Gipsabbau droht einzigartige Naturlandschaften zu zerstören

Umweltverbände fordern Schutz der Artenvielfalt durch Recycling und effizienten Materialeinsatz
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Grüne Liga e.V. und der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. (VdHK) warnen nachdrücklich vor einem Abbau von Gips in einzigartigen Naturräumen. Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck muss eine verbindliche Rohstoffstrategie für einen ressourcenschonenden und kreislaufgerechten Einsatz von Gips vorlegen, so die Verbände.

 

Anlass für die Forderung sind Versuche der Gipsindustrie, den durch den Kohleausstieg bedingten Wegfall von Gipsen aus der Rauchgasentschwefelung durch zusätzlichen Abbau in Naturräumen auszugleichen. Auch die Karstlandschaft Südharz, ein Biosphärenreservat von weltweiter Bedeutung, ist gefährdet. Dabei lassen sich Materialengpässe auch ohne Raubbau an der Natur vermeiden. Für den Schutz wichtiger Ökosysteme fordern DUH, Grüne Liga und VdHK daher: Einsatz von mehr Recyclinggips, Erschließung weiterer Sekundärgipsquellen, Exportstopp für Naturgips, effizienterer Einsatz und die Verwendung von Ersatzstoffen.

„Es ist völlig inakzeptabel, dass über den Abbau von Gips in weltweit einzigartigen Naturlandschaften wie dem Südharzer Gipskarstgebiet diskutiert wird, obwohl noch nicht einmal ansatzweise alternative Gipsquellen erschlossen worden sind. Länder wie Dänemark oder die Niederlande recyceln bereits 40 Prozent der Gipskartonplatten. Hierzulande sind es jämmerliche fünf Prozent der gesamten Gipsabfälle, die recycelt werden. Um das zu ändern, muss das Gipsrecycling politisch gefördert werden, indem die selektive Rückbau- und Recyclingfähigkeit von Gipsprodukten verpflichtend gemacht wird. Weitere potentielle Sekundärgipsquellen wie etwa Phosphorgipse müssen erschlossen, Effizienzstandards für Gipsprodukte festgelegt, der Naturgipsexport gestoppt und der Einsatz alternativer Baustoffe, wie zum Beispiel Holz, vorangebracht werden“, fordert DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.

Dass die Industrie nicht vor dem Gipsabbau in Naturschutzgebieten Halt macht, zeigt die Firma Knauf. Dieses Unternehmen führt derzeit mit Politik und Verwaltung in Sachsen-Anhalt Gespräche zur Erlaubnis von Probebohrungen im dortigen Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz. Große Teile des weltweit einzigartigen Gipskarstgürtels in Deutschland werden bereits abgebaut oder wurden dazu ausgewiesen. Das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz ist das größte bislang unberührte Gebiet.

„Der Südharzer Gipskarstgürtel in den Bundesländern Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt ist aus Sicht der Höhlen- und Karstkunde das weltweit bedeutendste Gebiet dieser Art. Es erfüllt mit seinen Geo- und Biotopen, insbesondere den Karsterscheinungen und den Kalkbuchenwäldern, die Kriterien eines UNESCO-Welterbegebiets. Nur ein Teil des Gebiets steht bisher unter Naturschutz. Seine weitere Teilzerstörung durch den Gipsabbau ist nicht notwendig, weil es genügend technische Gipse auf dem Markt gibt“, sagt die Vorsitzende des VdHK Bärbel Vogel.

„Eine Ausweitung des Naturgipsabbaus führt zu einer unwiederbringlichen Zerstörung der einzigartigen Landschaft im Südharz und sollte unbedingt vermieden werden. Die Biodiversitätskrise ist in vollem Gange und wichtige Ökosystemleistungen gehen mit dem Verlust der Artenvielfalt verloren. Die Südharzer Gipskarstlandschaft umfasst einen von 30 Hotspots der Artenvielfalt in Deutschland. Diese Schatzkiste der Natur mit ihren unzähligen Funktionen und Leistungen, die sie erbringt, muss unbedingt erhalten bleiben, denn davon profitieren wir als Gesellschaft langfristig alle“, sagt der Bundesvorsitzende der Grünen Liga Rene Schuster.

Gipsabbau in Naturräumen verursacht irreversible Schäden. Neben der geologischen Einzigartigkeit sind die größten Flächen der durch Gipsabbau zerstörten Biotope im Südharz natürliche klimastabile Laubwaldlebensräume, die in ihrer Artenvielfalt nicht wiederherstellbar sind. Deswegen muss ein Gipsabbau in diesen Naturräumen untersagt werden. Hierfür stehen neben Klimaschutzminister Habeck vor allem die Ministerpräsidenten der Bundesländer Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen in der Verantwortung.

Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe

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