Die EU subventioniert industrielle Tierhalter hohen Fördersummen, obwohl deren Ställe riesige Mengen schädliches Ammoniak ausstoßen. Das ist das Ergebnis einer Analyse, für die Greenpeace in acht Ländern Empfänger von EU-Fördergeldern aus dem Jahr 2015 mit den Ammoniakemissionen landwirtschaftlicher Betriebe verglichen hat.
Ammoniak aus Dünger oder Gülle stört das ökologische Gleichgewicht und belastet als Feinstaub die Atemwege. Letzterer macht statistisch rund 40 Prozent der durch verschmutzte Luft verursachten Todesfälle in der Bundesrepublik aus. Die Auswertung der deutschen Daten im „Europäischen Schadstoff-Freisetzungs- und Verbringungsregister“ (E-PRTR) zeigt, dass in Deutschland die Intensivtierhaltung fast 80 Prozent des gemeldeten Ammoniakausstoßes verursacht. Greenpeace sieht die neue Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) in der Pflicht: „Die Ministerin muss sich für eine Reform der EU-Agrarpolitik einsetzen, die Umweltsünder bei der Fördermittelvergabe ausschließt“, sagt Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace.
Die Analyse (englische Zusammenfassung: act.gp/2Hnw7UW) untersucht E-PRTR-registrierte Betriebe in Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Österreich, Polen und den Niederlanden. Mehr als die Hälfte (1209 Betriebe) erhielt demnach Fördermittel von insgesamt 104 Millionen Euro, obwohl diese Betriebe in ihren Ländern mit das meiste Ammoniak verursachten. Bei den 603 im E-PRTR-registrierten deutschen Tierhaltungsbetrieben empfing mehr als ein Fünftel EU-Agrarsubventionen in einer Gesamthöhe von fast 32 Millionen Euro. Fünf Prozent der Zuschussempfänger sicherten sich daraus jeweils mehr als eine Millionen Euro, während auf den Rest deutlich geringere Anteile entfielen.
Das E-PRTR zeigt nicht das volle Ausmaß der Ammoniakbelastung Europas. Nur Betriebe mit Schweine- oder Geflügelhaltung, die mehr als 10.000 Kilogramm Ammoniak ausstoßen, müssen an das Register berichten. Betriebe mit Rinderhaltung müssen ihren Ausstoß nicht melden. Doch jede industrielle Tierhaltung belastet mit Ammoniakgasen massiv die Umwelt: Durch sie werden Lebensräume von Insekten und Vögel zerstört, es bilden sich aufgrund von Algenblüte in Gewässern sauerstoffarme tote Zonen und Mensch und Tier erleiden Atemwegserkrankungen.
Reform der EU-Agrarpolitik bietet Chance auf umweltfreundlichere Agrarförderung
Greenpeace fordert eine Meldepflicht für alle Verschmutzungen, die die Landwirtschaft verursacht – über die derzeitige lückenhafte Überwachung von Ammoniak hinaus. Die Chance dazu bietet die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP); ein Vorschlag wird Anfang Juni erwartet. Zudem plant die Europäische Kommission, Anfang Mai einen Entwurf des nächsten EU-Haushaltsplans inklusive der ab 2020 geplanten Agrarfördermittel zu veröffentlichen. „Die Agrarpolitik der EU muss eine Landwirtschaft unterstützen, die mit der Natur arbeitet, nicht gegen sie“, sagt Huxdorff.
Pressemitteilung Greenpeace