Rund 70 fluglärmbetroffene Bürger/Innen sind am Donnerstagabend im Gasthaus Offen in Lemsahl-Mellingstedt zusammenkommen, um die aktuelle Situation und das zukünftige Vorgehen der BAW zum Thema „10-Punkte-Plan“ gegen Fluglärm in Hamburg zu erörtern.
Als Gäste konnte die BAW den Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Thering, Heinz-Werner Seier, Fachsprecher Verkehr und Mitglied der Fluglärmschutzkommission (FLSK), Wilfried Büchner, Fraktionsmitglied der WiN (Wir in Norderstedt), Margarete Hartl-Sorkin, BIG-Vorsitzende, Prof. Dr. Kurt Nixdorf, Heimatbund „Lemsahl-Mellingstedt“ und als Experte den Piloten a.D. Peter Drichel begrüßen. Sehr zur Freude der Initiative waren auch Fluglärmbetroffene aus Ahrensburg und Bargteheide anwesend.
Nach einem Rückblick auf das bisherige Geschehen hin zum „10-Punkte-Plan“ und letztlich seit Juli davon wieder weg, hat der Abgeordnete Dennis Thering einen politischen Überblick zur Situation vermittelt. Es folgte ein Vortrag zu alternativen Anflugarten von Herrn Peter Drichel. Im Anschluss ergab sich ein lebhafter Diskurs zur Wirksamkeit von verschiedenen Möglichkeiten der Fluglärmreduzierung. Als wesentliche Forderung der BAW ist der standardisierte ILS-Anflug mit 10 NM im „10-Punkte-Plan“ der Bürgerschaft festgeschrieben. Die aktuelle Forderung im Kanon der DFS, der FLSK und der Fluglärmschutzbeauftragten, den Anflug bei 7 NM festzulegen, wurde eine klare und deutliche Absage erteilt. Die BAW hat aufgezeigt, dass es zum standardisierten ILS-Anflug bei 10 NM anhand der vorliegenden Erkenntnisse keine Alternative gibt, um die aufkommende Betroffenheit in Ahrensburg und Bargteheide mit rd. 46.000 Einwohnern zu vermeiden. Derzeit wird aber genau das mit dem verkürzten Anflug von 7 NM direkt über das Stadtgebiet von Ahrensburg und Bargteheide provoziert. Der standardisierte ILS-Anflug mit 10 NM wird dagegen in einem weiten Bogen hinter Ahrensburg und Bargteheide über stark ländlich geprägtes Gebiet geflogen, zudem in größeren Höhe mit einer deutlich reduzierten Lärmausprägung am Boden. Die von der Fluglärmschutzbeauftragten Pieroh-Joußen herbeigeredeten höheren Dauerschallpegel für diese Bereiche wurden empört zurückgewiesen und ihre Kümmernis für die Betroffenen in Hamburg mit echten Fluglärmpegeln eingefordert.
Mit diesem klaren Votum gegen eine irrationale und eine von rein ökonomischen Gründen geprägten Entscheidung, konnte mit den Gästen aus Ahrensburg und Bargteheide der Schulterschluss vollzogen werden. Nach der Erörterung der gemeinsamen Ziele erklärt die BAW ihre Öffnung auch für die Belange der fluglärmbetroffenen Ahrensburger und Bargteheider.
Ein klares Signal erging an die Teilnehmer, mit der Bürgerschaftswahl im Februar 2015 zu entscheiden, welche Partei sich ihrer Belange ernsthaft annimmt.
„Wenn die regierende SPD sich weiter dem Thema Fluglärm entzieht, muss der fluglärmgeplagte Wähler dieses mit einem deutlichen Stimmenentzug quittieren!“, appelliert der Sprecher der Initiative, Martin Mosel.
Pressemitteilung BAW/Bürgerinitiative Alstertal/Walddörfer
WUZ-Info:
Leider erklärt die Initiative ihre Abkürzungen nicht, die WUZ hat aber recherchiert:
ILS = Instrumentenlandesystem
NM = heiß wahrscheinlich nautische Meile/der englische Begriff für Seemeile (sm)
Nach dem 2. Weltkrieg setzte sich die amerikanische Bezeichnung der Nautischen Meile auch im Flugverkehr durch (1 sm = 1852 m). Der Landeanflug sollte nach Meinung der Ini bei 10NM beginnen (das sind 18,52 km, etwa bei Jersbek; 7 NM liegen etwa über dem Wohldorfer Wald).
Mehr Infos zur Fluglärmschutzkommission unter: www.hamburg.de/fluglaermschutzkommission/
Protokoll der Juni-Sitzung: FLSK-Protokoll-213
über Fluglärm allgemein: www.hamburg.de/fluglaerm und über die Fluglärmschutzbeauftragte: www.hamburg.de/fluglaerm/4315878/fluglaerm/
Anfragen der Bürgerschaftsabgeordneten zum Thema findet man auf der Parlamentsdatenbank: www.buergerschaft-hh.de/parldok/
Pressemitteilung der Fluglärmschutzkommission vom 5.9.2014:
Presseinformation der Fluglärmschutzkommission Verlängerung Endanflüge und Bürgerschaftliches Ersuchen: Kommission hat weiteren Erörterungsbedarf
Der Vorsitzende der Fluglärmschutzkommission, Bezirksamtsleiter Harald Rösler, teilt im Anschluss an die 214. Kommissionssitzung am 05.09.2014 mit:
Verlängerung Endanflüge und Bürgerschaftliches Ersuchen: Kommission hat weiteren Erörterungsbedarf
Die Fluglärmschutzkommission hat sich in ihrer heutigen Sitzung schwerpunktmäßig mit dem Bürgerschaftlichen Ersuchen zum Schutz gegen Fluglärm befasst. Die Kommissionsmitglieder begrüßen und unterstützen das Bestreben der Bürgerschaft, den Fluglärmschutz in Zusammenarbeit mit der Fluglärmschutzkommission noch weiter zu verbessern und auf noch mehr Kommunikation, Dialog und Transparenz zu setzen. Vor diesem Hintergrund hat sich die Kommission heute sehr intensiv mit den einzelnen Punkten des Ersuchens auseinandergesetzt und hierüber beraten. Die hohe Komplexität der verschiedenen Themen, vorrangig die einer denkbaren Verlängerung der Endanflüge, hat dazu geführt, dass die entsprechenden Überlegungen heute noch nicht abgeschlossen werden konnten. Die Kommission hat heute eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die eine Beschlussempfehlung für eine abschließende Sondersitzung der FLSK am 26.09.2014 vorbereiten wird. Die Beratungsergebnisse sollen dann in die Berichterstattung an die Bürgerschaft im Oktober einfließen können.
Die Kommission geht einvernehmlich diesen für sie ungewöhnlichen Weg wegen der Tragweite der im Ersuchen angesprochenen Themen. Bezüglich der Prüfung einer Verlängerung der Anflüge verdichten sich allerdings die Anzeichen, dass eine solche Verlängerung von gegenwärtig sieben auf zehn Nautische Meilen im Raum Duvenstedt/Lemsahl kaum spürbare Vorteile bringen, ziemlich wahrscheinlich aber neue Betroffenheiten im südlichen Schleswig-Holstein auslösen dürfte. Die Kommission setzt deswegen ihre intensiven Beratungen mit der Flugsicherung und dem Flughafen über geeignete Kompromisslösungen fort. Die Diskussionsgrundlage besteht u.a. aus einer Fülle von aktuellen Mess- und Berechnungsdaten.