Meeresschutz-Tour: „Beluga II“ legt für Besucher in vier deutschen Küstenstädten an
Auf der Suche nach düngebelasteten Gebieten und sogenannten „toten Zonen“ nimmt Greenpeace in den kommenden zwei Monaten Wasserproben entlang der Ostseeküste. Mit einem Labor an Bord des Greenpeace-Schiffs „Beluga II“ untersucht die unabhängige Umweltorganisation Flussmündungen und Förden von Dänemark bis Polen auf ihren Sauerstoffgehalt, Nitrat, Phosphat und multiresistente Keime.
In Flensburg, Greifswald, Lübeck und Warnemünde können Besucher das schwimmende Labor besichtigen und eigene Gewässerproben testen lassen. Vor allem durch Gülle aus der Massentierhaltung gelangen oft Problemstoffe über Flüsse und Bäche ins Meer und tragen zur Überdüngung der Ostsee bei. In Deutschland fällt laut Statistischem Bundesamt jeden Tag Gülle von fast 27 Millionen Schweinen und gut 12 Millionen Kühen an, das entspricht etwa 15.000 Tanklastern. „Die Massentierhaltung führt zu enormen Mengen Gülle-Abfall, die unsere Flüsse und Meere gefährden“, sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace. „Die Zahl gehaltener Schweine und Kühe muss sinken.“ Zur Tour: www.greenpeace.de/beluga
Gelangen die Nährstoffe ins Meer, wachsen dort Algen stärker als gewöhnlich. Wenn sie absterben, wird dem Wasser Sauerstoff entzogen. In den so entstehenden sauerstoffarmen Gebieten können sich sogenannte „tote Zonen“ entwickeln, in denen fast nichts mehr leben kann. Bislang existieren vor allem Daten zu toten Zonen im offenen Meer, Greenpeace ergänzt diese durch Messungen in küstennahen Bereichen.
Die Wasserproben, die Interessierte zu den Besuchertagen mitbringen können, sollten aus Brunnen oder Gewässern wie etwa Zuflüssen zur Ostsee stammen. Mit einem Schnelltest werden die Proben auf ihren Gehalt an Nitrat und Phosphat geprüft. Greenpeace hat in den vergangenen Wochen mit einer Messtour bereits in 21 Städten Daten erhoben und Wasserproben von Seen, Bächen und aus privaten Brunnen untersucht. Die Proben von Greenpeace untersucht ein Labor zudem auf multiresistente Keime: Durch die hohen Mengen Antibiotika in der Massentierhaltung können Keime entstehen, die gegen medizinisch wichtige Antibiotika resistent sind. Die Keime können sich über die Gülledüngung verbreiten, das hatte Greenpeace bereits 2017 anhand von Proben aus Schweineställen, die multiresistente Keime enthielten, nachgewiesen.
Einfache Rechnung: Weniger Tiere – weniger Gülle
Deutschlands Agrarindustrie produziert Fleisch im Überschuss und exportiert ins Ausland. Zurück bleibt jedoch die umweltbelastende Gülle. Deutschland drohen milliardenhohe Strafzahlungen an die EU, weil es sich nach Urteil des Europäischen Gerichtshofs nicht ausreichend um den Schutz des Grundwassers kümmert. Alle Transporte und Ausbringungen von Gülle müssten erfasst werden, so Greenpeace. Dafür müsste Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) das Düngerecht verschärfen. „Grundwasser, Flüsse und Meere brauchen Schutz vor der Massentierhaltung. Ministerin Klöckner ist dafür mitverantwortlich“, sagt Santen.
Pressemitteilung Greenpeace