Die ersten Amphibien, überwiegend Grasfrösche und Erdkröten, sind in Hamburg aus ihrer Winterstarre erwacht und haben sich auf den Weg zu den Laichgewässern gemacht. Es gab bereits die ersten milden Nächte mit einer erhöhten Wanderaktivität. Aufgrund der geringen Nachttemperaturen rechnen die NABU-Experten aber erst in der zweiten Märzhälfte mit dem Beginn der Massenwanderung von Fröschen, Kröten und Molchen.
Je nach Wetterlage kann sich dies bis Mitte April hinziehen. „Die Tiere benötigen einen längeren Zeitraum mit Temperaturen von über 5 Grad in den Abendstunden“, erklärt Benjamin Harders, Leiter der NABU-Fachgruppe Amphibien- und Reptilienschutz. „Und auch nachts muss die Temperatur über den Gefrierpunkt liegen.“
Besonders viele Arten machen sich in milden Nächten mit leichtem Regen auf den Weg und legen über mehrere Tage verteilt Strecken von bis zu zwei Kilometern zurück. Eine gefahrvolle Reise, denn sie müssen auf ihrer Wanderung viele Straßen überqueren und kommen dabei buchstäblich unter die Räder. Für den Amphibienbestand sind diese Verluste erheblich. Alle in Hamburg vorkommenden Amphibienarten sind besonders geschützt und stehen, mit Ausnahme der Erdkröte, bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Zum Schutz der Tiere haben die NABU-Gruppen während der Amphibienwanderung in zahlreichen Hamburger Stadtteilen Schutzzäune aufgebaut. Unter anderem: Lemsahl-Mellingstedt (Eichelhäherkamp), Neugraben-Fischbek (Falkenbergsweg), Neuland (Neuländer Elbdeich), Niendorf (Niendorfer Gehege), Bergedorf (Dweerlandweg), Volksdorf (Moorredder), Othmarschen (Holztwiete), Blankenese (Falkensteiner Ufer), Ohlsdorf (Cordesallee, Norderstraße/Waldstraße), Schnelsen (Bönningstedter Weg) und Schenefeld (Sülldorfer Weg, Uetersener Weg). Entlang der Schutzzäune graben die NABU-Aktiven Eimer im Boden ein, um die Tiere auffangen. Während des gesamten Zeitraums der Laichwanderung werden diese Eimer täglich geleert und die geretteten Tiere gezählt sowie über die Straße gesetzt.
Für die Dauer der Amphibienwanderung bittet der NABU Rad- und Autofahrer um besondere Rücksicht. Frösche, Kröten und Molche sterben nicht nur durch das direkte Überrollen. Auch der geschwindigkeitsabhängige starke Strömungsdruck von Autos auf die Fahrbahn tötet sie. Autofahrer sollten deshalb auf Straßen und Wegen mit Amphibienwanderungen Tempo 20 nicht überschreiten, um den Druck auf die sensiblen Organe gering zu halten, ausweichen zu können und die Überlebenschance der wandernden Tiere zu erhöhen. Eine Übersicht, wo Amphibien in Hamburg wandern ist auf der Website des NABU Hamburg unter www.NABU-Hamburg.de/amphibienwanderung zu finden.
Neben der Gefahr bei ihren Wanderungen durch den Straßenverkehr, stehen die meisten Amphibienarten auch durch den Verlust ihrer Lebensräume unter Druck. Sie leiden unter der Zuschüttung und Verschmutzung von Gräben, Teichen und Tümpeln, die für sie als Laichgewässer eine zentrale Rolle spielen. Amphibien sind auf Biotopkomplexe angewiesen; neben aquatischen Lebensräumen brauchen sie strukturreiche Landlebensräume. Je nach Art benötigen sie Baumbestände, Hecken, Gebüsche, feuchtes Grünland, Niedermoore, Bruch- und Auwälder, Gebiete mit lockerem Boden, der sich zum Graben eignet oder vegetationsarme Brachflächen. Diese Lebensräume werden in Hamburg immer seltener.
Pressemitteilung NABU HH (7.3.)