autoindustrie versenkt Klimaschutz“ und „Shrink Now Or Sink Later“ (Jetzt schrumpfen oder später untergehen) steht auf Bannern, die sie im Wasser stehend zwischen den Dächern halten. Die Protestierenden fordern eine Mobilität, die effizient und sorgsam mit Ressourcen umgeht und dabei auf eine solide finanzierte und ausgebaute Bahn und einen besseren ÖPNV setzt.

Ein heute veröffentlichter Greenpeace-Vergleich zeigt, dass deutsche Marken besonders verschwenderisch mit Energie und Rohstoffen umgehen und damit die Klimakrise beschleunigen. Diese lässt Extremwetterereignisse wie Starkregen häufiger und stärker werden. „Die deutsche Autoindustrie prasst, als gäbe es kein Morgen“, sagt Greenpeace-Verkehrsexpertin Marissa Reiserer. „Der enorme Energieverbrauch ihrer Autos treibt die Klimakrise, das hohe Gewicht steigert die Ausbeutung von Rohstoffen. Damit diese Verschwendung aufhört, brauchen wir eine Verkehrspolitik, die Mobilität nicht länger mit dem eigenen Auto gleichsetzt. Eine verlässliche Bahn wie etwa in der Schweiz und ein gut ausgebauter ÖPNV sind die Voraussetzung für eine Mobilität, die nicht länger Klima und Natur versenkt.”

Der Verkehr hängt in der anstehenden Transformation weit zurück. Zum zweiten Mal in Folge hat der Bereich zuletzt seine Klimaziele verfehlt. Ohne zusätzliche Schritte werden im Verkehr bis zum Jahr 2030 laut Projektionsbericht der Bundesregierung mindestens 187 Millionen Tonnen CO2 zu viel ausgestoßen. Das entspricht etwa einem Viertel der deutschen Jahresemissionen. Der Straßenverkehr verursacht gut 97 Prozent der innerdeutschen Verkehrsemissionen.

Pressemitteilungen Greenpeace

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