Die H&R Ölwerke Schindler GmbH (H&R) betreibt im Hamburger Hafen südlich der Köhlbrandbrücke eine Mineralölraffinerie. Für die dortige Herstellung von Weißölen und Paraffinen sowie für die Umwandlung von Verbrennungsprodukten wie Schiffsdieselölen in hochwertige Produkte wird in großen Mengen Wasserstoff benötigt. H&R bezieht diesen Wasserstoff zurzeit extern über LKW-Trailer.
Die neue PEM-Elektrolyse-Anlage (PEM = Proton Exchange Membrane) mit einer Leistung von 5,0 MW Stromaufnahme erlaubt es nun, den produktionsnotwendigen Wasserstoff vollständig selbst zu produzieren. Die Jahresproduktion wird mehrere Millionen Nm³ (Normkubikmeter) betragen. Durch Elektrolyse wird Wasser durch Zuführung von elektrischer Energie in gasförmigen Wasserstoff und Sauerstoff zerlegen. Der Wasserstoff wird hier anschließend nach einer technischen Aufbereitung in den Produktionsprozess eingespeist. Der anfallende Sauerstoff könnte grundsätzlich genutzt werden, geplant ist derzeit aber die Freisetzung in die Atmosphäre.
Zur Information:
Die Freie und Hansestadt Hamburg erhält in der aktuellen Förderperiode 2014-2020 Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), insgesamt ca. 55 Mio. €. Dasselbe Finanzvolumen wird durch nationale öffentliche Mittel sowie private Eigenmittel beigesteuert, sodass unter Hinzuziehung der EFRE-Kofinanzierung ca. 110 Mio. € zur Verfügung stehen. Diese Mittel werden für Projekte aus den Förderschwerpunkten „Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation“ sowie „Förderung der Bestrebungen von Unternehmen zur Verringerung der CO2-Emissionen“ eingesetzt. Projektbeispiele sind etwa die Erweiterung des Fraunhofer Centers für Maritime Logistik, der Innovationsstarterfonds Hamburg II sowie verschiedene Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen.
In der zurückliegenden Förderperiode erhielt Hamburg insgesamt ca. 35 Mio. € EFRE-Mittel. Dieses Programm konnte durch die EFRE-Verwaltungsbehörde vor kurzem erfolgreich und vollständig gegenüber der Europäischen Kommission abgeschlossen werden. Auch aufgrund dieses für Hamburg sehr positiven Förderzeitraums wurde der Mittelansatz deutlich um ca. 20 Mio. € erhöht.
Die Ausgestaltung der EFRE-Regularien sowie die Bereitstellung der EFRE-Mittel obliegt der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Für den Förderschwerpunkt „Förderung der Bestrebungen von Unternehmen zur Verringerung der CO2-Emissionen“ ist die Behörde für Umwelt und Energie die zuständige Fachbehörde und zwischengeschaltete Stelle im EFRE-Verfahren. Sie wird unterstützt durch die Hamburgische Investitions- und Förderbank.
Die PEM-Elektrolyse-Anlage mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von mehr als 10 Mio. Euro wird durch EFRE-Mittel i.H.v. knapp 2,5 Mio. Euro kofinanziert.
Pressemitteilung Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation
Ölwerke Schindler sollen konsequent in Klimaschutz investieren
BUND appelliert an das Unternehmen, künftig keine Wärme aus Kohleverbrennung einzusetzen
Der BUND Hamburg begrüßt das Engagement der Ölwerke Schindler, mit einer modernen Elektrolyseanlage zur Herstellung von Wasserstoff einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die neue Anlage soll heute auf dem Werksgelände in Betrieb genommen werden.
„Es ist zu begrüßen, wenn Unternehmen in Hamburg in Sachen Klimaschutz vorangehen. Allerdings gibt es derzeit eine Planung, nach der die Ölwerke Schindler die von ihnen benötigte Prozesswärme aus dem umstrittenen Kohlekraftwerk Moorburg beziehen würden. Das wäre das Gegenteil von konsequentem Klimaschutz“, so BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch.
Derzeit gibt es zwei Szenarien, um die fehlende Fernwärmeproduktion nach dem Abschalten des alten Kohlekraftwerks Wedel zu ersetzen. Die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) favorisiert dabei die Planung einer neuen Leitung unter der Elbe, um die Abwärme von Industrieanlagen südlich der Elbe einzubeziehen. Die Ölwerke Schindler würden in diesem Konzept nicht mehr Wärme aus der Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm beziehen, sondern von dem Vattenfall-Kraftwerk in Moorburg.
Der BUND fordert daher von den Ölwerken Schindler und der Umweltbehörde, eine klimafreundliche Alternative für die Versorgung des Unternehmens auf den Weg zu bringen. Sollte das Kraftwerk Moorburg die entsprechende Wärme liefern, wäre dies mit einem zusätzlichen CO2-Ausstoß von fast 50.000 Tonnen pro Jahr verbunden.
„Vor dem Hintergrund der grünen Forderung eines möglichst schnellen Kohleausstiegs auf Bundesebene sollte Umweltsenator Kerstan dem Klimakiller in Moorburg kein neues Geschäftsfeld in Hamburg eröffnen“, so Manfred Braasch.
Pressemitteilung BUND HH
WUZ-Info: Was Wasserstoff noch kann
Der Ausbau der erneuerbaren Energien erfordert verschiedene Maßnahmen, um einen Ausgleich zwischen fluktuierender Energiebereitstellung und Nachfrage herzustellen. Was passiert mit dem Strom, der durch Solar- oder Windenergieanlagen produziert wird und nicht sofort gebraucht wird? Kann er gespeichert werden? Mit Hilfe von Wasserstoff lautet die Antwort. “Bei der sogenannten Elektrolyse wird Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten, unter Zugabe von Kohlendioxid kann aus dem Wasserstoff auf diese Weise Methan, als künstliches Erdgas erzeugt werden…Über das weitverzweigte Gasnetz könnte dieses in Kavernen geleitet und gespeichert werden. Verringert sich der Ertrag von Photovoltaik im Winter, kann das gespeicherte Gas in Kraftwerken wieder in Strom umgewandelt werden”, schreibt Roger Hackstock in seinem Buch: Flexibel und frei – wie eine umfassende Energiewende unser Leben verändert (OekomVerlag)