Ernährung und öffentliche Verpflegung haben ein großes Potential, spielen im Klimaplan bislang aber keine Rolle / saisonale, regionale Bio-Lebensmittel senken Treibhausgasemissionen
Die Stadt Hamburg will bis Ende 2019 einen neuen Klimaplan verabschieden. Der Fokus liegt dabei auf vier Sektoren: Gewerbe / Handel / Dienstleistung, Industrie, Verkehr, private Haushalte. Die Themen Ernährung und öffentliche Verpflegung spielen bislang kaum eine Rolle. Dabei gibt es großes Potential, sagt hamburg.bio e. V. und fordert ehrgeizigere Ziele für die Stadt und ihre Kantinen – inklusive aller öffentlichen Einrichtungen und städtischen Unternehmen.
Ernährung verursacht fast so viel Treibhausgasemissionen wie Mobilität
Karl Wolfgang Wilhelm, Vorstand des hamburg.bio e. V.: „Zahlen der Bundesregierung zeigen: Die Ernährung verursacht fast so viel Treibhausgasemissionen wie die Mobilität. Mit regionalen Bio-Lebensmitteln lässt sich das stark verringern.“
Der Einsatz von regionalen, saisonalen Bio-Lebensmitteln hätte viele Vorteile, was die CO2-Bilanz betrifft, so Wilhelm: „Bio-Anbau erzeugt erheblich weniger Treibhausgase. Setzt man zusätzlich auf Regionalität kommen weitere Einspareffekte hinzu, zum Beispiel durch kürzere Transportwege.“
90 Prozent Bio bis 2030
Karl Wolfgang Wilhelm sagt: „Wir fordern: Ernährung gehört in den Hamburger Klimaplan!“ Mit dem Beitritt zum Bio-Städte-Netzwerk habe die Stadt Hamburg Ende 2017 bereits ein wichtiges Signal gegeben gesetzt. Der Umweltleitfaden der Stadt setzte dann im ersten Halbjahr 2019 erstmals eine konkrete Marke: zehn Prozent Bio in der öffentlichen Beschaffung.
Karl Wolfgang Wilhelm: „Zehn Prozent Bio kann nur der Anfang sein. Wir brauchen eine dynamische Entwicklung mit konkreten Zielen. Wir fordern 30 Prozent bis 2022, 50 Prozent bis 2025 und 90 Prozent bis 2030. Bio muss dabei kombiniert werden mit Saisonalität und Regionalität, um die Treibhausgasemissionen möglichst stark zu senken.“
Stadt muss Mehrkosten ausgleichen
Weiterhin sei wichtig, dass die Regelungen nicht nur für Behörden und ihre Kantinen gelten, sondern für alle Einrichtungen und Unternehmen im städtischen Einflussbereich.
Karl Wolfgang Wilhelm: „Wenn die Stadt es ernst meint mit Klimaschutz, muss sie bio-regionale Ernährung fördern – nicht nur in den Kantinen der Behörden, sondern auch in Kitas, Schulen, Universitäten und städtischen Unternehmen.“ Wichtig sei dabei auch ein sozialer Ausgleich, sagt Wilhelm: „Die Mehrkosten können nicht zum Beispiel an einkommensschwachen Familien hängenbleiben. Die Stadt muss sie deshalb aus Steuermitteln ausgleichen.“
Fakten zu den Themen Ernährung und Klima
Umweltbundesministerium: Klimarelevante Emissionen der Ernährung liegen fast in derselben Größenordnung wie bei der Mobilität. Quelle: https://www.bmu.de/themen/wirtschaft-produkte-ressourcen-tourismus/produkte-und-konsum/produktbereiche/konsum-und-ernaehrung/
FiBL-Studie: Durch den Kauf von Bio-Produkten können die CO2-Emissionen pro Kopf wesentlich gesenkt werden. Quelle (Zusammenfassung und Produktvergleiche ab S. 5): https://www.fibl.org/fileadmin/documents/de/oesterreich/arbeitsschwerpunkte/Klima/Klimabilanz_bio_konv_Vergleich_0912.pdf
Weitere klimarelevante Potentiale gibt es durch die Reduktion des Fleischanteils und den Einsatz regionaler Bio-Produkte (= kürzere Transportwege).
Forderungen von hamburg.bio
Die Themen Ernährung und Lebensmittel müssen in den Klimaplan.
Wenn ein Ziel die klimaneutrale Verwaltung ist, muss die öffentliche Verpflegung möglichst rasch auf ökologische, saisonal-regionale Lebensmittel umgestellt werden. Zehn Prozent bio, wie kürzlich im Umweltleitfaden 2019 beschlossen, kann nur ein Anfang sein.
Die Umstellung muss für alle städtischen Einrichtungen und Organisationen gelten – also auch für eigenständige juristische Personen wie Elbkinder, Elbe-Werkstätten oder die Studierendenwerke.
Mehr regionales, saisonales Bio ist nicht zum Nulltarif zu haben. Die Stadt muss die realen Mehrkosten ausgleichen, denn besonders in Kitas und Schulen muss gutes Essen auch für einkommensschwache Familien bezahlbar sein.
Über hamburg.bio e. V.
hamburg.bio e. V. ist ein Verband der ökologischen Lebensmittelwirtschaft in der Metropolregion Hamburg. Der Verein unterstützt die Freie und Hansestadt Hamburg dabei, die Ziele des Bio-Städte-Netzwerks zu verwirklichen. Unter anderem soll der Anteil von Bio-Lebensmitteln in öffentlichen Einrichtungen wie Kitas, Schulen oder Behörden signifikant steigen. Die Stadt hat als Großverbraucherin eine starke Marktmacht, die sie für nachhaltigere Ernährung nutzen will. Dies ist auch ein starkes Signal an die Verbraucherinnen und Verbraucher, selbst häufiger zu regionalen Bio-Erzeugnissen zu greifen. Das gemeinsame Ziel: mehr Bio-Lebensmittel auf den Tellern der Hamburgerinnen und Hamburger.
Rund 25 Erzeuger, Verarbeiter, Händler, Caterer und Zertifizierer von Bio-Lebensmitteln sind Mitglied bei hamburg.bio e. V. Mit ihrer gemeinsamen Kompetenz berät hamburg.bio öffentliche Einrichtungen und Unternehmen, die Bio-Lebensmittel einsetzen wollen. Darüber hinaus vernetzt der Verein die Bio-Branche der Region untereinander und mit Verbraucherinnen und Verbrauchern. Etwa auf der hamburg.bio-Messe, die 2019 zum dritten Mal in der Hamburger Handelskammer stattfand.
Der hamburg.bio-Verein und seine Mitglieder setzen bei all ihren Aktivitäten auf Partnerschaften und Kooperationen. Gemeinsam arbeiten sie daran, dass ökologische Lebensmittelerzeugung zur Normalität wird und Menschen sich gesund und nachhaltig ernähren können.
Mehr Infos: www.hamburg.bio
Pressemitteilung hamburg.bio e. V.