Gärten des Grauens: Steinwüsten erobern die Vorgärten

Steingärten werden in Deutschland immer beliebter. Darunter leidet die Artenvielfalt in den Städten und Gemeinden. Modern, unkrautfrei und pflegeleicht. Das sind die Schlagworte, mit denen für einen Steingarten im Vorgarten geworben wird. Anstatt artenreicher Pflanzungen entstehen dabei oft Steinwüsten. Nicht nur bei Gartenbesitzern, auch bei Stadtverwaltungen ist dieser Trend verstärkt zu beobachten.

 

Das Problem von vielen aktuellen Steingärten ist – vom Design abgesehen: Sie enthalten wenig oder gar keine Pflanzen. Häufig werden zudem Neophyten gepflanzt, die sich außerhalb des Gartens ausbreiten und die heimischen Pflanzen verdrängen und hiesigen Tieren kaum oder gar keine Nahrung bieten. Zudem stammen die Steine meist nicht aus dem heimischen Steinbruch, sondern überwiegend aus China oder Indien.

Gerade Vorgärten und kleine Grünflächen haben eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima in der Stadt. Sie bilden ökologische Trittsteine für Pflanzenarten, Insekten und Vögel, die auf der Suche nach Nahrung und Nistplätzen von Trittstein zu Trittstein wandern. Grünflächen liefern saubere, frische Luft. Kies- und Steinflächen heizen sich dagegen stärker auf, speichern Wärme und strahlen sie wieder ab. Für das Stadtklima wird die Zunahme an Kies- und Steingärten zum Problem, vor allem, wenn zusätzlich notwendige Kaltluftschneisen durch neue Bebauungen wegfallen.

Garten bedeutet immer Arbeit

Wer seinen Garten mit Steinen abdeckt und ein Vlies unter die Steinschicht legt, erwartet wenig Arbeit, da Rasenmähen, Gießen und Unkraut jäten wegfallen sollen. Doch auch im Steingarten gibt es immer etwas zu tun. Blätter fallen auf die steinernen Flächen und müssen abgesammelt werden, denn sonst siedeln sich in den Steinfugen Gräser und Pflanzen an. Ebenso bildet sich Moos auf den Steinen, wenn diese nicht regelmäßig gereinigt werden. Ein naturnaher Garten würde genauso viel oder wenig Arbeit machen „Heimische Pflanzen brauchen, im Gegensatz zu standortfremden Pflanzen, weniger Pflege. Außerdem locken sie Schmetterlinge, Hummeln und Vögel in den Garten. Wer seinen Garten standortgerecht plant, schafft ein Stück Natur und trägt zur Artenvielfalt bei“, sagt NABU-Gartenexpertin Marja Rottleb.

Was tun in Städten und Gemeinden?

Bauherren müssen in Deutschland die Vorgaben in Bebauungsplänen umsetzen. Hier können von den Städten und Gemeinden Festlegungen zur Gestaltung von Flächen getroffen werden, beispielsweise die Menge an Laubbäumen. Wenn es um die Neuanlage eines Siedlungsgebietes geht, kann sich jeder engagieren, da die Öffentlichkeit am Verfahren beteiligt wird.

„Echte Steingärten“

Es ist durchaus zwischen „echten Steingärten“ und den neuen Steingärten (Steinwüsten) zu unterscheiden. So haben Steingärten bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts in die Gartenkultur Eingang gefunden. Zweck des Steingartens ist es, unter Verwendung von Kies, Steinen oder Splitt, einen optimalen Standort für Pflanzen aus der Gebirgsflora oder für trockenheitsverträgliche Pflanzen herzustellen. Ein vielfältig gestalteter Steingarten kann daher durchaus artenreich sein.

Mehr Infos: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/trends-service/trends/23829.html

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