Deutsche Umwelthilfe und Bürgerinitiative Saubere Luft für Ostfriesland beantragen Ablehnung und kündigen weitere rechtliche Schritte an
Im Planungsfeststellungsverfahren zu den Gasförderungen in der Nordsee durch den niederländischen Öl- und Gaskonzern One-Dyas haben die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland Einwendungen beim zuständigen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) Niedersachsen eingereicht.
One-Dyas will mit einer neuen Förderplattform knapp 500 Meter vor der deutschen Seegrenze und in unmittelbarer Nähe zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer sowie mehrerer Natura-2000-Gebiete ein Gasfeld ausbeuten, das sich je zur Hälfte unter der niederländischen und deutschen Nordsee befindet.
Die DUH und die Bürgerinitiative kritisieren das als unvereinbar mit den Klimazielen und befürchten immense Schäden für die Natur. Die Organisationen fordern das LBEG auf, den Förderantrag abzulehnen und kündigen weitere rechtliche Schritte an.
DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner: „One-Dyas rechtfertigt seine fossilen Pläne fälschlicherweise mit der Energiesicherheit. Dabei würde die Produktion frühestens 2024 beginnen und weniger als ein Prozent des deutschen Gasverbrauchs abdecken. Dieser marginalen Fördermenge stehen massive und irreversible Auswirkungen auf die Umwelt entgegen. Die Abhängigkeit von fossilen Energien hat uns in die Klima- und Energiekrise hineinmanövriert. Das nun noch durch neue fossile Projekte zu verstärken, ist irrsinnig und nicht im öffentlichen Interesse. Wir werden alle rechtlichen Schritte ausschöpfen, um dieses Projekt zu stoppen.“
DUH und Bürgerinitiative fordern zudem eine erneute und vollständige Auslegung der relevanten Dokumente. Beispielsweise blendet der Umweltbericht, den One-Dyas im Planungsfeststellungsverfahren vorlegen musste, die Emissionen aus der Nutzung des Erdgases völlig aus. Dabei beträgt die mögliche Gesamtfördermenge aus diesen und künftig geplanten Projektabschnitten laut Unternehmensangaben bis zu 50 Milliarden Kubikmeter Erdgas, die aber erst in den nächsten Jahrzehnten verfügbar gemacht werden sollen. Bei der Verbrennung dieser Menge an Erdgas würden rund 65 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Auch fehlen Daten zur Zusammensetzung des Lagerstättenwassers, das in die Nordsee eingeleitet werden soll.
Auch naturschutzrechtlich ist die Gasförderung im Wattenmeer höchst bedenklich. Bernd Meyerer, Sprecher der Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland, erklärt: „One-Dyas möchte für die Gasförderung den Schutz des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer aushebeln. Dabei ist dieses Ökosystem von herausragender weltweiter Bedeutung. Sein Schutz muss für die Landesregierung und die Genehmigungsbehörde oberste Priorität haben. Von schwermetallbelasteten Eiern der Vögel bis hin zu platzenden Trommelfellen der Schweinswale durch die Lärmbelastung der Bauarbeiten – die Erdgasförderung im Naturraum Wattenmeer und im Naturschutzgebiet ‚Borkum Riff‘ hätte unter anderem durch die Einleitung von belastetem Lagerstättenwasser der Plattform verheerende Folgen. Das Vorhaben von One-Dyas muss deshalb unbedingt verhindert werden – wir fordern das LBEG auf, die Genehmigung für die Bohrungen zu verweigern.“
Bereits im Juli hatten DUH, die niederländische Umweltorganisation Mobilisation for the Environment (MOB) und die Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland auf niederländischer Seite gemeinsam Klage gegen die dort schon erteilte Genehmigung eingereicht. Diese ist weiter anhängig. Auch auf deutscher Seite planen die Organisationen, rechtlich gegen die Gasbohrungen vorzugehen. Die Nordseeinseln Borkum, Juist und Norderney haben ebenfalls Einwendungen eingelegt.
Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe