Bereits 24 Häuser in Hamburg und Wedel vom NABU mit Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ ausgezeichnet / So helfen Sie den sympathischen Sommerboten
In Hamburg beginnt jetzt das Schwalbenjahr – die grazilen Flugkünstler sind aus ihren Winterquartieren südlich der Sahara zurückgekehrt. Den Anfang machen die Rauchschwalben, ab Mitte April folgen dann auch die Mehlschwalben. Nun beginnen sie in Hamburg zu brüten. Doch leider finden Schwalben immer seltener geeignete Nistplätze und immer weniger Insektennahrung. „Umso wichtiger ist es, jetzt etwas für unsere Schwalben zu tun“, sagt Franziska Kötter, Referentin für Vogelschutz beim NABU Hamburg. Mit ein paar Tipps kann jede*r den Vögeln helfen.
Unterstützt werden können Schwalben mit Nisthilfen oder Kunstnestern sowie Lehmpfützen. „Jahrhundertelang waren Rauch- und Mehlschwalben ganz selbstverständliche Mitbewohner in unseren Dörfern und Städten. Heute sind sie gefährdet, weil sie immer weniger Nistmöglichkeiten finden“, so Kötter. Generell seien die langfristigen Bestandstrends für beide Schwalbenarten in Deutschland negativ. Mit jeweils etwa 700.000 Brutpaaren gibt es bundesweit nur noch halb so viele Vögel wie vor 30 Jahren. Die Mehlschwalbe ist gefährdet, die Rauchschwalbe steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste Deutschland. In Hamburg brüten noch etwa 2.800 Mehlschwalbenpaare und 2.300 Rauchschwalbenpaare.
Wo ist die nächste Lehmpfütze?
Schwalben sind sehr ortstreu und nutzen gerne vorhandene Nester. Diese dürfen daher nicht entfernt werden. Aus Lehm, Ton oder schlammiger Erde formen sie mithilfe ihres Speichels kleine Kügelchen und bessern damit alte Nester aus oder bauen ein neues am selben Platz oder in der Nähe. Die Lehmpfütze sollte dabei nicht mehr als 300 Meter vom Niststandort entfernt sein. Wichtig ist zudem, dass dort Katzen keine Deckung finden.
Mehlschwalben brüten außen
Vor allem die Mehlschwalbe ist in Hamburg gut zu beobachten: Die kleinen Flugkünstler sind echte Stadtbewohner und sehr gut an ihrem leuchtend weißen Bürzel und Bauch sowie dem tief gekerbten Schwanz zu erkennen. Sie bauen ihre fast geschlossenen Nester an rau verputzte Hauswände oder unter geschützten Dachvorsprüngen. Dabei nutzen Schwalben als ortstreue Tiere gerne alte vorhandene Nester und bessern sie mit frischem Lehm wieder aus. In Städten fehlen jedoch oft Lehmstellen als Baugrundlage. Hinzu kommt, dass die bei Gebäudesanierungen häufig verwendeten modernen Farbanstriche die Hauswände glatt und rutschig machen. Dadurch haben Schwalben Schwierigkeiten, ihre Nester an der Wand zu befestigen und fertige Nester stürzen leicht. Wer auch nach einer Sanierung Schwalben an seinem Gebäude ein Zuhause bieten möchte, sollte möglichst auf Dispersionsfarben verzichten oder unter Vorsprüngen in mindestens 2,5 m Höhe Kunstnester anbringen, die ebenfalls gern angenommen werden.
Rauchschwalben brüten innen
In eher ländlichen Regionen wie den Vier- und Marschlanden fühlt sich die Rauchschwalbe wohl, die mit ihrem metallisch glänzenden Gefieder an der Oberseite, dem dunkelroten Kropfband und den langen Schwanzspießen gut zu erkennen ist. Sie bevorzugen Balken oder Mauervorsprünge in Ställen, Scheunen oder Carports. Leider bleiben die notwendigen Einflugluken nach Renovierungen zunehmend verschlossen oder sind bei Neubauten gar nicht erst vorhanden. Viele Lager und Ställe müssten zumindest in der warmen Jahreshälfte aber gar nicht komplett verschlossen sein, eine Einflugluke reicht Rauchschwalben bereits aus. Außerdem sind sie Vertilger lästiger Fliegen und Mücken. Doch durch den Insektenschwund finden die Schwalben nicht genügend Futter für den Nachwuchs. Ein insektenfreundlicher Garten kann helfen, dem entgegenzuwirken.
Für einen reich gedeckten Tisch: Insektenvielfalt fördern
Nahrungsmangel ist ein weiteres Problem für Schwalben. In Siedlungen sind immer weniger Insekten wegen versiegelten Flächen und Gärten ohne Pflanzenvielfalt zu finden. Doch ohne Insekten können die Flugjäger weder sich selbst noch ihre Jungen ausreichend versorgen. So sinkt der Bruterfolg und die Bestände von Rauch- und Mehlschwalben gehen zurück. Damit auch in Zukunft der Tisch für Schwalben gedeckt bleibt, gilt es, die Insektenvielfalt zu fördern. „Es braucht eine bunte Vielfalt an heimischen Pflanzen, sodass den ganzen Sommer immer etwas blüht. Auf Pestizide sollten Gartenbesitzende verzichten. Sie vergiften nicht nur die Nahrungsgrundlage der Schwalben, sondern auch die Schwalben selbst“, sagt die Vogelschutzexpertin Franziska Kötter.
Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“
Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ will der NABU Hamburg dazu beizutragen, die Akzeptanz für Schwalben und ihre Nester in der Nähe des Menschen zu erhöhen sowie bestehende Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen. Die Plakette wird an Hausbesitzer*innen verliehen, die Schwalben an ihren Gebäuden dulden und fördern und dadurch das Brutgeschehen der kleinen Sommerboten unterstützen. Im vergangenen Jahr wurden 8 Häuser ausgezeichnet, insgesamt hat der NABU Hamburg die Plakette schon 24 Mal verliehen.
Jeder, der sich für Schwalben engagiert und diese an seinem Haus duldet, kann sich für die Plakette bewerben. Alle Infos zur NABU-Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ inklusive Bewerbungsformular finden sich unter: www.NABU.de/schwalben.
Pressemitteilung NABU Hamburg