Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert den Discounter Lidl für seine fehlende Bereitschaft zur Einführung von Getränke-Mehrwegflaschen sowie den dauerhaften Verstoß gegen die Mehrwegquote von 70 Prozent im Verpackungsgesetz. Der Konzern bewirbt derzeit mit großem Aufwand eine behauptete Umweltfreundlichkeit seiner Einweg-Flaschen aus Plastik und warf der DUH sowie Branchenverbänden der „Mehrweg-Allianz“ am 3. Mai in der Lebensmittel Zeitung fehlende Dialogbereitschaft vor.
Die DUH kritisiert die Einweg-Kampagne des Discounters als politisch motiviert und weist sowohl die behauptete Umweltfreundlichkeit von Einweg als auch eine mangelnde Dialogbereitschaft als nicht zutreffend zurück. Im Gegenteil bietet die DUH dem Lidl-Vorstandsvorsitzenden Gerd Chrzanowski und Günther Jauch, dem Gesicht der Plastikflaschenkampagne, ein öffentliches Gespräch zur Einhaltung der gesetzlichen Mehrwegquote von 70 Prozent und der im Kreislaufwirtschaftsgesetz festgelegten Abfallhierarchie an.
DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz: „In der Vergangenheit gab es bereits Gespräche zwischen der DUH und dem jetzigen Lidl-Vorstandsvorsitzenden Gerd Chrzanowski zu Getränkeverpackungen. Nach unserer Einschätzung wollte dieser nur über Einweg, aber nicht ernsthaft über die Einführung von Mehrweg reden. Dies mündete in eine jahrelange Funkstille, für die der Discounter die Verantwortung trägt. Wir standen und stehen jederzeit für einen konstruktiven Dialog zur Verfügung und haben im Gegenteil Lidl mehrfach und wiederholt dazu aufgefordert, sich mit Mehrweg auseinanderzusetzen. Es ist der Discounter, der durch eine riesige Kampagne und eine bezahlte Studie versucht, Fakten zu schaffen und die Mehrweg-Akteure zu überrollen. Dialogbereitschaft sieht anders aus. Es wäre besser gewesen, sich mit Umweltverbänden und Mehrwegakteuren vor einer solchen Großkampagne gemeinsam an einen Tisch zu setzen und auszutauschen. Nichtsdestotrotz laden wir den Lidl-Vorstandsvorsitzenden Gerd Chrzanowski und auch das Gesicht der Plastikflaschenkampagne Günther Jauch gerne zu einem modernen Mehrwegabfüller ein. Wir möchten mit ihnen öffentlich über die Vorteile der Einführung wiederverwendbarer Flaschen sprechen.“
Die DUH sieht ihre Kritik an Lidls Einweg-Kampagne durch mehrere vom Discounter vorgelegte Veröffentlichungen bestätigt. So verschweigt Lidl für sich nachteilige Studienergebnisse in TV-Spots und auf Werbeplakaten, nimmt einen verzerrten Vergleich zwischen Einweg mit aktuellen und Mehrweg mit alten Daten vor und täuscht einen geschlossenen 100-Prozent-Materialkreislauf vor, der so nicht existiert. Zudem kann das Lidl-Recyclingsystem nach Aussagen des Ifeu-Instituts nicht auf andere Unternehmen und schon gar nicht den gesamten Markt übertragen werden.
Dass Lidl mit allen Mitteln versucht, Einweg zu pushen und es dabei mit der Wahrheit nicht immer ganz genau nimmt, ist spätestens seit 2008 bekannt. Damals versuchte der Hard-Discounter Verbraucherinnen und Verbraucher zu täuschen, indem Markenbiere und die Limonade Bioness in Einweg-Glasflaschen verkauft werden sollten, die Mehrwegflaschen zum Verwechseln ähnlich sahen. Nur durch eine Abmahnung der DUH und eine öffentliche Bekanntmachung dieses Täuschungsmanövers verzichtete Lidl auf die Markteinführung der sogenannten „Einweg-Zwillingsflaschen“ im Mehrweg-Look.
„Was Lidl bei der bisherigen Diskussion um Einweg und Mehrweg unter den Tisch fallen lässt, sind Regionalität, Produktvielfalt, Getränkekultur und mehr als 145.000 Arbeitsplätze. Rund 8.000 Mehrwegabfüller sorgen in Deutschland für eine weltweit einzigartige Getränkevielfalt und viele grüne Jobs auch in strukturschwachen ländlichen Regionen. Discounter wie Lidl stehen hingegen für wenige Einheitsprodukte und Industrieanlagen, in denen nur noch wenige Menschen arbeiten. Im Mineralwasserbereich beträgt die Arbeitsplatzquote von Mehrweg zu Einweg fünf zu eins“, erklärt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe