Die Hafenplanung in Hamburg braucht ein Umdenken, in ökologischer, aber auch ökonomischer Hinsicht. Ein erster Schritt aus Sicht des Aktionsbündnis ist der Stopp der Elbvertiefung. WWF, NABU und BUND fordern Neuausrichtung des Hamburger Hafens – Schlussfolgerung aus der Kurzstudie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) „Die Zukunft des Hamburger Hafens“
Nach Veröffentlichung des Hamburger Hafenentwicklungsplans (HEP) haben sich die Umweltverbände WWF, BUND und NABU im Zusammenhang mit der geplanten 9. Elbvertiefung immer wieder die Frage gestellt, wie Anspruch und Wirklichkeit in Bezug auf infrastrukturelle Anpassungen im Hamburger Hafen zusammengebracht werden können. Denn dass die prognostizierten 25 Millionen TEU Umschlag für das Jahr 2025 schnell Makulatur waren, wurde bereits binnen weniger Monate nach Veröffentlichung des HEP 2012 deutlich. Trotzdem wurde weder der Hafenentwicklungsplan aktualisiert noch der Bedarf für die Elbvertiefung in Frage gestellt. Während Politik und Hafenwirtschaft öffentlich wenig Anstalten machen, eine seriöse Bestandsaufnahme der aktuellen Situation zu veranlassen oder visionär in die Zukunft zu gucken, veränderten sich die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dramatisch.
Weil unter anderem das HWWI in unterschiedliche Zusammenhängen die globale, europäische oder nationale wirtschaftliche Entwicklung für Schifffahrt und Häfen analysiert, haben die Verbände WWF, BUND und NABU ein Kurzgutachten beauftragt. Aufgabe für die Wirtschaftsexperten des HWWI war, neben einer Bestandsaufnahme einen Blick in die Zukunft des Hamburger Hafens zu werfen . Zu den erheblichen negativen Einflüssen auf verschiedene Ökosysteme durch das Wirtschaften von Häfen und Schifffahrt kommen die absehbaren Herausforderungen für Küsten oder Hafenstädte durch den Klimawandel. Für die Umweltverbände war zu klären, ob neben ökologischen Notwendigkeiten auch ökonomische Gründe dafür sprechen, möglichst umgehend einen nachhaltigen und innovativen Hamburger Hafen zu entwickeln.
Aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen des HWWI leiten die Umweltverbände WWF, BUND und NABU für sich folgende zentrale Forderungen ab:
Das HWWI sieht eine maximale Obergrenze für das Containerwachstum bei rund 11 Millionen TEU. Deswegen ist die 9. Elbvertiefung angesichts der begrenzten Wachstumserwartungen verzichtbar. Die infrastrukturellen Kosten, die sich aus der Lage Hamburgs als Nicht-Tiefwasserhafen ergeben, sind enorm und stehen nach Auffassung der Verbände weder aktuell noch zukünftig in einem Verhältnis zu den ökonomischen Benefits oder den ökologischen Schäden. Die sich in Umsetzung befindliche Elbvertiefung würde allein durch die erhöhten Unterhaltungskosten der Fahrrinne die Infrastrukturellen Kosten nochmals deutlich erhöhen.
Der traditionell starke Einfluss der Hafenwirtschaft auf die Hamburger Politik hat vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten in Bezug auf eine optimierte Flächennutzung oder Kooperationen auch über den Hamburger Hafen hinaus über Dekaden deutliche Grenzen gesetzt. Durch den Verzicht auf die Verfolgung möglicher Alternativen wurden entgangene Nutzen (Opportunitätskosten) billigend in Kauf genommen. Um alle möglichen Entwicklungspotentiale für den Hamburger Hafen zukünftig auszuschöpfen, müssen für zukunftsweisende Entscheidungen mehr Interessengruppen einbezogen werden, deren Interessen betroffen sind.
Angesichts der historischen Dimension der Veränderung benötigt der Hamburger Hafen eine umfassende ökologische, digitale und innovative Transformation. Neue Geschäftsmodelle mit neuen Formen der Produktivität und Beschäftigung müssen alternative Möglichkeiten der Wertschöpfung eröffnen. Bei der Bewertung von Projekten (z. B. Flächennutzung) müssen vor allem externe Kosten (Klimawandel, Luftqualität etc.) einbezogen werden. Diese Kosten müssen sich auch auf Ökosystemdienstleistungen von Lebensräumen und Arten beziehen. Als wichtigen ersten Schritt sehen die Verbände einen Stopp der ökologisch problematischen und ökonomisch nicht mehr zu rechtfertigenden Elbvertiefung als notwendig an.
Pressemitteilungen von BUND, NABU, WWF