Umweltbündnis fordert Ausweitung der Naturschutzgebiete im Niedersächsischen Wattenmeer
Um das sensible Ökosystem vor Borkum vor den Auswirkungen fossiler Gasförderung zu schützen, hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eine Ausweitung des Europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 im Niedersächsischen Wattenmeer beantragt. Mehrere Gutachten zeigen, dass auch in gegenwärtig nicht erfassten Bereichen schutzwürdige Arten und Lebensräume vorkommen. Genau dort will der Konzern One-Dyas nun nach Gas bohren.
Die Anträge sind beim niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz sowie dem Niedersächsischen Umweltministerium eingegangen.
Ein breites Bündnis aus Umweltorganisationen und lokalen Initiativen fordert das zuständige Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie auf, die Genehmigungsverfahren für die Gasbohrungen unverzüglich zu stoppen, bis der Schutzstatus der Gebiete geklärt ist. Gegenüber der niederländischen Genehmigungsbehörde müsse das Amt zudem die Verletzung von Beteiligungsrechten wegen unterlassener Umweltverträglichkeitsprüfung geltend machen und das Verfahren aufgrund dieser Fehler stoppen, so das Umweltbündnis. One-Dyas hatte im Juni, nur 500 Meter vom deutschen Schutzgebiet Borkum Riffgrund entfernt, Bohrungen ohne deutsche Zustimmung gestartet.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Eine Ausweitung der Schutzgebiete Borkum Riff und Borkum Riffgrund ist dringend notwendig, um die sensiblen Riffe vor den negativen Auswirkungen der Gasförderung zu schützen. Die bestehende Lücke in den Schutzgebieten ist fatal für viele gefährdete Arten und ihren Lebensraum und muss umgehend geschlossen werden, bevor One-Dyas mit seinen Bohrungen Tatsachen schafft und unumkehrbare Schäden an den Riffen entstehen. Wir fordern das Umweltministerium und den zuständigen Landesbetrieb auf, die Schutzgebiets-Ausweisung jetzt vorzunehmen. Bereits begonnene Testbohrungen muss das zuständige Landesamt sofort stoppen.“
Die DUH agiert als Teil einer Allianz mit der Stadt Borkum und der Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland.
Jürgen Akkermann, Bürgermeister der Stadt Borkum: „In den Prioritären Aktionsrahmen für Natura 2000-Gebiete in der Bundesrepublik Deutschland für den Zeitraum 2021 bis 2027 wird darauf hingewiesen, dass der Lebensraumtyp „1170 Riff“ unbedingt wiederhergestellt werden muss, um einen guten ökologischen Zustand der Nord- und Ostsee zu erreichen. Die beantragten Riffe wurden noch nicht in bestehende Natura 2000-Gebiete aufgenommen, sodass diese einbezogen werden können. Kosten für die Wiederherstellung eines Riffes, welche sich laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit jährlich auf circa 625.000 Euro/Hektar belaufen, könnten damit eingespart und in den Ausbau erneuerbarer Energien oder dem Klimaschutz investiert werden. Eine win-win Situation für den Umweltschutz.“
Sandra Koch, Sprecherin der Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland: „Aktuelle Tauchgänge von Greenpeace und Submaris auf deutscher und niederländischer Seite im Bereich der geplanten Bohrplattformen zeigen eine traumhaft schöne Unterwasserlandschaft. Diese Gebiete erfüllen alle wissenschaftlichen Kriterien, um als FFH-Lebensraumtyp Riffe H1170 eingestuft werden zu müssen. One-Dyas hat bereits angekündigt auch Gas fördern zu wollen, wenn die deutschen Behörden die Förderung ablehnen. Giftige Chemikalien machen an der nur 500 Meter entfernten Grenze aber nicht Halt. Deswegen muss die dann hoffentlich ausgesprochene deutsche Ablehnung auch das Aus für das gesamte Projekt bedeuten.“
Auch in den Niederlanden setzt sich die DUH gegen die geplante Gasförderung von One-Dyas ein und klagt. Die mitklagende niederländische NGO Mobilisation for the Environment hat bereits angekündigt, einen Antrag auf Ausweisung eines Schutzgebietes auf niederländischer Seite zu stellen. Dieser Schritt ist entscheidend, um auch hier strenge naturschutzrechtliche Prüfungen für das Gasprojekt erforderlich zu machen.
Dazu Stijn van Uffelen, Sprecher der niederländischen NGO Mobilisation for the Environment: „Kaum jemand weiß, dass die Nordsee eine Vielzahl wunderschöner Riffe beherbergt. Deshalb fragen wir uns, wie es möglich ist, internationalen Umweltschutz zu predigen, aber die biologische Vielfalt vor unserer eigenen Haustür so zu schädigen. Deshalb fordern wir, dass unsere Riffe den Schutzstatus erhalten, den sie verdienen.“
Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe