… umsetzen – BUND begrüßt Entwurf für neue Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt
Zum Auftakt des Dialogs über die neue Strategie zur Biologischen Vielfalt durch das Bundesumweltministerium erklärt Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):
„Die Krise der biologischen Vielfalt betrifft uns alle. Der vorliegende Entwurf der neuen Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt macht deutlich: Wir müssen alle anpacken, um Natur und Arten und damit auch die zahlreichen Leistungen der Natur für uns zu retten. Schutz vor Dürre, nachhaltige Nahrungsmittelproduktion, Erholung und Gesundheit sind ohne eine intakte Natur unmöglich. Ich begrüße, dass es den Entwurf für eine erste neue Strategie seit 2007 nun gibt und vor allem die Möglichkeit zu einem breiten gesellschaftlichen Dialog darüber.
Deutschland muss in der EU und daheim die Ziele der Weltnaturschutzkonferenz von Montreal umsetzen: mindestens 30 Prozent der weltweiten Landes- und Meeresfläche bis 2030 wirksam schützen, die Menge der für Mensch und Umwelt gefährlichen Chemikalien und Pestizide bis 2030 halbieren und umweltschädliche Subventionen abbauen. Wichtigste Aufgabe der neuen Strategie muss die Bekämpfung der Treiber der Naturzerstörung sein.
Am Ende muss eine Strategie der Bundesregierung mit konkreten Maßnahmen und Verpflichtungen für jedes einzelne Ressort stehen. Für einen Erfolg braucht es zudem konkrete Unterstützung der zahlreichen gesellschaftlichen Akteure in Bund, Ländern und Kommunen. Denn die Rettung der biologischen Vielfalt braucht uns alle.“
Hintergrund:
Die internationale Naturschutzkonferenz der Konvention zur Biologischen Vielfalt hat weitreichende Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt beschlossen. Deutschland ist jetzt als Vertragspartner in der Pflicht diese zu konkretisieren und umzusetzen. Die Umsetzung der bisherigen Nationalen Biodiversitätstrategie zeigt, dass die Ziele verfehlt wurden insbesondere durch fehlende konsequente Umsetzung. Viele deutsche Schutzgebiete sind durch jahrelanges Missmanagement in schlechtem Zustand. Die Meeresschutzgebiete werden durch nicht-nachhaltige Fischerei weiterhin ausgebeutet, die schädliche Intensivierung der konventionellen Landwirtschaft lässt ganze Landstriche ökologisch veröden. Die Populationen von Insekten und Singvögeln sind in Folge dessen dramatisch eingebrochen. Auch beim Waldschutz hinkt die Bundesregierung der Analyse des BUND zufolge hinterher.
Mehr Infos: https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/zehn-jahre-nationale-strategie-zur-biologischen-vielfalt/
Pressemitteilung BUND
NABU: Wichtiger Schritt zur Umsetzung des Weltnaturabkommens in Deutschland
Krüger: Neue Strategie macht vieles besser als Vorgängerversion, muss jedoch noch nachgeschärft werden
Um die global rasant voranschreitenden Naturzerstörung zu stoppen, hat die Weltgemeinschaft im vergangenen Dezember in Montreal ein neues Weltnaturabkommen verabschiedet. Wie das Abkommen in Deutschland umgesetzt werden soll, stellt Bundesumweltministerin Steffi Lemke heute mit dem Entwurf der sogenannten Nationalen Biodiversitätsstrategie vor. Der NABU begrüßt das Vorhaben, sieht jedoch auch Nachbesserungsbedarf.
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: “Vieles, was bei der Vorgängerstrategie zum Scheitern geführt hat, macht die neue Strategie deutlich besser. Sie setzt auf ambitioniertere, messbare Ziele, konkrete Maßnahmen und mehr Verbindlichkeit bei der Umsetzung. Damit das Vorhaben halten kann, was es verspricht, braucht es einen klaren Plan mit Zwischenzielen, wirksamen Maßnahmen und konkrete Verantwortlichkeiten. Die Bundesregierung muss nun gemeinsam mit den Ländern konkrete Schritte vereinbaren und ausreichend finanziellen Mittel zur Verfügung stellen. Die Naturkrise aufzuhalten ist dabei nicht nur Aufgabe des Umweltministeriums. Alle Ressorts tragen Verantwortung, konstruktiv zusammenzuarbeiten und den Schutz unserer Lebensgrundlagen in Deutschland gemeinsam zum Erfolg zu führen.”
Ambitioniert und vielversprechend sind laut NABU die Ziele zur Wiederherstellung der Natur, zum Biotopverbund, dem verringerten Eintrag von Pestiziden und Stickstoffeinträgen sowie mehr Platz für die Natur auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Nachgeschärft werden müssen die Ziele und Maßnahmen zu naturnahen Waldentwicklung, strengem Schutz in Schutzgebieten und Abbau naturschädigender Subventionen sowie der Reduktion der negativen Auswirkungen von wirtschaftlichen Aktivitäten auf die Biodiversität. Auch fehlt die Perspektive einer rechtlichen Verankerung der Strategie, welche für deutlich mehr Verbindlichkeit sorgen würde. Zudem gibt es Schwächen im Bereich der Biodiversitäts-Finanzierung: Die von Olaf Scholz versprochenen 1,5 Milliarden Euro pro Jahr für den globalen Schutz der Biodiversität sollten nicht erst 2025 sondern schnellstmöglich und spätestens vor der nächsten Weltnaturkonferenz 2024 zur Verfügung gestellt und anschließend weiter erhöht werden.
Pressemitteilung NABU
Foto: Gebänderte Prachtlibelle