Das Hamburger Stadtbild wird in vielen Quartieren durch den Backstein geprägt: sowohl in den einzigartigen Wohnungsbeständen der 1920er und 1930er Jahre als auch durch Gebäude aus den 1950er und 1960er Jahren. Um auch bei energetischen Sanierungen diesen Charakter zu erhalten, arbeiten Senat und Wohnungswirtschaft im Bündnis für das Wohnen eng zusammen. Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit wurden am Freitag vorgestellt.
Backstein ist in weiten Teilen Hamburgs das bestimmende Fassadenmaterial und soll es aus denkmalpflegerischen, kulturellen und historischen Gründen weiterhin bleiben. Es ist demnach neben den hellen, gründerzeitlichen Stuckfassaden das Material, das die Dualität von “rot und weiß” zum bestimmenden, unverwechselbaren Charakter der Hansestadt nach innen und außen macht.
Die Hamburger Wohnungswirtschaft hat sich 2011 im „Bündnis für das Wohnen“ mit dem Hamburger Senat grundsätzlich zum Erhalt der Backsteinstadt Hamburg bekannt und auf die Einrichtung eines Verfahrens zur Qualitätssicherung von Backsteinsanierungen verständigt. Ergebnisse dieses neuen Verfahrens werden in einem Backsteinkatalog zusammen mit zwei Projekten der IBA Hamburg 2013 vorgestellt und sollen als Orientierung für weitere Sanierungsvorhaben dienen.
Jutta Blankau, Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt: „Hamburg ist als Backsteinstadt einzigartig und dieses Stadtbild wollen wir bewahren. Deswegen freut es mich sehr, dass sich die Stadt und Wohnungswirtschaft im Bündnis für das Wohnen gemeinsam für dieses Ziel engagieren. Mit der Qualitätssicherung Backstein, der Förderung durch die Investitions- und Förderbank und mit dem Backsteinkatalog haben wir jetzt auch praktische Hilfsmittel, um die energetische Sanierung zu ermöglichen und gleichzeitig diesen besonderen Charakter Hamburgs zu erhalten.“
Marko Lohmann, Vorsitzender des Landesverbandes Hamburg des Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. : „Das Bündnis für Wohnen in Hamburg hat nicht nur mit dem jährlichen Neubau von mehr als 6.000 Wohnungen Erfolge erzielt, sondern auch mit qualitativen Zielen wie dem Bekenntnis zum Erhalt stadtbild-prägender Backsteinfassaden. Dieses Ziel konkurriert mit Klimaschutz, hohen Baukosten, Wirtschaftlichkeit und Sozialverträglichkeit. Es gelingt daher im Bündnis aller Beteiligter am besten, miteinander abzuwägen und geeignete Vorgehensweisen abzustimmen. Der Backsteinkatalog bietet verschiedene Einzelbeispiele, anhand derer das Bündnis nun gut beraten kann, wie wir gemeinsam auf der Ebene weiterer Quartiere zu ausgewogenen Lösungen kommen.“
Joachim Haseloff, Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft dhu e.G.: „Die energetische Modernisierung in einem Backsteingebäude stellt an sich schon eine Herausforderung dar. Als Genossenschaft haben wir aber auch die Aufgabe, unseren Mitgliedern moderate Mieten zu gewähren. Dieses Projekt war somit ein wahrer Balanceakt, der letztlich gelang, weil wir neue Wege beschritten haben: Für die Verkleidung der Fassade haben wir eigens 255.000 echte einzelne Klinkerriemchen brennen lassen und für die Befestigung der neuen Balkone im Rahmen eines Pilotprojektes eine neue Technik genutzt. Die Investitionskosten lagen damit zwar höher als bei gewöhnlichen energetischen Modernisierungen, aber immer noch in einem verträglichen Rahmen. Das zeigt doch: mit Ideen, Mut und gutem Willen ist vieles machbar.“
Ralf Sommer, Vorstandsvorsitzender der Hamburgischen Investitions- und Förderbank: „Rund 60 Prozent der geförderten Modernisierungsvorhaben verfügen über eine Backsteinfassade, die wir im Rahmen unserer Förderbewilligung hinsichtlich notwendiger Erhaltungsmaßnahmen beurteilen. Mittlerweile hat sich das Qualitätssicherung-Verfahren bei allen Beteiligten gut eingespielt. Viele Investoren haben uns sogar gesagt, dass sich die Qualität der Fassadengestaltung im Vergleich zur ursprünglichen Planung erhöht hat.“
Das Verfahren „Qualitätssicherung Backstein“ in der Hamburger Modernisierungsförderung wurde federführend von der BSU und IFB gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft im Rahmen des Bündnis für das Wohnen entwickelt, 2012 implementiert und seit dem weiterentwickelt und präzisiert. Der Katalog zeigt ein breites Spektrum von Gebäudetypologien unterschiedlichenBauzeitalters, von Sanierungsarten und wirtschaftlicher Kenndaten, wobei die gestalterische Qualität nach Sanierung für die Auswahl der Projekte eine wichtige Voraussetzung war.
Der Backstein-Katalog kann unter www.hamburg.de/backstein/ heruntergeladen werden.
Gleichzeitig ist die Erhebung der Backsteinbestände in Hamburg in den letzten Jahren erweitert worden. Aktuelle Karten hierzu finden sich unter:
www.hamburg.de/stadtplanung/denkmalschutz-stadtgestalt/backstein/3552186/backstein.html
Pressemitteilung Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt