NABU: Tiere unterwegs zu Laichgewässern / Appell an Rad- und Autofahrer*innen Rücksicht zu nehmen / NABU sucht Freiwillige für den Amphibienschutz / Pressetermin nach Absprache möglich
Nach dem Wetterumbruch nutzen die ersten Amphibien die milden Temperaturen und machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Je nach Wetterlage kann die Wandersaison der Frösche, Kröten und Molche noch bis in den April andauern. „Die Tiere benötigen einen längeren Zeitraum mit Temperaturen von über 5°C in den Abendstunden“, erklärt Anne Ostwald, Referentin für Artenschutz beim NABU Hamburg. „Und auch nachts muss die Temperatur über dem Gefrierpunkt liegen.“
Besonders viele Arten machen sich in milden Nächten mit leichtem Regen auf den Weg und legen über mehrere Tage verteilt Strecken von bis zu zwei Kilometern zurück. Eine gefahrvolle Reise, denn sie müssen auf ihrer Wanderung viele Straßen überqueren und kommen dabei buchstäblich unter die Räder. Für den Amphibienbestand sind diese Verluste erheblich. Alle in Hamburg vorkommenden Amphibienarten sind besonders geschützt und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Einzig der Teichmolch gilt in Hamburg als nicht gefährdet. NABU-Aktive bauen jedes Jahr Schutzzäune auf, um die Anzahl der getöteten Amphibien im Straßenverkehr möglichst gering zu halten. Corona-konform werden an circa. 14 Straßen mit großer Wanderaktivität in und um Hamburg Eimer eingegraben und Zäune aufgebaut. Während des gesamten Zeitraums der Laichwanderung werden diese Eimer täglich geleert und die geretteten Tiere gezählt sowie über die Straße gesetzt. Die NABU-Ehrenamtlich mussten schon im letzten Jahr die Amphibienzaunbetreuung unter Corona-Bedingungen einüben. Die NABU-Stadtteilgruppe Bramfeld/Ohlsdorf/Barmbek (BOB) betreut beispielsweise seit fünf Jahren die Amphibienwanderung auf dem Ohlsdorfer Friedhof. „700 Tiere haben wir 2020 in den Eimern gefunden, im Vorjahr waren es noch 1000“, zeigt Michael Schulz, Mitglied der BOB-Gruppenleitung, sich besorgt. „Trotz Corona-Bedingungen waren wir im letzten Jahr sieben Wochen vor Ort und werden auch in diesem Jahr wieder aktiv sein“.
„Die Situation der Amphibien ist dramatisch“, betont auch Malte Siegert, 1. Vorsitzender des NABU Hamburg. „Neben der Gefahr bei ihren Wanderungen durch den Straßenverkehr, stehen die meisten Amphibienarten auch durch den Verlust ihrer Lebensräume unter Druck. Die Verschmutzung oder Zerstörung von Tümpeln, Teichen und Gräben hat große Auswirkungen auf die Bestände. Der Klimawandel und besonders die Dürren der letzten Jahre verschärfen die Situation noch weiter.“
Trocknen Laichgewässer aus, können sich die Arten nicht fortpflanzen. Neben aquatischen Lebensräumen brauchen sie auch strukturreiche Landlebensräume. Je nach Art benötigen sie Baumbestände, Hecken, Gebüsche, feuchtes Grünland, Niedermoore, Bruch- und Auwälder, Gebiete mit lockerem Boden, der sich zum Graben eignet oder vegetationsarme Brachflächen. Diese Lebensräume werden in Hamburg immer seltener. An vielen Schutzzäunen des NABU kann in den letzten Jahren ein z.T. deutlicher Rückgang der Tiere beobachtet werden.
Deshalb bittet der NABU Rad- und Autofahrer*innen um besondere Rücksicht für die Dauer der Amphibienwanderung. Frösche, Kröten und Molche sterben nicht nur durch das direkte Überrollen. Auch der geschwindigkeitsabhängige starke Strömungsdruck von Autos auf die Fahrbahn tötet sie. Autofahrer*innen sollten deshalb auf Straßen und Wegen mit Amphibienwanderungen Tempo 20 nicht überschreiten, um den Druck auf die sensiblen Organe gering zu halten, ausweichen zu können und die Überlebenschance der wandernden Tiere zu erhöhen. Eine Übersicht, wo Amphibien in Hamburg wandern ist auf der Website des NABU Hamburg unter www.NABU-Hamburg.de/amphibienwanderung zu finden.
Der NABU Hamburg sucht aktuell Interessierte, die sich für Kröten, Frösche und Molche in der Stadt einsetzen möchten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Interessenten können sich über amphibien@NABU-Hamburg.de anmelden.
Pressemitteilung NABU HH