Der innerstädtische Hamburger Verkehrsflughafen „Helmut Schmidt“ hat seine Jahresstatistik für das Jahr 2017 veröffentlicht. Im vergangenen Jahr nutzten rund 17,6 Millionen Passagiere den Flughafen in Fuhlsbüttel. Das sind 8,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Verantwortlich für diese Entwicklung sind zum großen Teil die Billigflieger. Der Low Cost – Anteil beträgt in Hamburg inzwischen mehr als 53 Prozent.
Mehr transportierte Passagiere bedeuten mehr Fluglärm. Ein Maß dieser Fehlentwicklung ist der durch die Starts und Landungen verursachte Fluglärmteppich: Mit 14,7 km2 weist die Lärmkontur das Jahr 2017 als das lauteste Jahr des laufenden Jahrhunderts aus. Seit dem Jahr 2000 steigt die Lärmkontur nahezu kontinuierlich. Selbst das Jahr 2007, mit 173.768 Flugbewegungen das bisher verkehrsreichste Flugjahr in Hamburg, war mit einer Lärmkontur von 13,9 km2 deutlich weniger laut. Im Jahr 2017 wurde der jetzige Negativrekord der Lärmkontur mit 160.110 Flugbewegungen erreicht. Das bedeutet, dass jede einzelne Flugbewegung im Jahr 2017 durchschnittlich lauter war als zuvor. Von 2013 bis 2017 beträgt das Passagierwachstum 30,5 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist die Lärmkontur um 18,1 Prozent gestiegen. Von einer oftmals vorgebrachten “Lärmentkopplung” kann daher keine Rede sein.
An allen großen Flughafenstandorten in Deutschland werden derzeit Passagierrekorde auf Kosten der Nachtruhe generiert. Auch in Hamburg haben die Verstöße der Fluggesellschaften gegen die seit Jahrzehnten bestehenden Nachtflugbeschränkungen Überhand genommen. Im Jahr 2017 haben 1.038 Starts und Landungen das festgeschriebene Betriebsende von 23 Uhr nicht eingehalten. Seit 2013 hat sich die Anzahl der Flugbewegungen in der Zeit der Nachtflugbeschränkung mehr als verdoppelt (+130,2 Prozent) – ein absoluter Negativrekord!
„Mehr Passagiere bedeuten mehr Fluglärm, deutlich mehr Verspätungen und wesentlich weniger Nachtruhe. Wer da noch etwas anderes behauptet, der lügt. Diese völlig groteske Entwicklung muss endlich gestoppt werden. Der Hamburger Senat ist in der Verpflichtung und muss sich klar zu mehr aktiven Fluglärmschutz bekennen. Nur ein echtes achtstündiges Nachtflugverbot gewährleistet die erforderliche Entlastung der von Fluglärm und Umweltbelastungen betroffenen Bevölkerung. Die Fluggesellschaften am Hamburger Flughafen nutzen die bestehenden Ausnahmeregelungen, um die Nachtflugbeschränkung systematisch außer Kraft zu setzen. Das Übertreten von Gesetzen und Regelungen zum Schutz der Menschen und der Natur werden hier zum Geschäftsmodell gemacht. Profiteure dieser Fehlentwicklungen auf Kosten der Gesundheit der betroffenen Bevölkerung sind die Fluggesellschaften, die Flughafengesellschaft und die Stadt Hamburg mit ihrer Mehrheitsbeteiligung. Dabei werden in Gänze die externen Umweltkosten ausgeblendet“, sagt Martin Mosel, Sprecher der Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW).
Pressemitteilung Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW)
Fluglärm am Airport Hamburg: 2017 lautestes Jahr in diesem Jahrhundert
Jahresstatistik des Hamburger Flughafens für 2017 bestätigt BUND-Prognose / BUND fordert konsequentes Nachtflugverbot
Die aktuell im Internet veröffentlichte Jahresstatistik des Hamburger Flughafens bestätigt die Prognose des BUND, nach der das Jahr 2017 in Bezug auf die Lärmbelastung des Airports das lauteste seit 2000 gewesen ist. Zudem ist die Anzahl der besonders störenden Flugbewegungen nach 22 Uhr erstmals auf über 8.000 angestiegen. Auch die Zahl der Starts und Landungen außerhalb der offiziellen Betriebszeit von 6–23 Uhr hat sich von 450 im Jahr 2013 auf über 1.000 im Jahr 2017 mehr als verdoppelt.
„Fluglärm macht krank und es wird immer lauter am Airport. Die Lebensqualität vieler Hamburger wird den Interessen des Flughafens untergeordnet. Die Pünktlichkeitsoffensive von Airport und Airlines hat erkennbar nichts gebracht und die politischen Beschwichtigungsversuche laufen ins Leere. Jetzt hilft nur ein klares Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr“, so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Dieser Forderung des BUND hatten sich bereits im vergangenen Sommer über 12.500 Menschen im Rahmen einer Volkspetition angeschlossen
Die so genannte Lärmkontur beschreibt die flächenmäßige Ausbreitung des Fluglärms oberhalb von 62 dB (A) Dauerschall und wird in Hamburg seit 1999 genormt berechnet. In 2017 umfasste die Fläche, in der Anwohner dieser Dauerbelastung ausgesetzt sind, 14,7 Quadratkilometer gegenüber 13,96 km² im Jahr 2016.
Die gesundheitlichen Folgen von gestörter Nachtruhe sind erheblich. Der Zusammenhang zwischen Fluglärm und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Depressionen ist wissenschaftlich belegt.
Der BUND Hamburg erteilt einem weiteren Wachstum des Hamburger Flughafens deshalb eine klare Absage. Seit 2013 kommen jedes Jahr mindestens eine Millionen Passagiere hinzu. Trotz größerer Flugzeuge und einer stärkeren Auslastung ist dies regelmäßig mit mehr Lärm verbunden. Auch die Daten an anderen Flughafenstandorten in Deutschland zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Flugbewegungen und der Lärmbelastung. „Die These, dass der Flughafen weiter wachsen kann, ohne die Anwohner zusätzlich zu belasten, wird mit der Jahresstatistik 2017 erneut widerlegt“, so Manfred Braasch.
Pressemitteilung BUND HH