Greenpeace kommentiert neue WHO-Grenzwerte

Luftschadstoffe wie Feinstaub und Stickstoffdioxid schaden der Gesundheit schon bei weit niedrigerer Dosierung als bislang angenommen, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem heute vorgestellten Bericht. Die WHO empfiehlt, die Grenzwerte für Luftschadstoffe deutlich zu verschärfen.

 

Es kommentiert Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan:

„Dieser Report ist ein weiteres Alarmsignal, dass wir viel schneller weg müssen von schmutzigen fossilen Energien. Wer Kohle, Gas und Öl verbrennt, schadet nicht nur dem Klima, sondern gefährdet auch die Gesundheit von Millionen Menschen. Selbst niedrige Dosierungen von Feinstaub und Stickoxiden schaden der Gesundheit massiv. Statt weiter zu versuchen, Kohlekraftwerke oder Verbrennungsmotoren weniger dreckig zu machen, müssen wir schneller aus der Kohle aussteigen und zu sauberer Mobilität wechseln.“

Hintergrund: Für Feinstaub (PM 2.5) senkte die WHO die Empfehlung für den maximalen jährlichen Durchschnitt von 25 µg/m³ auf 5 µg/m³, für NO2 von 40 µg/m³ auf 10 µg/m³. In Deutschland liegt die Belastung mit Luftschadstoffen vielerorts über diesen Grenzwerten. Von den 370 städtischen Messstationen für die dem Umweltbundesamt für das Jahr 2020 Messdaten für NO2 vorliegen, lagen nur acht unterhalb des von der WHO empfohlenen Grenzwertes.

UBA-Daten verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/358/dokumente/no2-liste_2015-2020_20210617_fin.xlsx

Pressemitteilung Greenpeace


BUND fordert neue Dimension bei der Luftreinhaltung in Hamburg

Neue Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation bestätigen Gesundheitsschäden durch Luftschadstoffe / BUND erwartet neue Vorgaben der EU-Kommission

Nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) heute ihre neuen globalen Luftgüteleitlinien vorgestellt hat, fordert der BUND eine neue Dimension bei der Luftreinhaltung in Hamburg. Die Zeiten in denen diskutiert wurde, ob es überhaupt schärfere Maßnahmen zur Reduzierung von Luftschadstoffen in Hamburg geben müsse, wenn die Werte nur noch knapp über den Grenzwerten liegen, müssten endgültig vorbei sein.

„Die Informationen und Forderungen der WHO sind eine schallende Ohrfeige für den Senat, der bis heute versucht, die Luftbelastung in Hamburg schönzurechnen, schönzumessen und schönzureden. Wenn die WHO im Sinne des Gesundheitsschutzes für die Menschen fordert, dass der Grenzwert von 40 µg/m3 Stickstoffdioxid in der Luft auf 10 µ abgesenkt werden muss, wirkt es geradezu absurd, wenn die Umweltbehörde um 2-3 µg feilscht und in vier Metern Höhe messen will, weil neben der Messstation gerade niemand im Erdgeschoss wohnt“, empört sich Christiane Blömeke, Vorsitzende des BUND Hamburg.

Nach Schätzungen der WHO verursacht die Belastung durch Luftverschmutzung jährlich sieben Millionen vorzeitige Todesfälle und den Verlust von noch mehr gesunden Lebensjahren. Allein in Deutschland gehen Wissenschaftler*innen davon aus, dass rund 66.000 Menschen pro Jahr an den zu hohen Feinstaubkonzentrationen sterben.

Aus Sicht des BUND ist nun eine radikale Wende in der Luftreinhaltepolitik in Hamburg erforderlich. Dazu gehörten eine Reduzierung des PKW-Verkehrs um mindestens 50 Prozent, eine konsequente Kontrolle von PKW, LKW und Bussen auf Einhaltung der Schadstoffwerte sowie großräumige Fahrverbote in besonders belasteten Bereichen. Um die so genannte Hintergrundbelastung abseits der Straßen zu senken, braucht es aus Sicht des BUND besonders strenge Regeln für den Betrieb von Öl-, Gas- und vor allem Holzheizungen sowie eine deutliche Begrenzung des Schadstoffausstoßes im Hafen und durch den Betrieb des Hamburger Flughafens.

Der BUND hat sich in mehreren Gerichtsverfahren gegen die Stadt Hamburg durchgesetzt, damit diese die seit über zehn Jahren geltenden europaweit geltenden Grenzwerte einhalten muss. Nun ist davon auszugehen, dass die EU-Kommission diese Grenzwerte im Sinne der WHO-Vorgaben nochmals verschärfen wird.

„Wir fordern den Hamburger Senat und die Umweltbehörde deshalb auf, einen Luftreinhalteplan auf den Weg zu bringen, der nicht nur die Einhaltung der derzeit gültigen Grenzwerte berücksichtigt, sondern auch die neuen Vorgaben der WHO. Ansonsten läuft der Senat Gefahr, dass der Plan bereits in wenigen Monaten wieder vor den Gerichten landet“, so Christiane Blömeke.

Pressemitteilung BUND Hamburg

Dieser Beitrag wurde unter Klima / Energie / Umwelt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.