Geplanter Ausbau von Flüssiggas-Terminals

… gefährdet deutsche Klimaziele – Greenpeace-Studie: Habecks LNG-Pläne führen zu Überkapazitäten und neuer fossiler Abhängigkeit
Der von der Bundesregierung geplante Bau von zwölf Flüssiggas-Terminals geht weit über den Bedarf hinaus und gefährdet die deutschen Klimaziele. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie (Online: https://act.gp/3JgSlsB) des Hamburger Forschungs- und Beratungsbüros EnergyComment im Auftrag von Greenpeace.

 

Die derzeit geplanten Importkapazitäten übertreffen die bisherigen russischen Gaslieferungen deutlich und würden zu einer langfristigen Abhängigkeit von klimaschädlichem Gas führen. Um die Gasversorgung auch bei einem russischen Lieferstopp sicherzustellen, genügen einige wenige schwimmende LNG-Terminals, zeigt die Studie. “Die Sorge vor einem russischen Lieferstopp darf nicht das Einfallstor für die nächste fossile Abhängigkeit sein“, sagt Greenpeace-Sprecher Manfred Santen. „Statt weitere klimaschädliche Strukturen zu schaffen, muss jetzt konsequent Gas eingespart, der Einbau von Wärmepumpen gefördert und Gebäude gedämmt werden und eine neue Industriestandortpolitik im Fokus stehen.”

Die umfangreichen Investitionen in LNG-Terminals und Abnahmeverträge bis in die 2040er Jahre schaffen eine langfristige Abhängigkeit von klimaschädlichem Erdgas. Deutschland würde damit zu einem der weltgrößten Importeure von Flüssiggas. “Diese Ausbaupläne widersprechen den Klimazielen, zu denen sich Deutschland und Europa verpflichtet haben. In dieser überdimensionierten Form müssen sie gestoppt werden ”, so Santen.

Enger LNG-Markt schafft neue Abhängigkeit von wenigen Lieferanten

Die Studie zeigt weiterhin Probleme in der LNG-Beschaffung, die aus dem absehbaren Duopol im Markt für Flüssiggas entstehen könnten. Da nur Qatar und die USA ihre Exportmengen in absehbarer Zeit nennenswert ausweiten, steige die Abhängigkeit Europas von einzelnen Großterminals und den strategischen Zielen dieser beiden Exportländer. Die Studie widerlegt zudem, dass LNG-Terminals später leicht für den Import von Wasserstoff zu nutzen sind. Zentrale technische Komponenten müssten bei der Umstellung auf Wasserstoff ersetzt werden, was mit erheblichen Kosten und hohen Energieverlusten verbunden und damit unwirtschaftlich ist.

Greenpeace Aktivist:innen werden am Dienstag (26.7.) auf der Insel Borkum gegen die Neu-Erschließung von Gasfeldern in der Nordsee und vor Westaustralien protestieren.


Greenpeace protestiert mit Menschenbild gegen Gasbohrungen im Wattenmeer

Gasprojekt vor Borkum bietet keine Lösung für aktuelle Energieversorgung

Mit der aus etwa 250 Menschen geformten, 50 Meter langen Forderung “No New Gas!” protestieren Greenpeace Aktivist:innen heute am Strand von Borkum gegen weitere Gasbohrungen. Gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung und Urlaubenden fordern sie, das geplante Erdgasprojekt vor der Nordseeinsel zu stoppen und andere zerstörerische Gasbohrungen einzustellen. Die Gasbohrungen würden empfindliche Lebensräume zerstören und Tiere, wie bedrohte Schweinswale, weiter gefährden. “In einem einzigartigen Schutzgebiet nach Erdgas zu bohren, das erst in einigen Jahren bereitsteht, ist keine Antwort auf die aktuelle Energiekrise, sondern ökologischer Irrsinn”, sagt Greenpeace-Meeresexperte Till Seidensticker. “Der Nationalpark Wattenmeer gehört geschützt. Eine sichere Energieversorgung braucht immer weniger klimaschädliches Gas und mehr Erneuerbare und Effizienz.”

Rund zwanzig Kilometer nordwestlich von Borkum, in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, will das niederländische Unternehmen One-Dyas ein Erdgasfeld erschließen. Das Land Niedersachsen hatte das Projekt im vergangenen Jahr zunächst aufgrund von Umweltbedenken verworfen. Aus Sorge vor ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland soll es nun doch ausgebeutet werden. Das Projekt würde jedoch frühestens ab Ende 2024 Gas liefern und damit eine langfristige Abhängigkeit von Gas schaffen, die es zum Erreichen der Klimaziele nicht geben darf. In einer ersten Phase plant One-Dyas bis zu 13 Milliarden Kubikmeter Gas zu fördern. Durch die Verbrennung würden etwa 26 Millionen Tonnen CO2 entstehen – das entspricht etwa den jährlichen Emissionen von Rheinland-Pfalz. “Deutschland darf mit dem industriellen Abbau von Erdgas nicht weiter die Klimakrise anheizen und der Artenvielfalt im Meer schaden. Die Zeiten für weitere Bohrvorhaben nach Erdöl oder Erdgas in unseren Meeren sind vorbei”, so Seidensticker.

Gasprojekte bedrohen auch Meeresgebiet vor Australien

Bohrungen können kleinere Erdbeben auslösen, die zu Salzwassereinbrüchen in Süßwasservorkommen führen und die Trinkwasserversorgung von Borkum gefährden. Die Inseln Borkum und Juist sowie ein niederländisch-deutsches Bündnis von Umweltschutzverbänden haben bereits Klage gegen das Projekt eingereicht.

Auch vor der Küste Westaustraliens bedroht ein Gasprojekt einzigartige Meeresgebiete. Mit Unterstützung der deutschen Konzerne RWE und Uniper sollen dort riesige Gasfelder erschlossen werden, die frühestens 2025 Gas liefern könnten. Die Bohrungen verliefen in einem der artenreichsten Meeresregionen Australiens. Die Pipeline würde auch dort Wale und viele weitere Meerestiere gefährden.

Pressemitteilungen Greenpeace (25.+26.7.)

Dieser Beitrag wurde unter Klima / Energie / Umwelt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.