NABU fordert mehr Schutz und Stärkung – NABU: Klima- und Biodiversitätskrise wieder in den Mittelpunkt der politischen Debatte rücken
Die Klima- und Biodiversitätskrise ist die drängendste Bedrohung unserer Zeit – dennoch spielte sie in der politischen Debatte zuletzt kaum eine Rolle. Besonders Frauen sind weltweit von den Folgen betroffen. Der NABU setzt sich mit Projekten wie AfricElle dafür ein, Frauen gezielt zu unterstützen und als Schlüsselakteurinnen für Natur- und Klimaschutz zu stärken.
Laut den Vereinten Nationen sind Frauen und Mädchen besonders stark von der Klimakrise betroffen. Zwar machen Klimakatastrophen keinen Unterschied zwischen Geschlechtern, sie verstärken jedoch bestehende Ungleichheiten und treffen strukturell benachteiligte Menschen härter. Vor allem in ländlichen und ärmeren Regionen sind Frauen deshalb besonders anfällig für die Folgen der Klimakrise. Sie sind oft von natürlichen Ressourcen abhängig und tragen die Hauptverantwortung für die Ernährung ihrer Familien. Fehlender Zugang zu finanziellen Mitteln und Bildung verstärkt bestehende Ungleichheiten.
Gleichzeitig sind Frauen Schlüsselakteurinnen im Kampf gegen die Klimakrise. Sie verbrauchen weniger Ressourcen, erziehen die nächste Generation und entscheiden oft nachhaltiger. „Frauen zu stärken bedeutet, ganze Gesellschaften widerstandsfähiger gegen die Klima- und Biodiversitätskrise zu machen“, betont Brit Reichelt-Zolho, Teamleiterin Afrika beim NABU-Bundesverband.
Ein Beispiel für weibliches Engagement ist das NABU-Projekt AfricElle. Diabaté Maboridjon, Mitarbeiterin der NGO SOS-Forêts in der Elfenbeinküste, sagt: „Frauen müssen gestärkt werden, um autonom zu sein und an richtungsweisenden Entscheidungen teilzuhaben. Im AfricElle-Projekt unterstützen wir sie mit Schulungen und der Entwicklung nachhaltiger Wertschöpfungsketten für Cashew und Honig.“
Auch Elisabeth Konan Abenan, Projektmitarbeiterin von SOS-Forêts, hebt die Bedeutung der Frauenförderung hervor: „Eine finanziell unabhängige Frau bedeutet eine stabile Familie und ein entwickeltes Land. Durch AfricElle lernen Frauen nachhaltige Methoden und können Führungskräfte im Naturschutz werden.“
Das vom BMZ geförderte Projekt AfricElle unterstützt über 20.000 Frauen in sechs afrikanischen Ländern dabei, ihre Landwirtschaft klimaresilient zu gestalten. Neben Schulungen zu nachhaltiger Landnutzung werden Frauen durch Mentoring-Programme und Netzwerkbildung gestärkt. Die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme ist ein weiteres zentrales Ziel.
„Die Klima- und Biodiversitätskrise trifft besonders jene, die am wenigsten dafür verantwortlich sind. Frauen sind nicht nur Betroffene, sondern auch treibende Kräfte für nachhaltige Lösungen“, so Reichelt-Zolho. „Der NABU fordert, die Klima- und Biodiversitätskrise wieder in den Mittelpunkt der politischen Debatte zu rücken – mit besonderem Fokus auf die Stärkung von Frauen.“
Weitere Informationen: www.nabu.de/africelle
Pressemitteilung NABU
Equal Pay Day/Internationaler Frauentag
Deutsche Milliardenvermögen überwiegend in Männerhand
Die fehlende Vermögensbesteuerung in Deutschland verstärkt Ungleichheit zwischen Männern und Frauen. Eine Milliardärssteuer würde für mehr Geschlechtergerechtigkeit sorgen
Oxfam Deutschland und das Netzwerk Steuergerechtigkeit haben in ihrer gemeinsamen Studie „Männer, Milliarden, Macht – Wie die fehlende Besteuerung von Vermögen Geschlechterungleichheit zementiert” zum ersten Mal die Verteilung von Milliardenvermögen zwischen Frauen und Männern untersucht. Das Ergebnis: 71 Prozent der deutschen Milliardenvermögen sind in Männerhand, 29 Prozent gehören Frauen. Die fehlende Besteuerung von Vermögen benachteiligt Frauen, Männer profitieren überproportional. Für mehr Geschlechtergerechtigkeit ist die Abschaffung von Steuervergünstigungen und eine Milliardärssteuer nötig.
Die Studie zeigt:
Die ungleiche Vermögensverteilung zwischen Männern und Frauen nimmt mit zunehmendem Reichtum immer weiter zu. An der Spitze der Vermögenspyramide ist sie besonders ausgeprägt. Nur 29 Prozent der deutschen Milliardenvermögen gehören Frauen. Zum Vergleich: Frauen besitzen etwa 43 Prozent des gesamten Nettovermögens in Deutschlands.
Bei rund zehn Prozent der Milliardenvermögen wurden bei der Übertragung auf die jüngere Generation Männer gegenüber weiblichen Nachkommen bevorzugt. Es gab bei den untersuchten Vermögen keinen Fall, bei dem eine Frau einen höheren Unternehmensanteil erhielt als ein männlicher Nachkomme.
Die fehlende Besteuerung von Vermögen benachteiligt Frauen. Sie haben statistisch gesehen geringere Einkommen und Vermögen als Männer. Zudem erhalten sie seltener große Erbschaften und Schenkungen. Männer erben dagegen häufiger Unternehmensvermögen, für die erhebliche Steuervergünstigungen gelten. Regressive Steuern auf sehr hohe Vermögenseinkommen und große Erbvermögen begünstigen deshalb Männer überproportional.
Pia Schwertner, Referentin für Geschlechtergerechtigkeit bei Oxfam Deutschland: „Am Equal Pay Day liegt der Fokus auf der ungleichen Bezahlung von Frauen und Männern. Doch wir müssen auch auf die Vermögensunterschiede schauen. Die hohen Milliardenvermögen in den Händen weniger Männer gehen einher mit großer politischer und gesellschaftlicher Gestaltungsmacht. Diese Machtkonzentration ist nicht nur ein Problem für die Demokratie, sondern führt auch dazu, dass sich die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern insgesamt verfestigt.”
Julia Jirmann, Referentin für Steuerrecht und Steuerpolitik beim Netzwerk Steuergerechtigkeit: „Steuerliche Sonderregelungen und Privilegien für hohe Vermögenseinkommen höhlen die Umverteilungswirkung des Steuersystems aus. Ein Hindernis für eine geschlechtergerechtere Steuerpolitik ist die unzureichende Datenlage zu Vermögen und Vermögenseinkommen in Deutschland, insbesondere hinsichtlich geschlechtsspezifischer Unterschiede. Unsere Untersuchung nimmt diese Lücke in den Fokus.“
Mit Blick auf die anstehenden Koalitionsverhandlungen fordern Oxfam Deutschland und das Netzwerk Steuergerechtigkeit als Maßnahmen für mehr Geschlechtergerechtigkeit: Die Bundesregierung sollte Ausnahmen für große Vermögen bei der Erbschafts- und Schenkungssteuer abschaffen und eine mindestens zweiprozentige Milliardärssteuer einführen. Die daraus generierten finanziellen Mittel müssen in den dringend nötigen Ausbau sozialer Infrastruktur wie Kinderbetreuungs- und Pflegeeinrichtungen fließen, von dem vor allem Frauen profitieren. Außerdem könnte das Geld Kürzungen in der Entwicklungspolitik vermeiden und dazu beitragen, globale Geschlechterungleichheiten abzubauen und die Lebensbedingungen von Frauen und Mädchen weltweit zu verbessern.
Pressemitteilung https://www.oxfam.de