Gentechnik bald als Katze im Sack?

Stichprobe der Verbraucherzentrale: Gentechnisch veränderte Lebensmittel in Supermärkten erhältlich
Die Mehrheit der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher lehnt gentechnisch veränderte Lebensmittel ab. Im Rahmen einer Stichprobe hat die Verbraucherzentrale Hamburg jedoch zahlreiche Produkte mit Zutaten aus Mais, Soja und Zuckerrüben gefunden, deren Erbgut mit Hilfe von Genen anderer Organismen verändert wurde.

 

Kommt diese sogenannte alte Gentechnik zum Einsatz, müssen Lebensmittel nach aktuellem EU-Recht in der Regel gekennzeichnet werden. Geht es jedoch nach dem Willen der EU-Kommission, soll es bald keine extra Kennzeichnung von Produkten mehr geben, wenn das Erbmaterial ihrer Rohstoffe durch Methoden der neuen Gentechnik, zum Beispiel mittels der CRISPR/Cas-Schere, gezielt verändert wurde. Ein kürzlich geleakter Gesetzentwurf soll demnächst vorgestellt werden.

„Mit Hilfe von gentechnischen Verfahren erzeugte Pflanzen, Organismen und Tiere müssen weiterhin verbindlich gekennzeichnet werden“, fordert Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Ob es sich um neue oder alte Gentechnik handelt, ist unseres Erachtens unerheblich. Es muss draufstehen, was drin ist!“

Gentechnisch veränderte Lebensmittel im Verkauf

Eine im Mai und Juni 2023 durchgeführte Stichprobe der Verbraucherzentrale Hamburg hat gezeigt, dass Waren mit gentechnisch veränderten Zutaten schon heute in Supermärkten in Deutschland erhältlich sind. Insgesamt 24 verschiedene Produkte haben die Verbraucherschützer bei Rewe und Edeka in Hamburg ausfindig gemacht, obwohl diese beiden und weitere bedeutende Lebensmittelhändler der Verbraucherzentrale zugesichert hatten, kein „Gen-Food“ anzubieten. Von selbstständigen Kaufleuten geführte Rewe- und Edeka-Märkte können aber ihr Sortiment nach eigenem Ermessen ergänzen. Bei den betroffenen Produkten handelt es sich in erster Linie um internationale Süßwaren, Riegel oder Snacks der Marken Reese’s, Hershey, Nerds, Mike and Ike sowie Sour Patch von Mondelez, die sich an junge Konsumentinnen und Konsumenten richten. Die meisten Produkte stammen von Unternehmen aus den USA, wo der kommerzielle Anbau von mit alter Gentechnik gezüchteten transgenen Pflanzen wie Soja, Mais oder Zuckerrüben seit Langem erlaubt ist.

„Wir denken, dass insbesondere Eltern gerne wissen möchten, ob in den aktuell sehr beliebten internationalen Süßwaren gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe sind oder nicht“, sagt Valet. „Nur dank der verpflichtenden Kennzeichnung haben sie eine echte Wahl. Fällt die Deklaration für die neue Gentechnik weg, kaufen Verbraucherinnen und Verbraucher zukünftig die Katze im Sack.“

Auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Hamburg finden Interessierte eine Liste mit den Namen der betroffenen Gentechnik-Produkte sowie weitergehende Informationen zur alten sowie neuen Gentechnik, den möglichen Plänen der EU-Kommission und die Stellungnahmen des Handels zum Thema Gentechnik: www.vzhh.de/gentechnik.

Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Hamburg e.V.

Foto: Genetisch veränderte Organismen und daraus hergestellte Produkte dürfen im Öko-Landbau und in der Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln nicht verwendet werden – wie hier beim Gärtnerhof Stüffel in Bergstedt. Quelle: Verordnung (EG) Nr. 834/2007 (Öko-Verordnung … bei wikipedia zu finden)

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