Die Anwohner*innen-Initiative »Tempo 30 auf der Max-Brauer-Allee« ruft für Mittwoch, den 15. Juni, zur Großdemonstration auf, um auf die katastrophale Verkehrssituation und die miesen Lebensbedingungen in »Hamburgs dreckigster Straße« hinzuweisen. Start ist um 18 Uhr an der Haltestelle Gerichtstraße.
»Die Luftverschmutzung in der Max-Brauer-Allee liegt im Schnitt 58 Prozent über dem zulässigen Grenzwert. Radfahrer und Fußgänger fühlen sich unsicher, immer wieder kommt es zu Unfällen«, sagt Charlotte Lill von der Anwohner*innen-Initiative. Sie fordert daher vom Senat die Einführung von Tempo 30 auf der Allee, einer Hauptverkehrsachse von Altona – als schnelle und wirksame Maßnahme, um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und den Verkehr bei gleichmäßigem Tempo flüssiger zu machen.
Volle Unterstützung erhält die Initiative von Hamburgs Umwelt- und Verkehrsverbänden. Auch Manfred Braasch, Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hamburg, ist dabei: »Die Stadt Hamburg ist rechtskräftig verurteilt worden und muss, so hat es das Gericht gesagt, schnellstmöglich wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität durchführen. Genau das passiert aber nicht, daher unterstützen wir den Protest der Anwohner, die sich für eine bessere Luft in ihrem Lebensumfeld einsetzen. Tempo 30 auf der Max-Brauer-Allee ist dafür ein guter Anfang.«
Alexander Porschke, Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) Hamburg, demonstriert ebenfalls mit: »Der Schutz der Bäume und Erhalt der Grünflächen in der Max-Brauer-Allee sind uns wichtig, denn auch eine gesunde Stadtnatur nimmt eine wichtige Funktion für Tier-, Pflanzenarten und Menschen wahr.«, so Porschke.
Jens Deye vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Hamburg: »Wir fordern mehr Tempo 30 in der Stadt, weil das sicher, leise, schnell und sauber ist.« Mit seiner Kampagne »Läuft!« klärt der Fahrradclub die Bevölkerung über die Vorteile reduzierter, angepasster Geschwindigkeiten für Verkehrssicherheit und Umwelt auf. »Auf der Max-Brauer-Allee müssen endlich die gesetzlichen Vorschriften gegen Lärm und für Luftreinhaltung angewendet werden«, so Deye.
Sonja Tesch vom Fachverband Fußverkehr Deutschland (FUSS e.V.) betont: »Menschen, die zu Fuß gehen, brauchen gute Luft, gute und breite Bürgersteige und getrennte Radstreifen. Deshalb fordern wir Tempo 30, eine echte Busspur mit Radstreifen und breitere Bürgersteige in der Max-Brauer-Allee.«
Auch die Initiative »Altonaer Manifest«, die sich für soziale Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligungsrechte engagiert, schließt sich dem Protest der Anwohner*innen der Max-Brauer-Allee an und fordert: »Lebensqualität durch Reduzierung von Emissionen (Lärm, Abgasen, Feinstaub etc.) verbessern! Direkte Gestaltungsmacht für die Menschen vor Ort!« Die Initiative »anna elbe«, die für den Erhalt und gegen die Privatisierung öffentlicher Flächen und Räume in Hamburg Altona, an der Elbe, ruft unter der Devise »Tempo runter! Lebensqualität hoch!« ebenfalls zur Teilnahme an der Demonstration auf:
»Tempo 30 auf der Max-Brauer-Allee«
15.6.2016, 18 Uhr
Haltestelle Gerichtstraße, 22765 Hamburg
Anwohner*innen und Umweltverbände fordern Tempo 30 in der Max-Brauer-Allee
Für Tempo 30 auf »Hamburgs dreckigster Straße« demonstrierte am Mittwochabend ein breites Bündnis von Hamburger Umwelt- und Verkehrsverbänden zusammen mit Anwohner*innen der Max-Brauer-Allee. ADFC, BUND, NABU und FUSS e.V. sowie Vertreter der Parteien Die Grünen und Die Linke und lokale Netzwerke schlossen sich dem Aufruf der Initiative »Tempo 30 auf der Max-Brauer-Allee« an.
»Der Senat ignoriert den Wunsch vieler Bürger*innen nach sicheren Verkehrsbedingungen und sauberer Luft«, sagt Jens Deye vom ADFC Hamburg. »Wir werden aber weiter auf die Straße gehen, um für mehr Tempo 30 in der Stadt zu kämpfen«.
Die katastrophale Verkehrssituation und die miesen Lebensbedingungen in der schwer von Lärm, Abgasen und Unfällen belasteten Max-Brauer-Allee brachten trotz Regen und Unwetterwarnung rund 200 Teilnehmer*innen auf die Straße. Mit Transparenten, Bannern und Sprechchören forderten die Demonstrant*innen die Stadt auf, endlich die Gesetze und Vorordnungen zur Luftreinhaltung zu beachten und Maßnahmen zum Schutz der Menschen umzusetzen. Bürgermeister Olaf Scholz, der sich Geschwindigkeitsbegrenzungen gegenüber stets kritisch geäußert hat, wurde dabei heftig kritisiert.
Hintergrund: Die Stadt Hamburg verstößt seit Jahren gegen die gesetzliche Grenzwerte für Luftreinhaltung und Lärm. Selbst Gerichte Verurteilten die Stadt im Fall der Max-Brauer-Alle bereits zum Handeln, passiert ist bisher nichts! Die Stadt sucht sich immer neue Ausreden um keine Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung umzusetzen. Anwohner*innen gründeten daher die Initiative »Tempo 30 auf der Max-Brauer-Allee« und meldeten die Demonstration an. Neben den Umweltverbänden mobilisierten auch die lokalen Initiativen »Altonaer Manifest« und »anna elbe«.
Aktuell stehen die Chancen, Tempo 30 umzusetzen besonders gut. Just am Tag der Demonstration beschloss die Bundesregierung, die Anordnung von Tempo 30 zu vereinfachen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt dazu: “Wir schaffen jetzt den Rechtsrahmen, damit die Straßenverkehrsbehörden ohne größere bürokratische Hürden Tempo 30 vor Schulen und Kindergärten auch an Hauptverkehrsstraßen anordnen können.” Höchste Zeit also, dass Hamburg handelt, Senat und Innenbehörde Ihre ablehnende Haltung aufgeben und Hamburgs Straßen sicherer, sauberer und leiser machen. Letztlich schneller und flüssiger liefe der Verkehr bei Tempo 30 übrigens auch. Denn gegen Dauerstau und Verstopfung helfen Geschwindigkeitsreduzierungen, weil sie zu gleichmäßigerem Verkehrsfluss führen. Und wenn die Menschen sich als Radfahrer und Fußgänger im Verkehr sicherer fühlen, verzichten sie auch häufiger auf Ihr Auto.
Anwohner*innen, die sich selbst für Tempo30 vor ihrer Haustür einbringen möchten, finden beim ADFC einen Leitfaden oder können per e-Mail unter: laeuft(ät)hamburg.adfc.de: hamburg.adfc.de/verkehr/themen-a-z/tempo-30/laeuft/selbst-aktiv-werden-tempo-30-fordern-bei-laerm-und-luftverschmutzung/
Weitere Informationen zur Kampagne “Läuft!”: http://hamburg.adfc.de/laeuft/
Video zur Situation an der Max-Brauer-Allee: https://vimeo.com/170197378
Pressemitteilungen ADFC HH